Erlöst mich: Thriller (German Edition)
sie mit unbändiger Wut, die sie nicht kontrollieren konnte.
Ohne zu überlegen, stürmte sie durchs Zimmer, packte ihn am Hemdkragen, riss ihn hoch und knallte ihn mit einer Wucht gegen die Wand, die sie selbst überraschte. Er leistete keinerlei Gegenwehr, auch nicht, als sie ihm direkt ins Gesicht schrie: »Er war bloß ein Journalist, der verdammt noch mal seine Arbeit machte! Wie Nick, den sie auch umgebracht haben!«
»Ich weiß, ich wünschte, ich hätte es nicht getan.«
»Und damit ist dann alles in Ordnung? Das war Mord. Nicht wiedergutzumachen, kapierst du das nicht? Was ist los mit dir? Du musst doch krank sein!«
Sie ließ ihn los und wandte sich ab. Unfähig, ihn länger anzusehen.
»Herrgott, du widerst mich an. Du hast wahrscheinlich die letzte Möglichkeit zerstört, einen brutalen Kindermörder vor Gericht zu bringen. Ich hoffe, du bist stolz auf dich.«
Sie riss eine weitere Zigarette aus der Packung und zündete sie wütend an. Wandte ihm weiter den Rücken zu.
»Los, hau ab. Raus hier, bevor ich die Polizei rufe.«
Doch er rührte sich nicht. »Ohne mich wirst du deine Rachepläne nicht verwirklichen können, Tina.«
»Nimm dich bloß nicht auch noch wichtig.«
»Ich habe Indizien und Spuren. Du nicht.«
Tina sah ein, dass er recht hatte. Ohne O’Riordan hatte sie nichts. Aber Milne war ein kaltblütiger Mörder. Schon mit ihm zusammen im selben Raum zu sein, verursachte ihr Übelkeit. Trotzdem … Das Wichtigste war am Ende, Wise zur Strecke zu bringen. Selbst wenn es dazu der Dienste eines so widerlichen Typen bedurfte wie Milne.
Letztlich doch neugierig geworden, drehte sie sich zu ihm um.
»Dann schieß los. Welche Spuren hast du?«
»Zunächst einmal O’Riordans Frau. Ich hatte Schlüssel für das Haus. Irgendwoher müssen die gekommen sein. Und O’Riordan hatte einen schwulen Liebhaber. Auf mich wirkte das wie eine ernste Beziehung, was den Schluss nahelegt, dass es schon eine ganze Weile so ging. Von daher wäre es möglich, dass seine Frau es ihm heimzahlen wollte und mit Wise oder mit Schagel konspiriert hat. Und dann wüsste sie zumindest etwas. Heute Morgen war eine Notiz zu O’Riordans Tod in der Zeitung, darin hieß es, seine Frau sei übers Wochenende zu Verwandten aufs Land gefahren, was erklärt, warum sie nicht da war, als er getötet wurde. Was ebenfalls ins Bild passen würde. Wenn wir sie finden, könnte sie uns sicher einiges erzählen.«
»Wir?«
»Ich sagte doch, ich bin bereit, dir zu helfen.«
»Und warum sollte ich dir trauen?«
»Weil es nicht lange dauern wird, bis Schagel herausfindet, dass ich dich nicht umgebracht habe. Und sobald er das weiß, wird er hinter mir her sein. Wir sind ab sofort beide auf der Flucht, Tina.«
Sie dachte einen Augenblick darüber nach. Er hatte auch diesmal recht, und welche Untaten er auch immer begangen
haben mochte, sie nicht zu töten, bedeutete tatsächlich, dass er seinen Hals riskierte.
»Okay. O’Riordans Frau ist sicher ein Anfang. Was noch?«
»O’Riordan hatte ein Treffen geplant. Ich bin sicher, sein Tod hatte etwas damit zu tun. Das Treffen war auf drei Uhr terminiert, und man gab mir bis zwei Uhr Zeit, ihn umzubringen, außerdem hat man mich angewiesen, sein Haus niederzubrennen, um sämtliche Beweise zu vernichten.«
Er griff in seine Tasche und förderte zwei zerknitterte Zettel zutage, die er sorgfältig auseinanderfaltete und glatt strich.
»Dies sind zwei Seiten aus seinem Kalender. Ich habe den Namen des Mannes, den er treffen wollte. Er sagt mir nichts. Dir vielleicht? Er heißt Omar Salic.«
»Mir auch nicht«, sagte sie kopfschüttelnd. Die unbeteiligte Art, in der er über O’Riordans Tod sprach, schockierte sie immer noch.
»Und dieser Cheeseman? Steht neben Salics Namen. Kannst du damit was anfangen?«
Wieder schüttelte sie den Kopf. Keiner der beiden Namen kam ihr bekannt vor. Nicht im Entferntesten. »Viel weiter sind wir jetzt nicht«, sagte sie und machte keine Anstalten, die Verachtung in ihrer Stimme zu verbergen.
Wenn er ihren Tonfall bemerkt hatte, so ließ er es sich nicht anmerken. »Noch eins. Für die erste Nacht hat man mich in ein schäbiges Hotel gebucht, und die Pistole, mit der ich O’Riordan erschießen sollte, lag bereits unter meiner Matratze. Wer immer sie dort hingelegt hat, konnte das nicht ohne das Wissen des Besitzers. Was bedeutet, dass wir mit ihm reden müssen.«
»Wieso glaubst du, dass er das wird?«
»Glaub mir, er wird.«
Milne sah sie
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