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Erlösung

Erlösung

Titel: Erlösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Dungs
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freigelegt hatte. Während ich mir eine gefestigte Position suchte, schritt Elisabeth beinahe schon gemächlich auf mich zu.
    „Soll ich es leicht für dich machen, Nicholas?“ Sie lächelte noch immer und die Gedanken, die in mir aufkeimten, ließen sich kaum bändigen. Es wirkte wie Gift, das mein Bewusstsein lähmte und mein eigentliches Vorhaben träge werden ließ. Wo war mein unbezwingbarer Zorn auf einmal? Ich wollte die Kontrolle verlieren und konnte es nicht? Grundgütiger.
    „Oh“, ihr Blick glitt zur Seite. „Zwei zu eins, wie ungerecht.“
    Lucas tauchte auf einmal neben mir auf, auch ihn hatte ich vorher nicht bemerkt. Großartig, aber wenigstens war er einer von den Guten. Er trug seine Maske nicht mehr und auch sein Anzug hatte etwas gelitten, ob es vom Kampf oder von der Sonne passiert war, konnte ich nicht erkennen.
    „Du machst es ihm ja nicht leicht, da hat er doch ein wenig Unterstützung verdient.“ Waren alle Ältesten so gelassen? Gleichmut war eine Sache, aber wie konnte man in so einer Situation noch eine derartige Ruhe ausstrahlen? Möglicherweise wirkte ich im Kampf mit Schwächeren ebenso gefasst.
    „Wieso nicht“, entgegnete Elisabeth entspannt. „Ich bin älter und stärker als ihr beide zusammen, das könnte ganz amüsant werden.“ Das letzte Wort verhallte noch im Zimmer, als sie sich bereits bewegte.
    Ich hatte noch niemals zuvor einen solchen Angriff miterlebt. Nur weil sie nicht auf mich zu sprang, konnte ich mich zur Seite rollen. Lucas kippte nach hinten, als sie genau auf ihm landete. Ihre zierliche Statur war eine perfekte Maskerade für die unsagbare Kraft, die tief in ihr schlummerte. Mühelos hielt sie Lucas am Boden fest, obwohl er versuchte sich dagegen zu stemmen.
    „Wie alt bist du? Vierhundert? Fünfhundert Jahre?“ Sie lachte auf. „Du hast genauso wenig eine Chance gegen mich wie Nicholas oder einer der anderen da draußen.“ Sie hob eine Hand und erst jetzt erkannte ich, dass sie Handschuhe trug. Ich war sofort auf den Beinen und griff ohne Verzögerung an. Elisabeth verfehlte Lucas Gesicht nur um Haaresbreite, aber dafür erwischte sie meinen Arm, noch ehe ich sie wegstoßen konnte. Sie schleuderte mich einfach über sich hinweg. Ganz andere Liga, blaffte meine innere Stimme. Aber das machte mich zumindest wütend.
    Ich landete auf den Füssen, und während ich mich umdrehte, war Elisabeth auch wieder auf den Beinen. Meine sonst so schnellen Reflexe waren im Vergleich zu ihr geradezu menschlich langsam. Ich rannte auf sie zu, doch in derselben Sekunde zwang sie Lucas aufzustehen. Sie zog ihn mühelos hoch wie eine schlaffe Puppe und noch ehe meine Finger sie berührten, riss sie seinen Kopf zu sich herum. Das fürchterliche Knacken des gebrochenen Genicks stoppte unweigerlich meinen Angriff. Elisabeth legte ihren Kopf schief und grinste, während Lucas ihrem Griff entwich und zu Boden fiel. Er regte sich nicht mehr.
     Ganz ruhig, versuchte mir mein Gewissen gut zuzureden. Schließlich war er ein Ältester, kein Neuankömmling, vielleicht würde er wieder zu Kräften kommen. Sicher würde es so sein, es musste…
    „Wie süß“, zischte Elisabeth. „ Du sorgst dich umsonst, seine Chancen stehen recht schlecht, aber gewiss besser als deine!“ Mit einem tiefen Knurren, das nicht zu ihrer Erscheinung passte, stürzte sie sich auf mich. Ein kläglicher und viel zu später Versuch ihrer Attacke auszuweichen wurde gnadenlos bestraft. Mit unbändiger Wucht schnitt sich etwas in meine Brust. Mein Blick folgte ihren Fingern, die sie scheinbar extra in die Luft hielt, damit ich deutlich die scharfen Krallen sehen konnte. Meine Beine gaben plötzlich augenblicklich nach. Ich fiel zu Boden wie ein angeschossenes Tier.
    „Verdammt, was ist das…?“ Mein Fluch klang erstickt.
    „Wusstest du eigentlich, dass diese spezielle Legierung, die so viele unserer Klingen veredelt, ein Vampir erfunden hat? Einer von uns ist dafür verantwortlich, dass wir solche Schmerzen erleiden müssen. Dass wir im ungünstigsten Fall daran zugrunde gehen… und das ist etwas, was ich mir unbedingt zu nutzen machen musste, nur noch besser und effektiver. Meine Waffen sind immer gefährlicher als die der anderen. Das hätte man dir vielleicht sagen sollen. Na, spürst du es schon? Es breitet sich bedeutend schneller in dir aus, nicht wahr, Nicholas?“ Vergiftete Krallenhandschuhe? Zum Teufel mit dieser verfluchten Legierung. Zum Teufel mit ihr!
    Sie lachte melodisch. „So ein

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