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Erlebnisse eines Erdenbummlers

Erlebnisse eines Erdenbummlers

Titel: Erlebnisse eines Erdenbummlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Karillon
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sagte, daß ich keins von beiden täte und mir getraute, meine Wurst auch ohne Zoll über die Grenze zu bringen.
    Als sie zornig erwiderten, »das wollten sie sehen«, zog ich mein Messer aus der Tasche und fraß vor ihren Augen meine Wurst zur Hälfte auf. Eine Zeitlang sahen sie meinem Beginnen wütend zu, dann aber schien sie ein Erbarmen mit der armen Wurst zu packen, und sie ließen mich mit dem letzten Drittel ihrer einstigen Größe durch die Zollschranke hindurch.
    Von Altona nach Kiel ist nicht so sehr weit, und hinter Kiel beginnt es wässerig zu werden, und das Meer ist da. Trotz meiner Sehnsucht nach dem Grenzenlosen blieb ich doch in der Hafenstadt über Nacht, denn ich wollte etwas sehen von der Welt und die Fahrt nach Korsör bei Tag machen. Ich schlief im Hotel »Germania« und nahm auch allda ein substanzielles Frühstück ein, damit ich auf dem Dampfer die Zeit nicht mit Essen zu vertrödeln brauchte. Gegen elf Uhr ging ich an Bord mit krummen Beinen, denn ich wollte nicht als ein Grünhorn erscheinen, das mit dem schwankenden Gleichgewicht eines Schiffes noch keine Bekanntschaft gemacht habe.
    Die Fahrt in der Bucht war still und schön. Als wir aber die offene See erreicht hatten, fing der kleine Dampfer heftig zu stampfen an und brachte manche Schweinsrippe wieder ans Tageslicht, die für immer inder dunkeln Tiefe des Magens geborgen schien. Mir konnte das Meer nichts anhaben, vielleicht weil ich verächtlich auf es herabsah. Es war mir nämlich zu klein. Ich hatte mich in den Gedanken eingesponnen, nur Himmel und Wasser um mich zu sehen, und das stimmte hier nicht, überall schaute noch der Saum von irgendeiner Insel auf unseren Kahn herüber, bald von Laaland, bald von Langeland, bald von Seeland, bis wir gegen Abend in Korsör waren. Von dort brachte mich die Eisenbahn in wenigen Stunden Nachtfahrt nach Kopenhagen. Von der Stadt sah ich zunächst nichts als die Beleuchtung in den Straßen und im Hotel, und da diese besser war, als die im berühmten »Rappen« zu Gießen, so fiel der erste Brocken vom Verputz nationaler Selbstgerechtigkeit von mir ab. Der zweite fiel beim Frühstück, das erfreulicherweise neben dem Kaffee noch einen Fleisch- und Fischgang brachte, und der dritte, als ich auf die Straße trat und bemerken mußte, daß die Menschen statt der Strümpfe wie in Marburg Glacéhandschuhe über den Fingern trugen.
    Mein erster Gang aus dem Hotel führte mich natürlich nach dem Thorwaldsen-Museum, nach Holmens Kirke, nach den Schlössern Christiansborg und Rosenborg. Auch dem Kommunehospital machte ich einen Besuch und war erstaunt, daß ich dort die älteren Medizinstudenten, die statt geflickter Backen geflickte Hosenböden hatten, Operationen machen sah, an die zu meiner Zelt auf deutschen Universitäten kein Student herangelassen wurde.
    Am Abend unterhielten mich im berühmten »Tivoli«die Kunstreiter, Kunstgeiger und Kunstfeuerwerker. So ging es einige Tage, bis ich mich an der Stadt satt gesehen hatte, nach Neuem verlangte und nordwärts nach dem Sund herausfuhr. Auf der Terrasse vor dem Schlosse Kronborg traf ich es nicht glücklich. Ich hatte nämlich einen Tag erwischt, wo eines Sterbfalls wegen in der Galerie der Geist des alten Hamlet nicht erscheinen konnte, dafür aber wurde den Reisenden für den Abend ein Fetzen Nordlicht in Aussicht gestellt, wenn sie sich entschließen könnten, in Helsingör zu übernachten. Ich war schlau genug, das nicht zu tun, sondern ich benutzte einen Dampfer, der von Göteborg kommend nach Lübeck an die deutsche Küste fuhr.
    Die Nacht war wunderschön und der Wein gut und billig auf dem Schiff. Kein Wunder, daß ich auf dem Promenadendeck unterm klaren Sternenhimmel sitzen blieb und eine Flasche nach der anderen trank. Hatte ich mir doch auf alle Fälle eine schöne Kabine gesichert, in die ich mich zurückziehen konnte, sobald es mir beliebte. Aber es beliebte mir erst lange nach Mitternacht, obwohl auf mich die lieblichste Überraschung wartete, die einem jungen Manne nur bereitet werden kann.
    Man stelle sich nur einmal vor: Ich ziehe die schwere Portiere vor meiner Kammer zurück und auf meinem schneeweißen Bette liegt die schönste Maid, die sich einer nur malen kann. Sie liegt da trotz der weißen Unterlage nicht so, wie Tizian seine Herzogin von Arbino hinlegte, sondern sie war vollständig bekleidet und sie blieb auch nicht liegen, sondern sprang auf, um mirdurch eine Pantomine klar zu machen, daß das Schiff überfüllt sei, und

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