Erinnerungen der Nacht
wurden eine ganze Weile nicht mehr benutzt“, sagte er.
Sie holte ein kleines Päckchen aus dem Koffer. „Ich habe Zedernsplitter mitgebracht.“ Sie verteilte einige davon in der Schublade. „Du hast noch gar nichts zu den Vorhängen gesagt. Wie sehr verabscheust du sie denn?“
Er holte tief Luft. „Eigentlich bin ich allmählich ganz froh, dass ich mich von dir habe überreden lassen. Die ganzen Räume wirken … gemütlicher.“
„Dann stört es dich sicher nicht, dass ich dazu passende Kissen und Bettdecken gekauft habe.“
Er schüttelte langsam den Kopf. „Nein, das stört mich nicht.“ Er spürte, wie seine Lider schwer und sein Körper immer langsamer wurden. Er griff in die Tasche seines Jacketts und holte eine Phiole von Erics Aufputschmittel heraus.
Rhiannon runzelte die Stirn. „Vielleicht solltest du das lassen. Du siehst müde aus.“
Er schüttelte nur den Kopf. „Rhiannon, hast du das Gefühl, dass du mir etwas beweisen musst?“
Plötzlich senkte sie den Blick. „Nein, Roland. Nicht mehr.“
Ihr Tonfall hatte etwas Endgültiges, das vollkommen niederschmetternd für ihn war. Wollte sie endlich aufhören, ihm ununterbrochen nachzustellen? Aber warum fühlte er sich bei dem Gedanken so durch und durch elend?
Er schüttelte das Gefühl der Niedergeschlagenheit ab und trank das Gebräu. „Gut. Das war nämlich nie der Fall, weißt du.“ Sie sagte nichts, stapelte nur weiter Kleidungsstücke in Schubladen. „Ich hatte nie Zweifel an deinen Fähigkeiten, Rhiannon. An deiner Kraft, deinem Mut, deiner uneingeschränkten Tapferkeit im Angesicht von Gefahren.“
Sie sortierte gerade Nachthemden und hielt ein schwarzes Negligé vor sich, das sie stirnrunzelnd betrachtete. „Für eine Frau, meinst du.“
„Das meine ich nicht. Ich hätte dich als Mensch nicht als Gegnerin haben wollen. Und das will ich auch heute nicht.“
Sie legte das Kleidungsstück über eine Stuhllehne, und Rolands Mund wurde trocken, als er überlegte, dass sie es vermutlich anziehen wollte. Er konnte nicht anders, als sich ihre blassen Gliedmaßen unter dem schwarzen durchscheinenden Stoff vorzustellen. Sie hob eine Handvoll Sachen auf und ging zum Schrank, um sie aufzuhängen.
Als sie mit dem Rücken zu ihm stand, schüttelte sie den Kopf. „Ich verstehe dich wirklich nicht, Roland. Wenn du nicht glaubst, dass ich dir unterlegen bin, warum verabscheust du mich dann so?“
„Ich verabscheue dich nicht. Ich mag nur nicht, was du tust.“
Sie hing den Rest der Kleider auf, drehte sich zu ihm um und legte den Kopf schräg. „Was denn so?“
„Unbedachtes Vorgehen. Handlungen, die dich in Gefahr bringen. Zum Beispiel … zum Beispiel, in diesem Gasthaus zu singen.“
Sie lächelte strahlend, ihre Augen funkelten. „Aber Roland, das war doch ein Riesenspaß. Und du musst zugeben, ich bin nicht schlecht.“ Dann runzelte sie die Stirn. „War es das? Findest du, dass ich schrecklich singe?“
Er schloss die Augen. Sie konnte einem wirklich den letzten Nerv töten. „Du hast die Stimme eines Engels.“
Das Lob schien sie mit Freude zu erfüllen. „Wirklich?“
Er nickte. „Du hast nur zu viel Aufmerksamkeit auf dich gelenkt. Ich möchte, dass du vorsichtiger bist.“
„Ich möchte nichts anderes, als deine Aufmerksamkeit auf mich lenken.“
„Dann hättest du hierherkommen und nur für mich singen sollen.“ Sie machte den Mund auf, um zu antworten, aber er fuhr fort: „Es geht nicht nur um das Singen. Es geht um alle anderen Risiken, die du eingehst. In dieser ersten Nacht mit Rogers zu flirten. Sich heute Nacht in sein Hotelzimmer zu schleichen.“ Er hob die Hände zu einer Geste der Hilflosigkeit. „Begreifst du nicht, dass ich nur wütend auf dich war, weil ich Angst um dich habe?“
Sie sah ihn so durchdringend an, dass er kurz die Hoffnung verspürte, sie könnte ihm tatsächlich zuhören. Dann fragte sie ihn: „Wenn ich zu dir ins Schloss gekommen wäre und nur für dich gesungen hätte, hättest du mir wirklich zugehört?“
Er schlug sich mit der Hand an die Stirn. „ Du hast mir nicht zugehört, oder?“
Sie machte eine wegwerfende Geste. „Doch, natürlich. Dir missfallen meine riskanten Abenteuer. Dir missfällt mein ganzes Benehmen. Zweifellos missfällt dir auch, wie ich mich kleide.“
„Rhiannon, es könnte nicht schaden, sich in der Öffentlichkeit ein wenig unauffälliger zu geben, was nur deinem Schutz dienen würde.“
„Ich wusste es. Oh Roland, wo soll ich nur
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