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Erlösung

Erlösung

Titel: Erlösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Dungs
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denkst du nicht?“
    „Klingt ideal, ja.“ Cambridge. Oxford. Diese beiden Orte lagen zumindest noch in Reichweite. „Weißt du schon, wann es soweit ist?“
    „Nein. Die Gebiete sollen aber auf jeden Fall anders aufgeteilt werden. Da wir jünger erscheinen als Kenneth und Brandon, macht es mehr Sinn, wenn wir uns an den Unis aufhalten, nur für den Fall, dass wir aus unerfindlichen Gründen bemerkt werden. So wie wir aussehen, werden wir keine misstrauischen Blicke auf uns ziehen, weil wir als typische Studenten durchgehen könnten. Keine Ahnung.“ Er schüttelte den Kopf. „Vincent meinte jedenfalls, dass er uns informiert, sobald der Rat alles Weitere beschlossen hat. Wir sollten bis Ende der Woche etwas hören.“
    „Gut. Was steht heute noch so an?“ Ich versuchte mir nicht anmerken zu lassen, dass ich zuerst meinen Durst stillen musste.
    „Die Sonne macht uns leider einen Strich durch die Rechnung, aber wir machen uns heute Abend auf den Weg in die Innenstadt.“
    „Nun, wenn wir endlich mal ein Auto hätten, dann könnten wir wenigstens tagsüber durch die Gegend fahren, sofern das Wetter nicht mitspielt“, zog ich ihn auf. Ich verstand ohnehin nicht, warum Nicholas dieser Technik gegenüber so negativ eingestellt war. Ein bisschen Luxus hätten wir uns immerhin gönnen können, doch das sah er bisher immer anders. „Ja, ich weiß, was du denkst; vermutlich verstecken sich die anderen von unserer Art ebenfalls in dunklen Winkeln. Aber vielleicht schnappt man unter den Menschen irgendetwas auf, das auf verräterische Aktivitäten hinweist. Zumindest wäre es mal schön, wenn man die Möglichkeit hat, raus zu kommen.“ Ich verschränkte meine Arme vor der Brust. „Mag sein, dass ich es auch einfach nur hasse, irgendwo eingesperrt festzusitzen.“
    „Verstehe“, erwiderte er trocken.
    „Zu meiner Zeit als Mensch waren die Autos auch nicht so… komfortabel.“
    „…und schnell.“ Er grinste mich an. „Ich werde Vincent bei Gelegenheit sagen, dass du dir einen Wagen zum Geburtstag wünschst.“
    „Klar, wobei ich mir schon denken kann, was er dazu sagen wird“, grummelte ich. „Vincent würde, wenn überhaupt, nur dir so etwas schenken. Wir wissen doch, wer hier sein Lieblingsschützling ist.“ Es klang bissiger als beabsichtigt, aber ich war mir sicher, dass Nicholas es mir nicht übel nahm. Er wusste, wie ich es meinte. Vincent hatte ihm schließlich nicht grundlos eine höhere Position zugewiesen. Mit seinem Pflichtbewusstsein würde ich es niemals aufnehmen können, abgesehen davon war ich mit meinen Status zufrieden. Ich mochte meine Aufgaben und ich hatte kein Problem damit, dass er über unsere Aktivitäten entschied, weil ich dafür keine Opfer bringen musste. In seiner Stellung hätte ich Evelyn wohl niemals in mein Leben treten lassen können. Es war natürlich auch für mich verboten, aber ich war nicht annähernd so willensstark wie mein Freund. Nicholas Stimme zerriss meine Gedanken.
    „Nun, dann lasse ich dich zumindest auch mal fahren, in Ordnung?“ Ein amüsiertes Lächeln zuckte in seinen Mundwinkeln.
    Ich ging auf seine Äußerung ein. „Das klingt fair.“
    Bis zum Abend verbrachten wir die Stunden getrennt voneinander, was ich ausnutzte, um endlich meinen Durst zu stillen. Unter den gegebenen Umständen wollte ich mich nicht darauf verlassen, dass wir auf unserer Patrouille genügend Beute machen würden.
    Wir trafen allerdings tatsächlich auf zwei abtrünnige Vampire, als wir in Londons Straßen unterwegs waren. Nicholas und ich erwischten sie, bevor sie in die menschliche Zivilisation zurückkehren konnten. Es waren noch recht junge und unerfahrene Artgenossen, also war klar, dass es wie so oft ein schneller und ungleicher Kampf werden würde. Ich hätte mit beiden Vampiren problemlos fertig werden können, doch wir teilten sie unter uns auf, was normalerweise ein wenig Training mit sich brachte. In diesem Fall ging es jedoch viel zu schnell. Mein Artgenosse wusste, dass er keine Chance gegen mich hatte, ich konnte die Erkenntnis in seinen hellen Augen aufblitzen sehen. Ich schlug ihm mit meinem Kodachi den Kopf ab, noch ehe er sich überhaupt gegen mich zur Wehr setzen konnte. So musste er wenigstens nicht unnötig leiden, ich empfand fast ein wenig Mitleid. Er hatte wohl nie die Möglichkeit gehabt, zwischen Sterblichkeit und dem Dasein eines Untoten zu wählen. Ohne den Schutz eines Ältesten in diese andere Welt gestoßen zu werden, das konnte einem sicherlich

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