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Erlöst mich: Thriller (German Edition)

Erlöst mich: Thriller (German Edition)

Titel: Erlöst mich: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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einen Schluck und musterte mich über den Rand seiner Brillengläser.
    Ich sagte nichts.
    »Dennoch kann ich Ihnen helfen, Dennis.« Seine listigen stahlblauen Äuglein funkelten. »Sie haben doch nichts dagegen, dass ich Sie Dennis nenne.«
    Ich zuckte mit den Schultern.
    »Wenn Sie mein Angebot annehmen, passiert Folgendes: Sie bleiben die nächsten drei Tage hier. Das Personal ist verlässlich und wird Ihnen den Aufenthalt so angenehm wie möglich machen. Niemand hier weiß, wer Sie sind, und Lieutenant-Colonel Thom ist absolut vertrauenswürdig. Inzwischen statten wir Sie mit einer komplett neuen Identität aus, einschließlich Pass und Führerschein. Vorher werde ich mich um einen Chirurgen bemühen, der noch ein paar Eingriffe an Ihrem Gesicht vornimmt, damit Sie sich frei bewegen können. Und schließlich richte ich Ihnen ein Konto bei einer panamaischen Bank ein, mit einem Guthaben von zehntausend Dollar, damit Sie, wie sagt Ihr Engländer?, wieder auf die Beine kommen.«
    »Das klingt nach einem attraktiven Angebot, Mr. Schagel«, brachte ich schließlich ein wenig krächzend hervor.
    »Das ist es. Das Beste, das Sie kriegen können. Und das Einzige.«
    »Und was erwarten Sie als Gegenleistung?«
    Er stellte sein Glas auf den Tisch und sah mich eindringlich an.
    »Manchmal benötige ich die Dienste, die Sie anbieten, oder angeboten haben. Es geht um die Eliminierung gewisser Leute, die für andere Leute ein Problem oder ein Hindernis darstellen. Natürlich nur gelegentlich, und ich werde Sie fair und zu marktüblichen Preisen entlohnen. Die übrige Zeit steht es Ihnen frei zu tun und lassen, was Sie wollen, wenngleich ich darauf bestehen muss, zu wissen, wo Sie sich aufhalten. Ich bin ein fairer Auftraggeber und lege Wert auf zufriedene Mitarbeiter, doch sollten Sie sich aus irgendeinem Grund einmal entscheiden, die Zusammenarbeit mit mir einzustellen und zu verschwinden versuchen, werde ich die Behörden von Ihrer Identität informieren und alles daransetzen, dass Sie entweder ins Gefängnis wandern oder selbst eliminiert werden. Haben Sie das verstanden?«
    Ich nickte. Da gab es nicht viel zu verstehen.
    Er streckte die Hand aus. »Also sind Sie einverstanden, für mich zu arbeiten, ja?«
    Er hatte mich an den Eiern, und wie er selbst dargelegt hatte, würde es das einzige Angebot bleiben. Da hatte ich ernsthaft geglaubt, ich hätte alles hinter mir gelassen und mir eine Existenz in der legalen Welt aufgebaut, und nun holte mich alles ein. Die Aussicht, wieder als Auftragskiller agieren zu müssen, verursachte einen leichten Schwindel, aber ich hatte keine Wahl. Wenn der Teufel ruft, muss man folgen, und im Augenblick scharrte er mit seinen Hufen vor meiner Tür.
    Schweren Herzens streckte ich die Hand aus, und wir besiegelten den Deal.
    Und nun saß ich drei Jahre später wieder in einem Hotelzimmer, wenn auch in einem besseren als gestern Nacht. Es war halb zwölf Uhr abends, und ich nippte an einem San Miguel, einem spanischen Bier, das hier auf der Insel gebraut wurde. Ich war müde, gleichzeitig aber auch nervös und machte mir viel zu viele melancholische Gedanken. Ich fragte mich, ob O’Riordan und sein Liebhaber einander so geliebt hatten wie ich Emma. Die von verzweifelter Trauer getriebene Attacke des Jungen, dessen Namen ich nie erfahren würde, wies darauf hin, dass es wohl so gewesen sein musste. Und ich hatte ihre Liebe zerstört.
    »Tut mir leid, Liebes«, sagte ich zur Wand und meinte Emma, zu der ich immer noch ab und zu sprach, wenn ich allein war.
    Wieder fragte ich mich, wo sie und unser Kind wohl waren. Emma würde jemand Neuen kennengelernt haben, da war ich mir sicher. Sie hatte zu viel Charakter, zu viel Energie, um lange allein zu bleiben. Unser Kind – ich stellte es mir als Sohn vor – war jetzt zwei. Ich stellte mir die drei zusammen vor. Eine glückliche Familie, vor einem wärmenden Kaminfeuer, etwas, das ich seit Jahren nicht mehr gesehen hatte. Ich stellte mir vor, wie Emma und ihr neuer Partner sich küssten, sich vor dem Kamin liebten und mein Sohn, der inzwischen laufen gelernt hatte, ihn Daddy nannte …
    Ich trank das Bier aus und holte mir ein neues. Ich musste aufhören, mich selbst zu quälen. Das zweite leerte ich viel zu schnell. Dann nahm ich die Manila Post, die im Zimmer auslag, und blätterte sie durch. Der Mord an dem Journalisten war noch nicht erwähnt. Das würde morgen kommen. Ich konzentrierte mich auf die Artikel und versuchte, die schwarze

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