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Erlebte Menschlichkeit: Erinnerungen (Küngs Memoiren) (German Edition)

Erlebte Menschlichkeit: Erinnerungen (Küngs Memoiren) (German Edition)

Titel: Erlebte Menschlichkeit: Erinnerungen (Küngs Memoiren) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Küng
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kommunikativen Dean FRANKLIN GAMWELL für die Wissenschaftstheorie STEPHEN TOULMIN , für Kirchen- und Zeitgeschichte MARTIN MARTY , GERALD BRAUER und BRIAN GERRISH und für die Fragen der Systematischen Theologie LANGDON GILKEY , ANN CARR und, schon erwähnt, DAVID TRACY .
    Meine Kollegen in Chicago finden es interessant, die halbe Fakultät über den Atlantik zu einem Kolloquium in Europa fliegen zu lassen. Und ich meinerseits bin sicher, dass ich auch meine Freunde von »Concilium«, vor allem meine Kollegen in der Stiftung, EDWARD SCHILLEBEECKX , JOHANN BAPTIST METZ und CLAUDE GEFFRÉ , von dieser Idee überzeugen kann. Alles in allem – mit den prominenten Tübinger Theologen EBERHARD JÜNGEL und JÜRGEN MOLTMANN und meinen jüngeren Kollegen im Institut HERMANN HÄRING , URS BAUMANN und KARL - JOSEF KUSCHEL  – wahrhaftig die Crème de la Crème der internationalen Theologie. Das Symposion wird auf die Zeit vom 23.–26. Mai 1983 angesetzt.
    In Tübingen ist man in den beiden theologischen Fakultäten von diesem praktisch fertig ausgearbeiteten Plan völlig überrascht. Und auch gute Freunde fragen mich verblüfft, wie ich denn als einzelner Professor dazu käme, die prominentesten Theologen aus aller Welt einzuladen – es kamen noch hinzu LEONARDO BOFF (Brasilien), JOHN COBB (Claremont/Kalifornien), M. DHAVAMONY (Indien/Rom), GUSTAVO GUTIÉRREZ  (Lima), JÜRGEN HABERMAS (Starnberg/München), WERNER JEANROND (Dublin), SCHUBERT OGDEN (Dallas), PAUL RICŒUR (Paris/Chicago) und einige andere, insgesamt rund 70 Personen. Aber, ist meine Antwort, ich nütze ja schließlich nur meine neue Freiheit als fakultätsunabhängiger Direktor des Instituts für Ökumenische Forschung, dem ich auf diese Weise natürlich auch Profil geben will, um diese Initiative zu starten. Um Erlaubnis brauche ich, der ich sozusagen mein eigener Dekan bin, niemanden zu fragen. Langweilige, allzu oft von Einzelinteressen bestimmte Diskussionen in Fakultätssitzungen kann ich vermeiden.
    Aber Voraussetzung sind natürlich persönliche Beziehungen: Ich kenne praktisch alle einzuladenden Theologen persönlich und genieße das nötige Vertrauen. Zweitens vermag ich mit meinen Freunden in Chicago für die Kosten – beträchtliche Reisespesen (Flugtickets) und Unterkunft – die notwendigen Sponsoren zu finden: die Rockefeller Foundation, die Deutsche Forschungsgemeinschaft und die Universität Tübingen. Und schließlich sind wir fähig, die notwendige Kongresslogistik zu entwickeln: Mit den begeisterten, hocheffizienten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verfügen wir im Institut für Ökumenische Forschung über einen zwar kleinen, aber idealen Stab für Vorbereitung, Durchführung und für die Publikation der Beiträge.
    Es ist sicher besonders unseren amerikanischen Gästen zu verdanken, dass die Diskussionen über die Referate und Korreferate ebenso offen und direkt wie freundschaftlich, jedenfalls ohne deutsche akademische Betulichkeit, verlaufen. Und den Tübinger Gastgebern ist es zu verdanken, dass die Abendveranstaltungen mit Speis und Trank zu einem Erlebnis eigener Art werden: am ersten Abend in einem urigen Restaurant der Altstadt, dann in meinem Haus eine schwäbische Mahlzeit, und schließlich am dritten Abend ein feierliches Bankett im früheren Zisterzienser-Kloster und nachmaligen königlichen Jagdschloss Bebenhausen. Bei dieser Gelegenheit überreicht mir der Dekan der Divinity School feierlich ein Dankesgeschenk: die offizielle Krawatte der University of Chicago, die ich bis heute in Ehren halte.
    Ich weiß nicht, ob ich für diese denkwürdige »theology by airlift« (Martin Marty) am meisten gearbeitet habe. Aber fast sicher bin ich, dass ich davon am meisten gelernt habe. Nicht nur bei der Aus- und Überarbeitung des Grundlagenpapiers, sondern auch beim Studium der einzelnen Referate und nicht zuletzt aus den wertvollen historischen Beiträgen über den Paradigmenwechsel von Origenes zu Augustin (Charles Kannengiesser, Paris), die Paradigmen von Thomas und Luther (Stephan Pfürtner, Marburg) und das Paradigma der modernen Theologie (Brian Gerrish, Chicago).
    Die Persistenz und Konkurrenz früherer Paradigmen
    Besonders MARTIN MARTY , der auch das Wort von der »Troika Tübingen – Chicago – ›Concilium‹« geprägt hat, und mit ihm LANGDON GILKEY und JOHANN BAPTIST METZ überzeugten mich davon, dass wir im 20. Jahrhundert einen neuen Paradigmenwechsel von der Moderne zur Nach-Moderne anzunehmen haben (den

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