Erlöst mich: Thriller (German Edition)
hatte.
Als sie die Autobahn erreichten, nahm Heed den Hut ab und entblößte einen zurückweichenden nikotinfarbenen Haarschopf. Dann hob er sein Handy ans Ohr und sprach gelassen einige Sätze, ehe er es an Nargen weiterreichte. »Für Sie«, sagte er. Der Wagen geriet jetzt in einen der morgendlichen Staus.
Es war Bertie Schagel. »Ich habe einen weiteren Job für Sie.«
»Ja?«
Nargen war irritiert. Wie die meisten Profikiller mochte er es nicht, wenn sich Änderungen ergaben, während er bereits unterwegs war, um einen Auftrag zu erledigen. Aber er legte sich besser nicht mit dem Mann an, den er seit zehn Jahren mehr oder minder seinen Boss nennen musste.
»Das Objekt, das ihr in England verpasst habt …«
»Sie meinen das Objekt, das Sie zu schonen befohlen haben, als wir die Möglichkeit hatten, es auszuschalten.«
»Ich habe jetzt keine Zeit für solche Feinheiten«, brummte Schagel. »Sie ist in Manila. Und wir müssen uns schnell um sie kümmern. Außerdem müssen Sie sich um den Mann kümmern, der sich bei ihr befindet. Er ist bewaffnet und potenziell gefährlich. Bis vor ein paar Stunden hat er noch für mich gearbeitet, aber inzwischen scheint er sich für unsere Dame entschieden zu haben.«
»Wissen Sie, wo sie sich aufhalten?«
»Bald. Sie haben soeben eine Informantin von Mr. Heed aufgesucht. Die wird sicherstellen, dass sie dorthin zurückkehren. In der Zwischenzeit wird Mr. Heed Sie mit dem nötigen Werkzeug ausstatten.«
»Sollen wir uns um sie kümmern, bevor wir die Lieferung abholen?«
»Ja. Ihr Auftauchen gefährdet die gesamte Operation. Ich möchte, dass die Sache heute noch über die Bühne geht. Schaffen Sie das?«
»Wenn Sie uns den Aufenthaltsort nennen, bestimmt. Aber es wird Sie etwas kosten. Ein Mangel an Vorbereitung birgt immer ein erhöhtes Risiko.«
»Wie viel?« »Weitere hunderttausend Dollar.«
Schagel grunzte. »Tun Sie’s«, brummte er und legte auf.
33
Von Ternate aus fuhren wir über den South Luzon Highway nach Süden Richtung Batangas, von wo die Fähren nach Mindoro abgingen – meiner alten Heimat.
Ich war damals glücklich dort. Betrieb in einem Palmenparadies namens Big La Laguna Beach zusammen mit meinem Freund Tomboy eine verschlafene, kleine Tauchschule. Fast jeden Tag begleitete ich meine Kunden raus zu einem der unzähligen Spots entlang der zerklüfteten vulkanischen Küste und war jedes Mal rechtzeitig in unserem kleinen Hostal zurück, um von der Strandbar aus den Sonnenuntergang zu betrachten. Ich sah mir dabei zu, wie mein Leben im immergleichen Nebel aus Drinks, Sonne und Sand an mir vorüberglitt, genoss mein Exil und die gelegentlichen Affären und machte mir keinerlei Gedanken über die Zukunft.
Bis zu dem Tag, an dem alles vorbei war. Als ich beschloss, nach England zurückzukehren, um herauszufinden, wer meinen ehemaligen Partner umgebracht hatte, und damit eine Pandora-Büchse öffnete, die mir seitdem nur Kopfschmerzen und Bedauern eingetragen hatte.
Ich habe mich oft gefragt, was geschehen wäre, wenn ich diese Reise nicht unternommen hätte. Natürlich wäre ich nie Emma begegnet, und das allein war schwer erträglich.
Trotzdem hätte ich sicher ein gutes Leben gehabt. Langweilig, vielleicht sogar stumpfsinnig, doch mein Gewissen hatte sich damals allmählich der Schuldgefühle entledigt, und ich wäre zufrieden gewesen. Ich hätte nichts über Tomboys Vergangenheit erfahren – sein eines schreckliches Verbrechen –, und unsere Freundschaft wäre nie zerbrochen.
Es war merkwürdig, dass ich jetzt zurückkam, bereit, ihn zu töten, wenn es sein musste.
Es war vierzehn Uhr, als wir verbissen schweigend das ausgedehnte, chaotische, halb industrialisierte Hafengebiet von Batangas erreichten. Wir parkten den Mietwagen in der Nähe des Fähranlegers im Schatten einer der gewaltigen Ölraffinerien, die die Stadt umgaben.
Das Terminal lag fast ausgestorben da, nur einige Familien saßen unter den Schattenspendern entlang der Landebrücken. Auf den Wellen unter ihnen schaukelten ein paar Boote. Nachdem ich ein bisschen herumgefragt hatte, fand ich einen Typen, der bereit war, uns für zweitausend Peso mit seinem Außenborder direkt nach Sabang zu fahren, wenn wir nichts dagegen hätten, uns einer Gruppe südkoreanischer Urlauber anzuschließen, die ebenfalls in den kleinen Ferienort wollten, in dem Tomboy und ich unser Hostal hatten.
Es war ein strahlender, fast wolkenloser Tag, und der Trip durch die klaren, azurblauen
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