Erlösung
einen Spalt breit offen. In der Hoffnung, dass mich bisher keine der Kameras auf dem Anwesen erfasst hatte, huschte ich blitzschnell durch die Öffnung ins Haus. Ich war anscheinend ins Arbeitszimmer gelangt; es gab einen riesigen Schreibtisch, der einen großen Teil des Raumes ausfüllte und wie auch schon in der Bibliothek, die im oberen Stockwerk lag, gab es unzählige Bücherregale. Eine große Stehlampe tauchte das Interieur in ein sanftes Licht und wäre es eine andere Situation gewesen, dann hätte ich mich in diesem Raum sicherlich wohl gefühlt. Außer mir war allerdings noch jemand hier. Ich starrte in das versteinerte Gesicht eines anderen Vampirs, der mich mit blaugrauen Augen hasserfüllt fixierte.
Verborgene Empfindungen
Ich blieb mit dem Rücken zur Terrassentür stehen. Peter stand fast in der Mitte des Zimmers und er hatte auch nicht den Versuch gemacht, sich vor mir zu verbergen. Er hatte ganz gewiss auf eine Konfrontation mit mir gewartet.
„Na endlich. Warum hat das so lange gedauert? Oder sollte ich tatsächlich erst die zwei anderen Vampire ausschalten, bevor ich den eigentlichen Hauptgewinn kassiere?“ Er grinste heimtückisch. „Keine Sorge, niemanden, den du kanntest.“
Großartig. „Wieso bist du hierher gekommen?“, fragte ich zurück und versuchte so ungerührt wie möglich zu klingen.
„Du kennst mich, ich habe einen Hang zum Melodramatischen.“
„Tatsächlich? Und, weiß Crane, dass du hier bist und in alten Erinnerungen schwelgst?“
Sein Grinsen war spöttisch. „Ich schätze, er hat nicht verstanden, dass ich dich verschont habe, weil es mir ums Prinzip ging. Obwohl ich zugeben muss, dass ich auch nicht gedacht hätte, dass ihr beide davonkommt. Mag sein, dass Alexander darauf ein wenig angesäuert reagiert hat.“ Er zuckte scheinbar gelangweilt mit den Schultern. „Wen juckt’s? Ich habe mich lange genug um seine Belange gekümmert.“ War das eine Falle oder war Peter wirklich wieder auf seinem eigenen Feldzug?
„Und was interessiert dich zurzeit?“, hakte ich ruhig nach, auch wenn ich mir sicher war, die Antwort bereits zu kennen.
„Nun, ich hatte gehofft, dass du mein altes Kodachi behalten hast, nachdem du daran fast krepiert wärst.“ Sein unterkühltes Lächeln wurde breiter.
Durch diese Anmerkung erinnerte er mich nur abermals daran, warum er mittlerweile mein Feind war. Nicht, dass ich das je vergessen würde, dafür reichte allein schon die Tatsache, dass er Liz beinahe getötet hätte…
„Du weißt, dass ich für Waffen nichts übrig habe“, antwortete ich jetzt bissig. In meinem Innersten begann es zu brodeln, aber ich konzentrierte mich darauf, die Kontrolle zu behalten.
„Hmm, ich dachte mir so etwas schon, deswegen habe ich ein Neues!“ Er zog ein japanisches Kurzschwert unter seinem schweren Mantel hervor und die Klinge war so glänzend, dass sie mich beinahe hätte blenden können. „Schärfer und härter als mein Erstes. Es wird sich noch besser durch den Körper deiner Angebeteten bohren. Oh, und durch den ihrer entzückenden Freundin…ich habe sie beobachtet und fast den ganzen Weg bis zum Haus begleitet, aber ich wollte mir nicht die Vorfreude nehmen. Zwei Leckerbissen auf einmal, das ist wohl mein Glückstag.“
Sein Spott fraß sich durch meine kalten Adern. Der Zorn in mir wuchs rasend schnell an. Es kostete mich einiges, um nicht meine Beherrschung zu verlieren, und das funktionierte wahrscheinlich auch nur, weil mir klar war, dass Peter es genau darauf anlegte.
„Oder soll ich einfach nur die Blonde töten und deinem kleinen Liebling das Gedächtnis nehmen? Soll ich mich daran erfreuen, dass sie dich vollkommen vergessen wird, so als hätte es dich nie gegeben… Und du müsstest damit leben, mit all´ deiner Liebe, die sie nicht mehr erwidern würde, weil sich ihr Leben mit nur einem Biss total verändert hätte…“
Für diese Äußerung würde ich ihn endgültig zum Teufel jagen! Dass wir entdeckt werden konnten, war mir in jenem Moment beinahe gleich. Unbedacht, schoss es mir in den Sinn, aber ich konnte trotzdem nicht anders. Die Wut war dabei, die Oberhand zu gewinnen und ich ließ es nur allzu gern zu. Peter sollte endlich dafür büßen, wenn er es nicht anders wollte. Aber soweit sollte es nicht kommen. Ein entferntes Geräusch stoppte mich, noch bevor ich überhaupt zum Angriff ansetzen konnte. Peter zuckte zur Seite, denn er hörte es garantiert auch. Ein Mensch lief den Flur hinunter und so wie
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