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Erlösung

Erlösung

Titel: Erlösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Dungs
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hat.“

 
    Schlussstrich
     
     
    „Michael, vielen Dank.“ Ich reichte ihm die Hand und er schüttelte sie freundlich.
    „Ich bin jederzeit da, wenn Sie mich brauchen sollten.“
    „Das ist sehr nett von Ihnen“, sagte Liz und reichte ihm ebenfalls die Hand.
    „Das ist mein Job und ich lebe für meinen Job, Miss Ashton.“
    „Einfach Lesley“, bat sie ihn. Wie oft hatte ich ihm schon das `du´ angeboten? Und wie ich ihn kannte, würde er seiner Linie weiterhin treu bleiben. Ich fand, dass er und Newton vom selben Schlag Mensch waren. Loyal und prinzipientreu, und gerade deswegen äußerst schwer zu finden.
    Er nickte uns noch einmal zu, bevor er sich wieder in den Helikopter setzte. Für ihn ging es wieder zurück in die Schweiz, wobei ich mich abermals fragte, wie viele Flugmeilen er jetzt schon zurückgelegt haben musste. Wir blickten ihm noch nach, bis nicht mehr zu sehen war als ein kleiner, dunkler Punkt am Horizont.
    „Erstaunlich, wie lange man das Geräusch der Rotorenblätter hören kann“, stellte Liz interessiert fest.
    „Ein unangenehmes Geräusch, wenn du mich fragst.“ Ich nahm ihre Hand in meine. „Nun, wollen wir los?“ Sie hakte sich bei mir ein und wir gingen zu meinem BMW, um zuerst bei Theresa Ashton vorbeizuschauen. Sie sollte die erste Station auf unserer kleinen Tour sein, wobei ich inständig hoffte, dass wir nicht schon an ihr scheitern würden.
     
    Der Besuch bei Lesleys Tante war überraschend gut verlaufen. Sie war einfach froh gewesen, zu sehen, wie gut es Liz ging. Und mein Engel hatte peinlichst auf sich und ihr Verhalten geachtet. Ich hätte es nicht besser machen können. Es gab keine Auffälligkeiten, die sie hätten verraten können. Ihre Bewegungen waren geschmeidig, aber nicht zu unmenschlich. Sie hatte direkte Berührungen vermieden, ohne dass es abweisend wirkte. Und ihre Augen hatten wir mit farbigen Kontaktlinsen versehen, die ihrer früheren Augenfarbe am ehesten entsprach. Wenn wir ihre Tante überzeugen konnten, dann wäre es bei allen anderen auch kein Problem, da war ich mir sicher. Wir fuhren mit meinem Auto die weitläufige Hauptstraße entlang, die nach einer scharfen Kurve eine kleine Abzweigung hatte, die geradewegs zum Anwesen der Ashtons führte. Lesley rutschte auffällig auf dem Beifahrersitz hin und her.
    „Nervös?“, fragte ich, wobei die Antwort eigentlich offensichtlich war. Sie nickte, ohne ihren Blick von der Straße vor uns abzuwenden. Ich legte eine Hand sanft auf ihre und hielt den Wagen dabei weiter ruhig in der Spur. Als das schmiedeeiserne Tor der Einfahrt erschien, legten sich ihre Finger fest um meine. Ein Mann steckte seinen Kopf aus dem Pförtnerhäuschen. Ich hatte ihn bisher noch nie hier gesehen, was vielleicht auch an der Tageszeit liegen mochte. Ich war selten so früh hier gewesen, vor allem mit offizieller Anmeldung.
    „Guten Morgen“, begrüßte ich ihn freundlich aus dem geöffneten Wagenfenster. Er nickte mir ebenso höflich zu.
    „Ihnen auch einen guten Morgen, Sir. Wen darf ich anmelden?“ Er spähte ins Wageninnere und als er Liz erkannte, zog er sofort seine Mütze vom Kopf. „Bitte entschuldigen Sie, Miss Ashton, ich hatte Sie nicht gleich gesehen.“
    Mein Engel blieb ihrer Maskerade treu. „Das macht doch nichts, Jeremy. Wie geht’s ihrer Tochter?“ Ich war immer wieder fasziniert, dass sie über jeden der Angestellten Bescheid wusste.
    „Danke der Nachfrage, Miss Ashton, es ist wieder alles in Ordnung und sie wird ihr Studium fortsetzen.“
    „Das ist schön zu hören. Bitte richten Sie ihr und ihrer Frau beste Grüße von mir aus.“
    Er nickte eifrig. „Natürlich, vielen Dank. Oh, und ich lasse sie sofort rein.“ Mit hastigen Bewegungen setzte er seinen Hut wieder auf und drehte sich dabei um. Er hatte das Pförtnerhaus nur halb betreten, ehe er schon den Knopf für das Tor betätigte. Behäbig schwang es zu beiden Seiten hin auf. Als es offen stand und wir die Einfahrt passieren konnten, starrte Jeremy uns immer noch lächelnd nach.
    „Beeindruckend“, gab ich anerkennend zu, während wir die lange, geschwungene Allee hinauf fuhren, die zum Haupthaus führte.
    Sie sah mich überrascht an. „Wieso? Weil ich auch unseren Wachschutz überzeugt habe?“
    Ich schüttelte den Kopf. „Das war mir von Anfang an klar. Nein, aber ich finde es beachtlich, dass du dir so viele Dinge merken kannst, und seien sie auch noch so banal. Welche Hausherrin kann schon von sich behaupten, die Lebensgeschichte

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