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Erlebte Menschlichkeit: Erinnerungen (Küngs Memoiren) (German Edition)

Erlebte Menschlichkeit: Erinnerungen (Küngs Memoiren) (German Edition)

Titel: Erlebte Menschlichkeit: Erinnerungen (Küngs Memoiren) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Küng
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Moltmann-Wendel erklärt sich bereit, als theologische Beraterin des Gesamtprojekts zu fungieren. Für das zweite Teilprojekt werden wir durch Ausschreibung eine geeignete promovierte Wissenschaftlerin finden. Beide Forscherinnen haben die Freiheit, ihr eigenes Teilprojekt genauer zu definieren und einen Forschungsplan und eine Disposition ihrer Arbeit für die Antragstellung zu formulieren. Sie sollen die Ergebnisse selbstverständlich unter eigenem Namen veröffentlichen. Neben den beiden Projektbearbeiterinnen sollen zwei geprüfte wissenschaftliche Hilfskräfte beantragt werden, die selbst eine Promotion im Bereich theologischer Frauenforschung anstreben. Zu ihrer aller Unterstützung soll außerdem halbtags eine Sekretärin zur Verfügung stehen.
    So reiche ich denn die gut überlegten und genau formulierten Anträge bei der Stiftung Volkswagenwerk ein. Dort gerät man ein wenig in Verlegenheit, in welcher Sparte das Projekt überhaupt behandelt werden soll. Es ist so ungewöhnlich, dass man es schließlich unter der Rubrik »Unkonventionelle Forschung« laufen lässt. In den Auswahlgremien der Volkswagen-Stiftung wird es intensiv diskutiert – wie üblich ohne den Antragsteller. Aber wir haben in Dr.  KARL KLASEN , dem Vizepräsidenten des Kuratoriums der Stiftung Volkswagenwerk, einen klugen und geschickten Fürsprecher; ohne ihn wäre mein Antrag möglicherweise am energischen Einspruch einer bekannten Politikerin, die statt eines theologischen Projekts ein politisches gefördert haben wollte, gescheitert.
    So aber wird von der Stiftung Volkswagenwerk am 6. Juli 1981 zunächst das Teilprojekt I bewilligt, nach dem Willen von Bernadette Brooten formuliert: »Sexualität, Ehe und Alternativen zur Ehe in den ersten vier Jahrhunderten«. Für eine Laufzeit von vier Jahren wird der Betrag von DM 430.000 bewilligt (Hilfskraftgelder eingeschlossen). Am 5. April 1982 wird auch das Teilprojekt II bewilligt: »Christin sein im 20. Jahrhundert – exemplarische Lebensläufe«; für eine Laufzeit von drei Jahren werden weitere DM 300.000 bewilligt. Alles in allem eine höchst respektable Leistung der Stiftung Volkswagenwerk.
    Als ich anderthalb Jahrzehnte später bei meiner Emeritierung vom Rektor, dem Anglisten HANS-WERNER LUDWIG , feierlich verabschiedet werde, rühmt er als ein Charakteristikum meiner Tätigkeit an der Universität Tübingen: »to think big«. In der Tat. »Groß« aber nie im Sinne von Größenwahn; ich hielt mein Institut im Vergleich zu anderen bewusst klein, insofern »think small«. Aber sehr wohl im Blick auf nicht kleinkarierte, sondern großzügig geplante Projekte. Und dazu gehören jetzt auch die Berufung eines wissenschaftlichen Beirates und eine würdige Eröffnungsfeier für unser Projekt »Frau und Christentum«.
    Forschung von Frauen über Frauen
    Es war eine keineswegs selbstverständliche Grundentscheidung, nur Frauen an diesem Projekt mitarbeiten zu lassen. Man kann ja der Meinung sein, es sollten gerade auch Männer in der theologischen Frauenforschung tätig sein. Aber zwei Argumente leuchten mir ein: Erstens sind Frauen im konventionellen Wissenschaftsbetrieb benachteiligt; zweitens und vor allem sollen in unserem Projekt Frauen selbst über Belange von Frauen forschen. Natürlich bedeutet dies für mich kein Abschieben der Verantwortung: Mir selbst obliegt nicht nur die Antragstellung der beiden Projekte, sondern auch die Verantwortung für die Gesamtausrichtung, die ordnungsgemäße Durchführung und die wissenschaftliche Qualität. Für das zweite Teilprojekt haben wir nach Ausschreibung und gründlicher Abklärung die evangelische Kirchenhistorikerin Dr.  LEONORE SIEGELE-WENSCHKEWITZ gewonnen.
    Doch ist mir bewusst, dass wir des Rates und der öffentlichen Unterstützung für unser »unkonventionelles« Forschungsprojekt bedürfen. Deshalb berufe ich, gut beraten von Elisabeth Moltmann-Wendel und Bernadette Brooten, einen hochkarätigen wissenschaftlichen Beirat von zwölf Frauen und zwölf Männern ein. So wollen wir auch dem weitverbreiteten Vorurteil begegnen, in der Frauenforschung werde von Frauen von vornherein parteiisch und dilettantisch gearbeitet.
    Für die internationale Repräsentanz sind für uns neben mehreren deutschen Spezialistinnen wichtig die bekannten Frauenforscherinnen Dr.  KARI BØRRESEN (Oslo), Dr.  CONSTANCE BUCHANAN (Harvard), Dr.  JANE DOUGLASS (Claremont/Kalifornien), Dr.  CATHARINA HALKES (Nijmegen), Rev. Dr.  CONSTANCE PARVEY

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