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Erlöst mich: Thriller (German Edition)

Erlöst mich: Thriller (German Edition)

Titel: Erlöst mich: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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einfacher, mich auszuzahlen und abhauen zu lassen. Selbst wenn ich irgendwann einmal verhaftet würde, wusste ich so wenig über ihn, dass ich den Behörden wohl kaum genug Informationen liefern könnte, um ihn ans Messer zu liefern.
    Mit dem Geld, das mir dieser Job einbrachte, konnte ich mich mit einiger Gelassenheit zur Ruhe setzen. Und falls ich je von Laos die Nase voll hätte, konnte ich immer noch irgendwo anders hingehen, mir vielleicht eine neue Identität besorgen, damit auch Schagel mich nicht mehr finden würde, sollte er je seine Meinung ändern und mich doch noch ausschalten wollen. Wenn ich diesen letzten Job erledigte, hätte ich Optionen und Möglichkeiten. Ich konnte ein neues Leben anfangen.
    Nun kam ein dünner Strom Menschen aus dem Ausgang, und ich hielt die Zeitung so, dass ich gerade darüber hinwegsehen konnte, während ich mich so unauffällig wie möglich verhielt. Als Ermittlerin mit über zehn Jahren
Berufserfahrung würde Tina Boyd sich ihre Umgebung genau ansehen und auf alles achten, was ihr ungewöhnlich erschien.
    Und dann trat sie heraus, eine schlanke, blasse Frau, mit einem durchtrainierten Körper, der sich unter T-Shirt und Shorts abzeichnete. Am auffälligsten war der kurze blonde Haarschopf. Obwohl sie eindeutig erschöpft war, wirkte sie im Vergleich zum Foto jünger und hübscher. Sie hatte den entschlossenen, selbstsicheren Gang des langjährigen Polizisten, der sogar ein wenig aggressiv wirkte, so als würde sie permanent mit Ärger rechnen.
    Mir war sofort klar, dass man in ihrer Gegenwart äußerst vorsichtig sein musste. Sie war definitiv nicht der Typ, den man unterschätzen sollte.
    Ich vertiefte mich wieder in meine Zeitung, hörte aber mit, wie sie einen Burschen in der Halle fragte, wo sie ein Taxi finden könne. Ich wartete, während sie zur Zufahrtsstraße hinüberging, und folgte ihr dann mit zehn Metern Abstand und mehreren Ankömmlingen dazwischen.
    Als sie durch den Tunnel war, warf sie einen Blick nach hinten. Ich war nicht sicher, ob sie mich gesehen hatte, aber das wäre egal. Ich trug meinen Matchsack und sah wie ein x-beliebiger Reisender aus. Obwohl wir eine Zeit lang auf demselben Revier Dienst getan hatten, waren wir uns nie begegnet, da sie erst dorthin versetzt wurde, als ich bereits weg war. Mein Gesicht könnte ihr aufgrund der zahllosen Fotos, die von mir erschienen waren, bekannt vorkommen, doch mittlerweile sah ich deutlich anders aus – das Alter und diverse chirurgische Eingriffe und nicht zuletzt die Tropensonne hatten ganze Arbeit geleistet.
    Ich ließ eine Person zwischen uns und stellte mich dann
dahinter in die Taxischlange. Zum Glück wartete eine lange Reihe von Fahrzeugen auf Kundschaft, und mein Taxi verließ den Standplatz keine zehn Sekunden nach dem ihren. Ich sprach die unsterblichen Worte »Folgen Sie dem Wagen da« zum Fahrer und bot ihm zweitausend Peso Trinkgeld, wenn er es schaffte dranzubleiben.
    Es klappte. Er behielt ihr Taxi die ganze Fahrt über im Blick und war clever genug, nicht zu dicht aufzufahren. Eine halbe Stunde später sah ich, wie das Taxi in die Auffahrt des Bayview Hotels einbog, das am Hafen lag, nur ein paar hundert Meter vom Hilton entfernt.
    Ich sagte dem Fahrer, er solle hundert Meter weiter anhalten und gab ihm sein Geld. Ich hatte mich auf der Fahrt schon umgezogen und die alten Kleider in den Matchsack gesteckt. Nun trug ich ein T-Shirt, eine neue Sonnenbrille und ein Basecap der New York Yankees. Der Fahrer blickte mir zwar irritiert nach, sagte aber nichts.
    Als ich beim Bayview ankam, hatte sie fünf Minuten Vorsprung. Wie überall auf den Philippinen standen am Eingang Wachmänner, doch da ihnen nie in den Sinn gekommen wäre, dass von einem Westler eine Gefahr ausgehen könnte, hielten sie mir mit einem Lächeln die Tür auf.
    Tina Boyd stand an der Rezeption und füllte die Anmeldung aus. Ich schlenderte langsam vorbei und tat so, als wartete ich auf jemanden. Sie händigte dem Rezeptionisten das Formular aus, und ich hörte, wie er sagte, ihr Zimmer hätte die Nummer 927 und liege im neunten Stock.
    Ich ging weiter, kniete mich nach ein paar Metern nieder und kramte geschäftig in meinem Matchsack, während sie an mir vorbei zu den Fahrstühlen ging.
    Erst als sich die Lifttüren hinter ihr geschlossen hatten, erhob ich mich und verließ das Hotel durch den Hauptausgang. Ich bog in eine ruhige Seitenstraße ein, wählte Bertie Schagels Nummer und hinterließ eine Nachricht. Ich gab den

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