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Erlebnisse eines Erdenbummlers

Erlebnisse eines Erdenbummlers

Titel: Erlebnisse eines Erdenbummlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Karillon
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Tapete braun. »Was hängen Sie da eigentlich auf, Liese,« so fragte ich eines Abends die Kellnerin.
    »S'ist eine Reklametafel für die Antwerpener Ausstellung. Sie werden da wohl nicht hinwollen?« war deren Antwort.
    »Warum nicht, wenn ich Gesellschaft finde.«
    »Die sollst du haben,« sagten wie aus einem Mund gleich zwei Herren vom ovalen Tisch. Man fing an, sich in das Projekt zu vertiefen. Man fand, daß sich an den Besuch der Ausstellung leicht eine Seereise anschließen lasse um Spanien herum und nach Genua. Wie das zog, wie das lockte! Das blaue Meer und hier und da ein Zipfel Festland von Frankreich, Spanien,von Afrika sogar. Je mehr man redete, um so mehr Leute wollten mit, die Kellnerin sogar, wenn erst ihre Sommerbluse fertig wäre.

»Fern im Süd das schöne Spanien«
    Als der Tag des Reiseantritts gekommen, war dem einen ein Kalb, dem anderen die Frau krank geworden. Die Folge dieser mehr oder minder beabsichtigten Zufälligkeit war, daß unsere Reiseherde aus nur vier Beinen bestand, als ein Schnellzug uns von der Weschnitz hinweg und der Schelde entgegentrug. Auf welcher Seite man auch zum Fenster hinausschauen mochte, es regnete halt einmal, regnete in das reifende Korn hinein und sogar in das Bett des Rheines. Da es auch in die Straßen Antwerpens regnete, so blieben mein Reisegenosse und ich die erste Nacht über vorsichtig im Gasthof.
    Am anderen Morgen suchten wir am Scheldekai den Dampfer »Darmstadt« auf und siedelten mit dem Handgepäck dahin über. Mit dem Lösen der Fahrkarte hatten wir das Recht erworben, auf dem Schiffe zu wohnen, wodurch die Ausgaben vermindert wurden.
    Das erste, was ich in der Scheldestadt kennen lernte, war der Maler Rubens und das zweite eine Büffetdame, die auf dem Ausstellungsplatz Champagner verkaufte. Da sie selber eine Miniaturausstellung allerweiblichen Netze war, so zog sie manchen Schönheitssucher nach ihrer Bude hin, unter anderen auch meinen Reisebegleiter und mich.
    Wir traten bei der Juno ein und fanden an ihr nur das eine auszusetzen, daß sie sich voraussichtlich nichts aus uns machen werde, weil wir ihr nur mit deutschen Brocken aufwarten konnten und sie doch wohl eine Französin war.
    »Sprich mit ihr,« spornte mein Reisegenosse. »Etwas Französisch wirst du doch wohl können. Der Teufel hol's, zu meiner Zeit hat man in den Schulen nichts gelernt als die zehn Gebote, und die hat man zu halten vergessen.«
    Ich gab mir nun alle Mühe einen gelehrten ostelbischen Rittergutsbesitzer vorzutäuschen und verlangte mit eleganter Handbewegung: » La carte á vin .«
    Das Fräulein brachte das Verlangte. Ich unterstrich mit dem Zwicker eine Zeile und schnurrte: » Veuve Cliquot, une bouteille. «
    Nicht lange, und Flasche und Gläser standen vor uns auf dem Tisch, die Kleine aber neben meinem Freund auf dem Boden in vertrauensseliger Annäherung, obwohl stumm.
    »Weißt du nichts Gescheiteres mit ihr zu schwätzen,« sprudelte mein Freund in seiner Verlegenheit hervor, nun dann frag' sie halt, ob sie katholisch wäre.«
    » Est-ce que vous êtes catholique? « stammelte ich notgedrungen.
    Nun aber platzte die Schöne heraus: »Ei, so redenSie doch, wie Ihnen der Schnabel gewachsen ist. Ich bin ja auch eine Pfälzerin, und zwar von Einseldum am Donnersberg.«
    »Jetzt magst du ruhig nach dem Schiffe gehen,« wandte sich der Genosse mir zu. »Wenn der Spürhund erst auf die Fährte gesetzt ist, weiß er schon, was er zu tun hat.«
    Ich aber ging nicht, und wir drei Landeskinder saßen noch zusammen, als der Kuckuck aus einem Schwarzwälder Gehäuse heraus verkündete, daß die Mitternacht gekommen sei. Nun allerdings brachen wir auf.
    Als wir unter der Tür dem Fräulein Ade sagten, regnete es recht bedenklich, und es herrschte im Freien eine solche Finsternis, daß uns diese selber nicht zum Bewußtsein gekommen wäre, wenn nicht ein paar Richtlaternen auf sie aufmerksam gemacht hätten. Wir tappten mehr nach dem Schiffe hin, als daß wir gingen.
    »Eine dumme Geschichte jetzt. Werden wir am Flusse draußen unseren Dampfer finden?« ließ ich gelegentlich so im Weiterschreiten fallen.
    »Keine Sorge,« tönte es zu mir zurück. »Wenn tausend Schiffe auf dem Flusse liegen, so führ mich mit verbundenen Augen hin, und ich will dir sagen, welche von den Kisten die unsere ist.«
    Ich schwieg zu dieser Renommage, und wir schritten dem Scheldeufer entgegen. Still war es am Land und still auf dem Wasser. Nur der Regen trommelte auf den Wellblechdächern der

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