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Erinnerungen der Kaiserin Katharina II.

Erinnerungen der Kaiserin Katharina II.

Titel: Erinnerungen der Kaiserin Katharina II. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina II. von Rußland
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einigermaßen abgeschlossen waren, richtete ich mein Augenmerk darauf, einige Personen, deren Ansehen und Einfluß wenigstens unserm Unternehmen eine Art Weihe geben konnte, für unsere Interessen zu gewinnen und womöglich in unsere Pläne zu verwickeln. Da war in erster Linie der Marschall Razumowski, der Befehlshaber der Ismailoffskischen Garde, ein Offizier, der von seinem ganzen Korps sehr geliebt wurde, und der, obgleich sehr bevorzugt am Hofe,doch vollkommen imstande war, die Unfähigkeit des Monarchen zum Regieren und die daraus entstehende Gefahr zu begreifen. Aber wie sollte er bewogen werden, sich unserm Plane anzuschließen – er, der zwar sein Vaterland nur so viel liebte, als eine natürliche Antipathie ihm überhaupt erlaubte, irgend etwas auf der Welt zu lieben, der jedoch, unermeßlich reich, überhäuft mit allen Ehren, die je Regenten verleihen konnten, in Trägheit versunken, vor jedem Unternehmen von zweifelhaftem oder gefährlichem Ausgang zurückschreckte? Doch wie schwer auch mein Unternehmen sein mochte, ich ließ mich nicht durch Rücksichten auf Schwierigkeiten abschrecken. Eines Tages, als ich wie gewöhnlich einen Besuch beim englischen Gesandten machte, hörte ich, daß die Garden einen Versuch zum Aufstand unternommen hätten, bloß aus Veranlassung des dänischen Kriegs. Ich fragte Mr. Keith, ob sie wohl von einem höheren Offizier dazu angetrieben worden wären, er aber antwortete mir, er glaube es nicht, da es sehr unwahrscheinlich sei, daß die Offiziere gegen einen Krieg etwas einzuwenden hätten, in welchem sie sich doch so leicht auszeichnen könnten. »Jene unvorsichtigen Gerüchte,« fügte er hinzu, »werden die Veranlassung zu einigen militärischen Bestrafungen und Verbannungen nach Sibirien sein, und dabei wird die Geschichte ihr Bewenden haben.«
    Ich indes fühlte mich durch jenen Vorfall veranlaßt, mich mit denjenigen Offizieren des Razumowskischen Regiments zu besprechen, die ich schon ins Vertrauen gezogen hatte, nämlich mit den zwei Rasloffleffs und Herrn Lassunski, die alle drei mit dem Marschall Razumowski sehr befreundet waren. Besonders Lassunski sollte großen Einfluß auf ihn haben. Obgleich sie mir gerade keine Hoffnung über seine Teilnahme machten, empfahl ich ihnen dennoch, in ihren vertrauten Gesprächen mit dem Marschall bei den Umständen des letztenAufstandes zu verweilen und den Gedanken an einen bevorstehenden Wechsel des Thrones in ihm zu erwecken. Sie sollten erst unbestimmt, nach und nach aber immer positiver von der bestehenden Verschwörung mit ihm sprechen, und wenn der Plan reif sei und der Augenblick der Tat nahe, endlich alle Verstellung abwerfen und unsere Ansichten offen darlegen, so daß er sich dann zu sehr in unser Geheimnis verwickelt sähe, um Angeber zu werden. Um sein Zurückziehen von der Sache zu verhindern, sollten sie ihn daran erinnern, daß Mitwisser auch Mitschuldiger heiße, und da er die Gefahr einmal teile, so würde es wohl in seinem eigenen ebensowohl als in unserm Interesse liegen, sich, wenn nötig, an die Spitze seines Regiments zu stellen. Das alles wurde genau nach meiner Angabe erfüllt und die List mit dem vollständigsten Erfolg gekrönt.
    Eine andere für unsere Pläne äußerst wichtige Person war Panin, der Erzieher des Großfürsten Paul, der allen Einfluß besaß, den gewöhnlich eine bedeutende Stellung begleitet. Im Frühjahr sah ich ihn oft in meinem Heim, wo er mich so oft besuchte, als es ihm nur seine Hofpflichten gestatteten. Bei solchen Besuchen wagte ich es denn, ihm von der Möglichkeit und den Folgen einer Revolution zu sprechen, die uns einen besseren Herrscher geben würde, und versuchte wie zufällig, seine Meinung über diesen Punkt zu erfahren. Er ging immer mit großem Interesse auf derartige Gegenstände ein und versenkte sich zuweilen in eine von ihm längst gehegte Idee, seinen jungen Zögling auf den Thron zu erheben und eine Regierung in der Art der schwedischen Monarchie einzuführen.
    Allerdings konnte ein junger weiblicher Verschwörer nicht leicht und mit einem Male das Vertrauen eines vorsichtigen, berechnenden Politikers, wie Panin war, gewinnen, aber trotzmeines Geschlechtes und meiner Jugend (ich war damals achtzehn Jahre alt), hob mich das Ansehen, das ich bei andern genoß, auch in seinen Augen. Fürst Repnin, sein Lieblingsneffe, den ich oft bei der Prinzessin Kurakin traf, kannte mich sehr gut und pflegte mich unserm gemeinschaftlichen Onkel als einen Charakter

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