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Erlebnisse eines Erdenbummlers

Erlebnisse eines Erdenbummlers

Titel: Erlebnisse eines Erdenbummlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Karillon
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bei meiner Ankunft im Krankenzimmer den Kollegen von der vierbeinigen Rasse schon vorfand. Wie ein Cherub stand er da, der vom anderen Getier, mit gezücktem Operationsmesser.
    Herr Schmitz aber hub an, mit knappen Worten die Situation zu erklären: »Ich hab' Sie mal ein Ferd gehabt, dem hat kein Viehdoktor nich helfen können. Hat mich ein Menschenarzt, der Vohwinkel, den Gaul kuriert. Hab' ich dasumal zu meiner Frau selig gesagt: ›Wenn wieder was Krankes im Hause is, ziehen wir in Jottes Namen den Tierarzt zu Rate.‹ gestorben is sie nun trotz Viehdoktor, aber gelernt hab' ich was dabei und swar, daß ich für mein Part nun gleich die swei beiden nehme, die Tier- und Menschenarzt. Nun aber keene Genierlichkeit weiter. Denkt, daß Sie's mit einem Jerberund Westfälinger zu tun habt und nehmt dats Messer in die volle Faust.«
    Was soll ich noch weiter sagen? Ich verständigte mich mit dem Vierbeinigen, und wir machten uns über den Patienten her.
    »Hat die Fingal wirklich nicht gewinselt oder gebissen?« fragte der zu Operierende noch einmal.
    »Nein,« war meine Antwort.
    »Werd' ich das auch nicht tun,« sagte er, nahm Reitsitz auf seinem Stuhl und legte den Kopf über die Lehne.
    Ich säbelte nun so eine gute halbe Stunde an ihm hemm und schnitt aus seinem Kammstück einen Fetzen heraus, der immerhin ein Frühstück für einen hungrigen Pfarramtskandidaten abgegeben hätte. Dann stopften wir das Loch mit Jodoformgaze aus. Das letztere tat ich deshalb vor allem, weil dieser Stoff durch seinen Gestank den Hahnebüchenen verhindern sollte, unter die Leute zu gehen. Der Patient blieb auch so an acht Tage lang im Zimmer.
    Dann aber suchte der Achtzigjährige die Gesellschaft der Rundbrenner zum ersten Male wieder auf. Da er den Kopf noch etwas gefroren über den Schultern trug, fragte ihn ein Spaßvogel: »Ob er etwa Geheimrat geworden wäre?«
    »Nein,« gab er zur Antwort, »aber die swei Galgenvögel haben mich das janze Hornfleisch herausgeschnitten.«
    Die Kunde von den zwei gelungenen Kuren machtenatürlich die Runde im ganzen Städtchen herum und nicht zu meinem Nachteil. Ich wurde, wie ich glaube, einzig daraufhin Hausarzt in einem vornehmen Mädcheninstitut. Seine Vorsteherin, Miß Pannebacker, war meines Wissens eine geborene Amerikanerin und hatte eben erst wieder die Reise über den Atlantischen Ozean gemacht. »Ich soll Sie von dem Schiffsarzt der ›Lahn‹ grüßen,« sagte sie mir eines Tages. »Kennen Sie ihn nicht?«
    »So wenig wie seinen Stammvater, wenn der nicht Abraham geheißen hat.«
    »Das nicht, aber Venedey heißt er und Michel mit dem Vornamen. Er ist ein scharmanter Lebemann. Ich glaube, es gab während meiner letzten Reise außer mir wenig Damen an Bord, die nicht in diesen Schwerenöter verliebt waren.«
    »Und weiter wissen Sie nichts von dem Don Juan zu berichten?«
    »Weiter nichts außer dem Umstand, daß in Bremerhaven Würzburger Bier ausgeschenkt wird, sobald Venedeys Schiff an Land festgemacht hat.«
    Wie mag der Michel nur zu dem Geschäft eines Schiffsarztes gekommen sein? Der Gedanke quälte mich, und als ich mal wieder einen gemeinsamen Bekannten traf, der in Mannheim Anwalt war, erkundigte ich mich bei diesem über Michel, den Nachkommen des berühmten Achtundvierzigers.
    »Der Michel,« so klärte mich der Advokat auf, »hat nach vielen Semestern doch noch ein leidliches Examengebaut. Nach diesem hat er sich in Haßmersheim am Neckar niedergelassen, als Arzt nämlich, und hat die Tochter des sehr vermöglichen Apothekers Runkele geheiratet. Die Brautreise machte er nach Venedig, und von dort aus hat er seinen Schwiegervater zum ersten Male um Geld angegangen. Dieser Akt hat sich vermutlich des öfteren wiederholt, bis der Schwiegervater seine Tochter wieder zu sich genommen. Sie war in gesegneten Umständen, starb im Wochenbett, und der Michel zog als lustiger Witwer ln die Welt hinaus.«
    »Hat er denn wenigstens dafür gesorgt, daß die Venedeys nicht aussterben?«
    »Ja und nein, wie man will. Ein Töchterchen ist da, an dem der Großvater Vaterstelle vertritt. Seinen Familiennamen hat er sonach nicht fortgepflanzt.«
    So hatte ich denn wieder einmal eine Kunde vom Michel erhalten. »Vielleicht, daß er seine Mutter in Oberweiler einmal besucht. Dann muß er ja die Bergstraße entlang fahren. Vielleicht, daß ihn die Dankbarkeit gegen seinen früheren Arzt veranlaßt, einmal hier in Weinheim einen Zug zu überspringen.«
    So dachte ich mir und ging meinen

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