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Erinnerungen an eine Ehe: Roman (German Edition)

Erinnerungen an eine Ehe: Roman (German Edition)

Titel: Erinnerungen an eine Ehe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louis Begley
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angenommen, das Wochenende mit ihr und ihrem Mann in Water Mill zu verbringen, und wenn Lucy davon Wind bekäme, würde sie steil in die Luft gehen, daran hatte ich nicht den mindesten Zweifel. Janes Informationen sollten sich wie erhofft als aufschlussreich für mich erweisen.
    Heiraten, einen richtigen Haushalt einrichten, michnicht mehr nur treiben lassen, das war, sagte Lucy, in mancher Hinsicht das, was ich immer gewollt hatte. Zugleich aber wusste ich, als ich nach dieser grässlichen Hochzeit – objektiv gesehen war sie nicht grässlich, nichts in diesem Haus konnte grässlich sein; sie kam mir nur so vor – und den monströsen Flitterwochen in Little Compton wieder nach Boston kam, dass ich in einer Falle saß. In einer Falle, die ich mir selbst gestellt hatte und aus der ich nicht mehr herauskam. Stell dir vor, Mr. und Mrs. Snow verkündeten, sie wollten uns in Little Compton besuchen und Sachen für das Haus bringen, selbstgemachte Marmeladen und Tomaten-Chutneys, und wir mussten sie empfangen, Thomas bestand darauf. Er wollte ihnen nicht das Herz brechen, nicht alle Brücken abreißen. Sie hätten doch so hart gearbeitet. Und was war mit meinem Herzen? Das zog er wohl nicht in Betracht. Er hatte schon beschlossen, sicher nicht ohne den Einfluss seiner Eltern, dass ich nicht ganz rational sei und dass er deshalb, wenn er dies oder das gegen meinen Willen tun wollte, mich so lange bearbeiten müsse, bis ich es hinnahm. Mich fügte. Den Tisch mit dem besten Tischtuch deckte, das gute Porzellan meiner Großtante Helen hervorholte und mit Mr. und Mrs. Snow Tee trank. Die Treuhandverwaltung fand die größere Wohnung, die wir brauchten, im obersten Stockwerk eines Gebäudes in der Beacon Street gegenüber vom Public Garden. Im selben Haus wohnten Alan Crawford, ein Dozent für italienische Renaissanceliteratur, und seine Frau. Ich war in seinem Seminar gewesen, und er hatte mir die beste Note gegeben. Nach Semesterbeginn waren wir zum Dinner und zweimal zu Drinks bei ihnen eingeladen. Ich glaube, Thomas langweilte Alan, aberich merkte, dass der mit dem Gedanken spielte, etwas mit mir anzufangen. Da wir im selben Gebäude wohnten, hätten wir bequem zusammenkommen können, und ich hätte nichts dagegen gehabt, aber er kniff. Vielleicht spürte Susan, seine Frau, was im Gang war, und las ihm die Leviten. Abgesehen von meinem Apartment in der Rue Casimir-Perier, an das du dich bestimmt noch erinnerst, war die Wohnung an der Beacon Street die schönste, die ich je hatte. Sonnig, gut geschnitten und mit einer sehr schönen Aussicht. Ich konnte zu Fuß zur Arbeit gehen. Aber kaum war Dr. Reiner zu seinen Ferien in Wellfleet aufgebrochen, merkte ich, dass ich in übler Verfassung war. Ich ging unter. Thomas kam immer spät nach Hause; er arbeitete in der Bibliothek. Er stellte sich vor, dass ein gedeckter Tisch auf ihn wartete, sobald er durch die Tür kam, dass wir, sobald er sich die Hände gewaschen hatte, zusammen etwas trinken würden – die Idee hatte er von mir übernommen – und uns dann zum Essen setzten. Natürlich sollte ich das Essen bereithalten, so dass es allenfalls aufgewärmt werden musste. Es ging nicht, ich konnte nicht. Warum sollte ich die sein, die den Tisch deckte, einkaufte, kochte? Darüber stritten wir. Immer wieder. Das Einkaufen war nicht leicht – ich musste den ganzen Weg zur Charles Street laufen. Ich konnte bei einem teuren Laden eine telefonische Bestellung aufgeben und nehmen, was immer mir geliefert wurde, aber das hieß, dass ich das Obst oder den Salat nicht selbst aussuchen konnte, außerdem musste ich zu Hause sein, wenn die Bestellung gebracht wurde. Einen Pförtner hatten wir nicht. Es war ein heißer August, so schwül und stickig, wie er in Boston sein kann. Auf den Straßen war die Hitze brutal, aber in der Wohnung wares erträglich. Man würde denken, Thomas hätte baden oder duschen wollen, sobald er nach Hause kam, um dann einen Drink zu nehmen und spät zu Abend zu essen, wenn man die Fenster öffnen und etwas kühle Luft hereinlassen konnte, aber nein, das war nicht so, wie es sein sollte; der Mann mit der Autowerkstatt musste sich waschen, um das Schmieröl loszuwerden, aber Thomas doch nicht, er hatte nicht den ganzen Tag unter einem Auto gelegen, um einen neuen Auspuff einzubauen. Alles, was ich erreichen konnte, war, dass Thomas duschte, bevor er zu Bett ging! Und ich konnte ihm abgewöhnen, dass er sich in Hemdsärmeln und Krawatte zu Tisch setzte. Er stopfte

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