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Erlöst mich: Thriller (German Edition)

Erlöst mich: Thriller (German Edition)

Titel: Erlöst mich: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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Wange.
    Kein Zweifel, im Unterholz bewegte sich etwas, Büsche und Äste wurden beiseitegeschoben, das Geräusch kam näher.
    Tina presste sich tiefer in den Schlamm und überlegte,
ob es besser war, in Deckung zu bleiben oder loszurennen. Der dichte Farn bedeckte sie einigermaßen, aber ihre Kleidung, ein weißes T-Shirt und khakifarbene Hosen, würden in der Dunkelheit sicher aufleuchten.
    Sie hielt den Atem an, ihr Körper gespannt wie eine Saite, und drehte langsam den Kopf.
    Zwei schwarze, an den Spitzen zerschrammte Stiefel füllten ihren Blickwinkel aus, waren nur Zentimeter von ihrem Ellbogen entfernt. Der Mann bewegte sich nicht. Vielleicht sah er auf sie hinunter, bereit abzudrücken. Dann würde sie in einem verlassenen Loch Tausende Kilometer von zu Hause elendig krepieren. Tina musste all ihre Willenskraft aufbringen, ihn nicht an den Knöcheln zu packen und umzureißen. Oder aufzuspringen und loszurennen. Sie schaffte es, bewegungslos und ohne zu atmen liegen zu bleiben.
    Die Gestalt rührte sich immer noch nicht.
    Im Stillen zählte sie bis fünf und fragte sich dabei, was er da oben machte. Und wie lange sie noch die Luft anhalten konnte.
    Plötzlich schlug er den Farn beiseite, machte einen Schritt nach vorn, und sein Stiefel landete platschend Zentimeter neben ihrem Gesicht. Sie hörte ihn nach den Mücken schlagen und leise fluchen. Die Stimme, so erkannte sie, gehörte dem kleineren der beiden Killer, dem, der wahrscheinlich auch Nick umgebracht hatte.
    Da konnte sie ihre Wut nicht länger zügeln und packte ohne nachzudenken den Knöchel, riss sich an ihm hoch, verdrehte ihn und stieß den Mann zu Boden.
    Er stürzte seitwärts in den Schlamm, überrascht von der plötzlichen Attacke, doch geistesgegenwärtig genug, die Waffe hochzuhalten, um sie zu erschießen.
    Aber auch Tina reagierte schnell, sprang ihn an und landete mit den Knien voraus auf seinen Rippen.
    Er rollte auf den Rücken, und trotz der Motorradhaube erkannte Tina die stahlblauen Augen. Das war definitiv der Mann, der sie in ihrer Badewanne hatte ertränken wollen. Sie drückte ihm seine Hand mit der Waffe zur Seite und griff gleichzeitig in den Schlamm, schleuderte ihm eine Ladung Dreck ins Gesicht und versuchte, ihn ihm in die Augen zu reiben.
    Doch er war schnell und kräftig. Er federte auf die Beine und stieß sie von sich. Tina hielt die Hand mit der Pistole gepackt und trat mit den Füßen nach ihm, bis sie beide im Schlamm rollten und verbissen miteinander rangen. Er hatte immer noch die Pistole, und er war stärker als sie. Ihr einziger Vorteil war, dass sie ihn wenigstens zeitweise geblendet hatte. Er wälzte sich auf sie und versuchte, sein Handgelenk zu befreien, wobei er sich offenbar mehr auf sein Gefühl als auf seine Augen verließ.
    Tina merkte, dass es ein Fehler gewesen war, ihn zu attackieren, aber immerhin hatte sie noch eine Hand frei und versetzte ihm einen Kinnhaken. Es war nicht der härteste Schlag, doch er rutschte von ihr herunter, und die halbe Sekunde, die sie dadurch gewonnen hatte, nutzte sie, um aufzuspringen und geduckt loszusprinten.
    Hinter sich hörte sie einen gedämpften Schuss, der an ihr vorbeizischte. Tina lief unbeirrt weiter und verließ sich darauf, dass ihr Widersacher in der Dunkelheit und mit Schlamm in den Augen nicht würde zielen können. Sie hörte noch einen Schuss, diesmal fernab.
    Endlich erreichte sie die Straße. Ohne Straßenbeleuchtung war schwer auszumachen, ob es dieselbe war, auf der
sie geparkt hatten, aber sich zu orientieren, blieb ihr keine Zeit. Sie schaute sich kurz um, versuchte sich zu erinnern, ob sie von links oder von rechts gekommen war, und rannte los in die Richtung, in der sie den Wagen vermutete. Während ihre Schritte über den unebenen Asphalt hallten, spähte sie links und rechts nach ihrem Verfolger oder dessen Wagen.
    Da öffnete sich vor ihr die kleine Lichtung, in die sie vor einer Stunde den Wagen manövriert hatte, und dann konnte sie auch schon verdeckt von Palmenblättern das blaue Schimmern erkennen.
    Sie zerrte die Schlüssel aus der Tasche und rannte zur Fahrerseite und schloss sie auf. Weil sie zu viele Horrorfilme gesehen hatte, warf sie einen kurzen Blick auf die Rückbank, doch da war niemand, deshalb stieg sie ein. Schwer atmend startete sie den Motor und setzte ohne Licht zurück auf die Straße. Schnell schaute sie nach links und rechts, entdeckte auch hier niemanden und bog Richtung Manila ab. Sie nahm an, dass der Killer noch

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