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Erlösung

Erlösung

Titel: Erlösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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Piri, Posy, Pris, Prue.«
    Sie ratterte die Namen herunter, ohne auch nur einmal auf ihren Notizblock zu schauen. Sie war schon verdammt sonderbar, diese Rose.
    »Papa, seltsamer Name für ein Mädchen«, grunzte Assad. Ihm standen die Fragezeichen förmlich ins Gesicht geschrieben. Niemand konnte so hinreißend sichtbar denken wie dieses kernige Wüstengeschöpf. »Ein muslimischer Name ist es auch nicht«, ließ er sich nach einer Weile vernehmen. Er starrte hoch konzentriert auf die Wand. »Mir fällt jedenfalls kein anderer ein als Pari, und das ist Iranisch.«
    Carl zog die Mundwinkel herunter. »Aha. Und Iraner gibt’s keine in Dänemark, wie? Na gut, dann heißt der Mann halt entweder Poul oder Paul, was für eine Erleichterung, das zu wissen. Dann haben wir ihn ja in null Komma nix.«
    Die Falten auf Assads Stirn wurden noch tiefer. »In
was
haben wir ihn? Was hast du gesagt?«
    Carl holte tief Luft. Er musste seinen kleinen Gehilfen doch mal zu seiner Exfrau schicken. Da würde er im Handumdrehen so viele Redensarten lernen, dass seine Kulleraugen nur so rollen würden.
    Carl sah auf seine Armbanduhr. »Also heißt er Paul, wollen wir uns nicht darauf einigen? Ich mach nur mal schnell eine Viertelstunde Pause, in der Zeit werdet ihr den Briefschreiber sicher gefunden haben.«
    Rose bemühte sich, seinen Tonfall zu ignorieren, aber ihre Nasenlöcher weiteten sich deutlich. »Ja, Paul ist bestimmt ein guter Anfang. Oder Piet oder Peer mit zwei e, Pehr mit h oder Petr. Aber es kann genauso gut Pete oder Phil sein. Es gibt zig Möglichkeiten, Carl. Wir sind inzwischen eine multiethnische Gesellschaft mit vielen neuen Namen. Paco, Paki, Pall, Page, Pasi, Pedr, Pepe, Pere, Pero, Peru   …«
    »Hey, Rose, jetzt krieg dich mal wieder ein! Wir sind doch hier kein Namensregister. Und was meinst du überhaupt mit Peru? Das ist ein verdammtes Land und kein Name   …«
    »…   und Peti, Ping, Pino, Pius   …«
    »Pius? Ja, nimm nur die Päpste mit dazu. Sind ja nur   …«
    »Pons, Pran, Ptah, Puck, Pyry.«
    »Bist du fertig?«
    Sie antwortete nicht.
    Carl sah wieder auf die Unterschrift drüben an der Wand. Es stimmte schon, es ließ sich unmöglich etwas anderes daraus ablesen, als dass den Brief jemand geschrieben hatte, dessen Name mit P begann. Aber wer war dieser P?
    »Es könnte doch auch ein zusammengesetzter Vorname sein, Rose. Bist du sicher, dass in der Mitte kein Bindestrich ist?« Er deutete auf die verwischte Umgebung. »So wie zum Beispiel bei Poul-Erik oder Paco-Paki oder Pili-Ping.« Er versuchte, ein Lächeln auf Roses Gesicht zu zaubern, aber diese Art von Humor zog bei ihr nicht. Ach, scheiß drauf.
    »Na, wollen wir nicht einfach diesen hübschen, großen Brief dort hängen lassen und zusehen, dass wir mit unserer Arbeit weiterkommen? Dann kann Rose auch endlich ihre verunstalteten Fingernägel schwarz übermalen«, schloss Carl. »Wir kommen ja öfter hier entlang und können immer mal wiedereinen Blick auf den Mist werfen. Vielleicht fällt uns dabei was Schlaues ein. Wie beim Kreuzworträtsel, das auf dem Klo liegt und an dem man von Sitzung zu Sitzung weiterarbeitet.«
    Rose und Assad sahen ihn mit gerunzelter Stirn an. Kreuzworträtsel auf dem Klo? So lange saßen die beiden offenbar nicht auf dem Balken.
    »Im Übrigen glaube ich, können wir den Brief nicht dort an der Trennwand hängen lassen, hier kommen und gehen schließlich Leute. Wie ihr wisst, befindet sich ein Teil des Archivs hinter der Tür. Alte Fälle, schon mal davon gehört?« Carl drehte sich um und nahm Kurs auf den gemütlichen Stuhl, der in seinem Büro auf ihn wartete. Genau zwei Meter weit kam er, dann fuhr ihm Roses nadelspitze Stimme wie ein Dolch in den Rücken.
    »Dreh dich mal um, Carl.«
    Er drehte sich langsam um und sah sie dort stehen, wie sie hinter sich auf ihr Kunstwerk deutete.
    »Wenn du meine Nägel hässlich findest, kann ich dir auch nicht helfen. Und jetzt nur noch eins: Siehst du das Wort da ganz oben?«
    »Ja, Rose. Fakt ist, dass es das einzige Wort ist, das ich mit Sicherheit entziffern kann. Dort steht recht deutlich ›Hilfe‹.«
    Da richtete sie ihren schwarz dekorierten Zeigefinger wie eine Waffe auf ihn. »Merk es dir gut. Denn das ist das Wort, an das du als Erstes denken und das du aus vollem Hals schreien wirst, falls du auch nur ein einziges Stück Papier entfernst. Ist das klar?«
    Ihre Augen funkelten rebellisch.
    Er winkte Assad, ihm zu folgen.
    Wahrscheinlich wird es langsam

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