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Erlösung

Erlösung

Titel: Erlösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Dungs
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wirst das hier nur überstehen, wenn das Böse des Vampirs dominiert.“ Er legte seine Hand auf meine Schulter und seine Gesichtszüge entspannten sich für einen kurzen Moment. „Du bist dann viel stärker. Erinnere dich an Amsterdam. Als du dort aufgewacht bist, hattest du einen Teil von Peters Blut und vor allem seinen Hass in dir. Und mal abgesehen davon, dass du Lesley und mir den Kopf abgerissen hättest, wenn ich dich vorher nicht geschwächt hätte, so war deine Kraft ziemlich beeindruckend. Ich weiß, dass du es verabscheust die Kontrolle zu verlieren, aber nur so hast du eine echte Chance. Den anderen wird es nämlich egal sein, ob du überlebst. Für sie wäre es praktischer, wenn du hier nicht durchhältst, denn dann würde sich das Problem, Lesley zu verwandeln, von selbst lösen…“ Wollte er mich wütend machen? Er machte es jedenfalls gut, denn diese Erkenntnis löste bereits etwas in mir aus. Als ob ich zulassen würde, dass man ihr etwas antat.
    „Außerdem wird Elisabeth mit allem rechnen, also müssen wir sie mit ihrer allerliebsten Wunschvorstellung konfrontieren. Ein junger, ungestümer Vampir, der so leicht zu reizen ist wie Peter. Mit ihm hatte sie ein leichtes Spiel und genau dieser Aspekt ist der große Vorteil für dich.“ Vincents unverhohlene Worte ließen mich bloß nicken. Ich hatte verstanden und ich würde tun, was er von mir verlangte. Meine innere Stimme schrie bei dieser Erkenntnis regelrecht auf, aber ich begann schon jetzt, sie zu ignorieren. Hier und heute war ich bereit alles zu tun, um im Kampf besser zu sein, auch wenn das hieß, dass ich mein eigentliches Selbst aufgeben musste. Es würde schließlich nicht von Dauer sein.
    „Gut, dann legen wir los.“ Mein Schöpfer zog die Kapuze wieder über. „Oh, eins noch. Elisabeth ist eine exzellente Gedankenleserin, sie ist besser als Crane, also halt´ deine Gefühle so gut es geht im Zaum. Sie wird ausnutzen, was sie in die Finger kriegt, denn sie ist eine Meisterin der Provokation. Na ja, vielleicht ist es auch ganz gut so, dann wird sie deinen Hass wenigstens ordentlich schüren und es dir so leichter machen, loszulassen.“ Er wandte sich ab und deutete nach vorn. Wir schlichen weiter die Ebene entlang, die Ruine dabei fest im Blick. Alles wirkte ruhig und friedlich. Ich konnte bloß das Rauschen des Meeres hören und das Flügelschlagen einiger Adler, die hoch über unseren Köpfen ihre majestätischen Kreise zogen. Die anderen Ältesten schienen sich aufgelöst zu haben, egal wie sehr ich mich darauf konzentrierte, meine feinen Sinne konnten von ihnen nichts ausmachen. Dafür fiel mir jedoch auf, dass immer mehr Wolken am Himmel auftauchten, je weiter wir uns nach vorne bewegten. Die Sonne verschwand eilig hinter einer grauen Wand und dann war es plötzlich ganz still. Für den Bruchteil einer Sekunde schien sich die See beruhigt zu haben, selbst die Greifvögel glitten geräuschlos durch die Lüfte. Kein Zufall. Ich wusste, dass sich mein Bewusstsein bloß auf die Bedrohung einstellte, alles andere blendete mein Verstand einfach aus. Ich drehte mich zu Vincent und er nickte mir wohl wissend zu. Die ersten Vorboten waren also da.
    Drei kamen von der Seite und vier Vampire erschienen kurz darauf vor uns. Sie glaubten bestimmt schnell zu sein, aber es waren lediglich Neuankömmlinge, man erkannte diesen Umstand sofort an der etwas hölzernen Haltung. Diese schwachen Artgenossen waren uns in vielerlei Hinsicht stark unterlegen, doch vielleicht wussten sie gar nicht, wen sie vor sich hatten. Umso besser; es würde zumindest ein leichter Anfang sein.

 
    Versagt
     
     
    Das Gebrüll meines Feindes, der sich unter meinem harten Griff wand, hörte man wohl auch bis ins Tal hinein. Sein Gekreische war ohrenbetäubend, aber ich ließ trotzdem nicht von ihm ab. Mein Zahnfleisch pochte unablässig und meine Fänge traten gierig hervor. Warum sollte ich es auch zurück halten, darum ging es doch jetzt. Keine Kontrolle mehr. Ich zog mir die Maske herunter und in einer raubtierartigen Bewegung bohrten sich meine Eckzähne in den Hals meines Opfers. All´ sein Blut strömte in mich, durchflutete mein Innerstes und versorgte meinen Körper mit noch mehr Energie. Ich fühlte mich wie unter Strom, ein wenig aufgeputscht von der Jagd, die eigentlich für meine Verhältnisse viel zu leicht war. Es sind bloß die Vorboten, rief ich mir ins Gedächtnis.
    Vincent tötete gleich zwei Angreifer auf einmal und dabei wirkte er so kraftvoll.

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