Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erlösung

Erlösung

Titel: Erlösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
Vom Netzwerk:
nichts bringen würde.
    Denn diese Stimme, jetzt die einzige im Raum, die kannte sie. Ja, die kannte sie nur allzu gut.
    Eine Weile hatte sie in den letzten Wochen geglaubt, diese Stimme würde ihr etwas geben, für das es sich zu leben lohnte.
    Ein Trugschluss, wie er fataler nicht sein konnte, das wusste sie jetzt.

39
    Carl war nachts bei Mona gewesen und sein Körper fühlte sich noch immer an wie aus allen Fugen geraten. Diesmal hatte sie nicht auf süße Worte gewartet oder darauf, dass er ihr versicherte, sie sei für ihn die Einzige. Das wusste sie, als sie sich die Bluse über den Kopf zog und sich mit einer irrsinnigen und ihm unverständlichen Beweglichkeit aus dem Slip wand.
    Anschließend hatte er eine halbe Stunde gebraucht, um zu begreifen, wo er war, und eine weitere halbe Stunde, um abzuwägen, ob er einen weiteren Versuch überleben würde.
    Sie war eine andere Frau als die, die nach Afrika gegangen war. Auf einmal so sichtbar und so nahe. Wenn sich die Fältchen um die Augen zusammenzogen, blieb ihm die Luft weg. Wenn sich ihr Mund mit den Fältchen am Rand des Lippenstifts zu einem Lächeln verzog, war sein Kopf leer.
    Falls es für mich überhaupt eine Frau gibt, dann ist es diese hier, dachte er, als sie sich ihm mit ihrem warmen Atem erneut näherte und ihn sanft kratzte.
     
    Als sie ihn am nächsten Morgen weckte, war sie fertig angezogen und bereit für den neuen Tag. Sinnlich, lächelnd, gleichsam schwebend.
    Welchen Beweis brauchte man noch, wenn einen selbst die Bettdecke festnagelte und die Beine schwer waren wie Blei? Diese Frau war ihm total überlegen.
    »Was ist denn mit dir los?«, fragte Assad, als sie im Dienstwagen zusammentrafen.
    Carl vermochte nicht zu antworten. Wie auch? Sein Körperfühlte sich noch immer an wie weichgeklopftes Fleisch und seine Klöten pochten wie ein Zahngeschwür.
    »Als Nächstes kommt Vedbysønder«, kommentierte Assad, nachdem er eine halbe Stunde auf den Mittelstreifen gegafft hatte.
    Carls Blick wanderte vom Navi zu einer kleinen Ansammlung von Häusern und Höfen inmitten von Feldern. Wenige Häuser und eine gute, asphaltierte Straße. Gruppen von Bäumen und Büschen. Wahrlich kein schlechter Platz, um Lösegeld einzusammeln.
    »Du musst zu dem Haus dahinten.« Assad deutete in die Richtung. »Jetzt noch über die Brücke und ab da sollten wir die Augen aufsperren.«
    Kaum tauchte der erste Hof an der Eisenbahnbrücke auf, erkannte Carl, was Martin Holt beschrieben hatte. Links und rechts der Straße Häuser. Hinter den Häusern rechts der Bahnkörper. Etwas weiter ein paar einzeln stehende Gebäude und dann die Stichstraße bis hin zum Bahngleis. Ein schmaler Streifen mit Bäumen und dann dichterer Bewuchs bis in die Kurve. Das war die Stelle, wo zumindest zwei der betroffenen Familien ihr Geld aus dem Zugfenster geworfen hatten.
    Sie parkten das Auto dort, wo die Stichstraße zu einer engen Eisenbahnunterführung abbog. Damit sie an diesem diesigen Morgen von den anderen Autofahrern gesehen wurden, schalteten sie vorsichtshalber das Blaulicht ein.
    Carl hatte einige Mühe beim Aussteigen. Er überlegte noch, ob er sich erst mal eine Zigarette ins Gesicht stecken sollte, da fixierte Assad bereits die Grasbüschel neben seinen Füßen.
    »Hier ist es ein bisschen feucht«, sagte Assad wie zu sich selbst. »Es hat kürzlich geregnet, aber nur wenig. Trotzdem, der Boden ist weich. Sieh dir das an.«
    Er deutete auf ein Paar deutlich abgesetzte Reifenspuren.
    »Schau da. Der ist in aller Ruhe bis hierher gerollt«, sagte erund ging in die Hocke. »Und hier hat er Gas gegeben, als hätte er es plötzlich sehr eilig.«
    Carl nickte. »Ja, oder die Reifen sind einfach durchgedreht, weil es nass war.«
    Nun endlich zündete sich Carl eine Zigarette an. Er sah sich um. Sie wussten von zwei Männern, die ihr Lösegeld hier aus dem Zugfenster geworfen hatten. Beide hatten kein Auto gesehen. Nur das Stroboskoplicht. Auch sonst war ihnen nichts aufgefallen, was die Ermittlungen voranbringen konnte.
    In beiden Fällen war der Zug von Osten gekommen, sodass der Beutel mit dem Lösegeld auf einer Strecke von etwa zweihundert Metern gelandet sein konnte, bis hin zu dem freistehenden Haus. Das Haus wirkte frisch renoviert, vielleicht waren die Bewohner erst nach 2005 hier eingezogen, nachdem der Vater von Flemming Emil Madsen sein Lösegeld abgeworfen hatte.
    Carl legte die Hände in den Nacken und reckte sich. Der Rauch der Zigarette, die in seinem Mundwinkel

Weitere Kostenlose Bücher