Erlebte Menschlichkeit: Erinnerungen (Küngs Memoiren) (German Edition)
Hauptverantwortlicher für die Bevölkerungsexplosion und Ausbreitung von Aids scharf kritisiert.
5. Arrangement mit Diktatoren und Tyrannen : Reagan unterstützte Diktaturen wie die von Marcos auf den Philippinen und von Duvalier auf Haiti und bekämpfte mit illegalen und unmoralischen Methoden (Iran-Contragate) die Revolution in Nicaragua gegen das diktatorische Regime des grausamen Somoza-Clans. – Wojtyła streckte in Chile dem Diktator General AUGUSTO PINOCHET , an dessen Händen das Blut von ungezählten Menschen klebte, sehr freundlich die Hand entgegen und unterstützte auch in Argentinien das grausame Militärregime, das seine Opfer sogar aus Flugzeugen ins Meer werfen ließ. Dagegen drohte er dem vor ihm knienden Befreiungstheologen ERNESTO CARDENAL in Nicaragua in aller Öffentlichkeit mit beiden erhobenen Zeigefingern – ein Bild, das um die Welt ging. Reagan, der den Papst im Vatikan und auf einem geheimnisvollen Treffen in Alaska traf, verfolgte als glühender Antikommunist dieselbe Politik gegen die Befreiungstheologie in Lateinamerika; als ausgezeichneter Verbindungsmann zwischen ihm und dem Vatikan fungierte der CIA-Chef, der konservative Katholik WILLIAM CASEY .
6. Überschätzter Beitrag zur Überwindung des Ost-West-Konflikts : Die Wahl eines polnischen Bischofs zum Papst 1978 veränderte die Situation im Ostblock, aber politisch wirksam wurde dies erst durch den Amtsantritt von MICHAIL GORBATSCHOW 1985, der zur Verbesserung der Beziehungen zwischen Washington und Moskau und 1988 zur Aufhebung des Kriegsrechts in Polen führte. Beigetragen hatte dazu auch Papst Wojtyłas jahrelange Unterstützung der regimekritischen Gewerkschaft Solidarnosc, von 1980 bis 1990 unter Führung von LECH WAŁESA . Doch nicht zu vergessen ist dabei die Rolle der Dissidenten vor allem in Polen, der CSSR und der DDR. – Nicht Reagans Hochrüstung und Ankündigung des (von Moskaus Experten als von vornherein als ineffizient eingestuften) Raketenabwehrsystems im All (SDI) hat eine Änderung der sowjetischen Politik erzwungen, sondern die innenpolitischen Probleme der Sowjetunion, das marode Wirtschaftssystem im Ostblock, die Ressourcenverschleuderung durch die militärische Hochrüstung und schließlich die Implosion des ganzen diktatorialen Sowjetimperiums.
7.Unglückliche Endphase : Reagan, von seinen bisherigen engsten Mitarbeitern verlassen, zeigte Schwächen, politisches Stolpern und möglicherweise frühe Symptome von Alzheimer. Mehr Geldgier als präsidiale Würde legte er zum Missfallen vieler Amerikaner an den Tag, als er sogleich nach seinem Rücktritt gegen ein Millionen-Dollar-Honorar die Einladung in eine japanische Firma annahm, ihr aber dafür nur einige Minuten schenkte. – Wojtyła überließ die Kirchenleitung in seinen letzten Jahren zunehmend Kurialen – vor allem seinem Privatsekretär Stanislaw Dziwisz –, die Kriminelle wie Msg. Maciel oder den Kinderschänder-Kardinal Groër (Wien) und ungeeignete Bischöfe protegierten. Statt in Anlehnung an die vom Konzil beschlossene Altersgrenze für Bischöfe (75 Jahre) selber freiwillig rechtzeitig zurückzutreten, wollte er an Amt und Macht unbedingt festhalten und auch noch sein Sterben für die mediale Öffentlichkeit zelebrieren. Was manche Papstbewunderer als heroisch ansahen, empfanden andere Menschen als peinlich. Hätte es sich um einen Staatschef gehandelt, hätte man schon längst seinen Rücktritt verlangt und durchgesetzt. Es ist seinem Nachfolger Benedikt XVI. hoch anzurechnen, dass er beim Nachlassen seiner Kräfte das Verantwortungsgefühl und den Mut aufbrachte, am 28. Februar 2013 von seinem Amt zurückzutreten.
Verhängnisvolles Erbe des polnischen Papstes und des US-Präsidenten
Schon aufgrund ihres Antikommunismus hatten sich Präsident Reagan und Johannes Paul II. bestens verstanden. Gemeinsam ist Präsident wie Papst ein Erbe, das bei allen positiven Erfolgen bedenkliche negative Aspekte zeigt, wie es sich mir vor allem in meinen beiden Gastsemestern in Houston/Texas 1987 und 1989 manifestierte:
Wojtyła ist zusammen mit seinem Chefideologen Kardinal Ratzinger verantwortlich für den in unseren Tagen sichtbaren Niedergang der katholischen Kirche. Er konnte die Mehrheit der Katholiken in den entwickelten Ländern nicht mehr von seinen rigoristischen Positionen überzeugen. Wohl aber vermochte er durch eine autoritäre Personalpolitik und die Ernennung vatikankonformer, oft unfähiger, ja moralisch zweifelhafter Bischöfe
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