Erlebnis Südafrika - Gold und mehr im Norden
Personal diese Aufgabe ernst und verwöhnt die Schüler
regelrecht.
Das Wetter für die Wanderung ist
bestens. "Das haben wir speziell für Euch bestellt", zwinkert mir
Stan zu. Der Himmel ist bedeckt - ein ideales Wanderwetter, und es geht im
"single file" zügig voran. Wir marschieren durch grüne Täler und auf
ansteigenden Hängen über mit Gestrüpp bewachsene Felsen. Sollte es hier einen
Weg geben - nur Stan und Bruce können ihn mit ihren in der Wildnis geschulten
Augen entdecken. Allmählich passt sich das von Deutschland her üppiges Grün
gewöhnte Auge an die karstige Landschaft an. Und tatsächlich, es die
Sehfähigkeit erweitert sich, das Auge wird aufmerksamer: Unscheinbar, beinahe
vom Tritt suchenden Wanderschuh zermalmt, ein winziges gelbes Blümchen, dann
wieder eine in grellem Rot auffallende, etwa 4 mm durchmessende Blüte. Oft
marschieren wir an verblühenden oder bereits verblühten Proteen vorbei. Die
Protea ist die Nationalblume Südafrikas, die in vielen verschiedenen
Ausprägungen im Lande auftritt. An einem sauberen Rinnsal, das sich in felsigen
Wasserlöchern gesammelt hat, machen wir eine kurze Verschnaufpause. "Das
Wasser könnt Ihr benutzen, um Eure Wasserflaschen wieder aufzufüllen". Der
Vorschlag wird dankend angenommen, da das Wasser durchaus trinkbar erscheint.
Der Bachgrund ist rotbraun. "Das Wasser wird durch im Bach wachsendes
Kraut, Gras und Moos gefiltert und gesäubert", erklärt Bruce in leisem
Ton. "Bitte versucht, es sauber zu halten, denn wir werden das Wasser aus
diesem Rinnsal später, weiter unten in der Schlucht, zum Trinken und Kochen
verwenden". Tatsächlich sind wir nun am höchsten Punkt unserer Wanderung
angelangt. Wenn die Schüler es einmal schaffen, für kurze Zeit still zu sein,
können wir die absolute Stille dieser verlassenen Gegend richtig genießen. Und
dann werden auch die Ohren in ihrer Wahrnehmung geschärft.
Irgendwo kullert ein Stein, von
einem Pavian los gestoßen, in die Tiefe, dann summen wieder Insekten an uns
vorbei, oder ein Vogel lässt seine liebliche Stimme ertönen. "Schau, da
oben, Adler", flüstert mir Gerhard zu. Mit dem Fernglas kann ich die
dunklen und hellen Teile der mächtigen Schwingen des Greifvogels ausmachen.
Doch die Schüler haben das Adlerpärchen auch entdeckt, und verkünden dies mit
entsprechender Lautstärke. Die Adler lassen sich - den Lärm nicht gewohnt -
langsam abtreiben. Die Winde tragen sie hinweg.
Wir nehmen unsere Rucksäcke
wieder auf die Schultern und folgen dem Bachlauf abwärts. Es wird manchmal
sumpfig, wir müssen auch zeitweise über Felsen klettern oder uns durch das
dornige Gestrüpp kämpfen. Doch die Gruppe bleibt schön zusammen, da die
Aufsichtspersonen sich gut auf die Menschenschlange verteilen. Am Anfang und
Ende geht jeweils ein Erwachsener.
Langsam werden wir schlapp, doch
da bietet sich uns rechtzeitig, um unserer Stimmung neuen Antrieb zu geben, ein
erhebendes Panorama. Die Gruppe: Lehrer, Begleitpersonen, Ranger, weiße und
auch zwei schwarze Schüler der Klasse, sie alle stehen oben auf einem
Felspodest und blicken in eine majestätische Schlucht, die sich einer weiten
Ebene öffnet. Der Blick schweift über fast unberührtes Land im äußersten Norden
Transvaals, und Bruce weist wieder darauf hin, dass nicht allzu weit entfernt
am Horizont bereits Zimbabwe begänne. Das lässt die Kinder zustimmend nicken.
Aber das Beste kommt jetzt:
Bevor sich der Bach als Wasserfall in die Schlucht stürzt, hat er sich, gewissermaßen
um letzten Anlauf für seine akrobatische Leistung zu nehmen, in einem
wunderschön gelegenen, von Felsen als natürlichen Sitzbänken umgebenen Pool
gesammelt. Die Schüler verteilen, kaum angekommen, ihre Rucksäcke rund um das
Felsbecken und tummeln sich bald lachend und spritzend im warmen Wasser. Und,
um das Glück vollkommen zu machen, löst sich die geschlossene Wolkendecke auf
und die letzten Wölkchen machen einer strahlenden Sonne Platz.
Die Zeit bis zum Abendessen wird
genossen, indem einzelne Grüppchen - "Eine wichtige Regel in der Wildnis:
Ihr müsst mindestens drei Personen sein, wenn Ihr Euch von der Gruppe
entfernt", hat Stan gemahnt - in die Schlucht oder auf die umgebenden
Hügel klettern, während andere sich schon einen Schlafplatz aussuchen oder
Hechtsprünge in den Pool vollführen. Natürlich bleibt es nicht aus, dass der
schwarze Schlamm vom Grunde des Pools zu wüsten Schlammschlachten benutzt wird.
So haben die Schüler - und auch die
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