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Erlebte Menschlichkeit: Erinnerungen (Küngs Memoiren) (German Edition)

Erlebte Menschlichkeit: Erinnerungen (Küngs Memoiren) (German Edition)

Titel: Erlebte Menschlichkeit: Erinnerungen (Küngs Memoiren) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Küng
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vor genau 33   Jahren die Beida zum ersten Mal besucht und damals schon die Frage nach Konfuzius und dem Ethos gestellt habe. Heute ist das Weltethos in China willkommen, weil es kein explizit religiöses Projekt ist, sondern ein allgemeines Ethos vertritt, das von religiösen und nichtreligiösen Menschen mitgetragen werden soll; das philosophisch, religiös, religionswissenschaftlich oder sonst wie begründet werden kann, das für Personen wie Institutionen gilt, das nicht eine Einheit der Religionen anstrebt, sondern den Frieden zwischen den Religionen und das so für eine Zivilgesellschaft, wie sie sich derzeit in China entwickelt, sehr hilfreich sein kann.
    Es ist mir eine besondere Freude, dann allen Beteiligten die pünktlich an diesem Tag erschienene chinesische Ausgabe unseres »Handbuchs Weltethos« vorzustellen. Ich danke dem Sanlian Verlag, dem wohl berühmtesten Verlag vor allem für Geisteswissenschaften in China, und dem chinesischen Herausgeber Prof.  YANG XUSHENG für die exzellente Arbeit. Meine »keynote speech« wird von den rund 200 Teilnehmern mit großem Applaus bedacht, und die bereitliegenden 200 Exemplare des Handbuchs finden reißenden Absatz, wie auch die ebenfalls an diesem Tag präsentierte erweiterte chinesische Ausgabe unseres Bildbandes »Spurensuche«.
    Am Nachmittag des 29.   Oktober findet eine Round-Table-Diskussion über die operativen Perspektiven des neu gegründeten Instituts statt. Dabei wird deutlich, dass man in Peking natürlich unter ganz anderen Rahmenbedingungen und geistigen Voraussetzungen arbeitet, als dies in Tübingen der Fall ist. Insofern muss auch davon ausgegangen werden, dass die Agenda des Tübinger Weltethos-Instituts nicht eins zu eins auf Pekinger Verhältnisse übertragbar ist. Ich hoffe, dass man in Peking einen Weg finden wird, der nicht abweicht von den in Tübingen erarbeiteten Grundlagen, wie diese im »Agreement« betont und im »Handbuch Weltethos« (München 2012) ausführlich dargelegt sind.
    Am späten Nachmittag führe ich noch ein ausgiebiges Interview mit »China Daily«, der wohl wichtigsten englischsprachigen Zeitung Chinas. Durch meine Anwesenheit in Peking wird das Thema Weltethos überhaupt einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Insgesamt ist die Berichterstattung über die Institutsgründung sehr erfreulich. Vor allem im Internet finden sich eine Fülle von Beiträgen und Kommentaren, die laut Yang Xusheng durchweg positiv ausfallen.
    In seinem detailliert ausgearbeiteten anspruchsvollen Arbeitsprogramm für das neue Weltethos-Institut (April 2013) beschreibt Prof. Yang Xusheng die zentrale Aufgabe folgendermaßen: »Das Projekt Weltethos im chinesischen Kontext interdisziplinär und multidimensional – philosophisch, religions- und geistesgeschichtlich, ethnologisch und soziologisch – zu entfalten sowie auf bildungs- und gesellschaftlicher Ebene zu vermitteln. Die Forschungsarbeit des Weltethos ist ihrem Wesen nach von Anfang an eine interkulturelle und interdisziplinäre Arbeit. Um dieses breitgefächerte Ziel zu erreichen, werden verschiedene Forschungsprojekte organisiert, die in folgende zwei Hauptfelder gegliedert sind: Analysen des durch das Weltethos induzierten Paradigmenwechsels in der chinesischen Religions- und Geistesgeschichte und die traditionellen Themenbereiche der konfuzianistischen Studien. Darüber hinaus sollen Projekte zu Thematiken wie der daoistischen und der traditionell chinesischen medizinischen Lebensanschauung (TCM) in Bezug auf Weltethos, der ethischen Lebens- und Wertewelt der Chinesischen Nationalen Minderheiten und deren Beitrag zum Weltethos u. ä. in Gang gebracht werden.«
    Dazu kommt als spezielles Themengebiet das Weltwirtschaftsethos. Das Institut soll Publikationsarbeit leisten, das Internet nutzen und selbst als Plattform und Netzwerk für den wissenschaftlichen Austausch dienen. Die Ausbildung spielt selbstverständlich eine zentrale Rolle. Ein breites Spektrum von individuellen und institutionellen Kooperationspartnern soll eingebunden werden.
    Weltethos: Wiederbelebung der Weisheit Chinas
    Am Dienstag, den 30.   Oktober, ziehe ich mit Dr.   Schlensog und Dr. Yang Xusheng für eineinhalb Tage an den Stadtrand Pekings in das Fragrant Hill Resort (Hotel des duftenden Hügels). Wir nutzen die Zeit zum ungestörten Arbeiten an diesem dritten Band meiner Memoiren, besonders an den Kapiteln über China und Indien. Bei der Ankunft bin ich sofort fasziniert von der

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