Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erlösung

Erlösung

Titel: Erlösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Dungs
Vom Netzwerk:
ihrer ganzen Angestellten zu kennen?“
    „Na ja, ich bin zwar keine Hausherrin mehr, ich weiß jedoch, was du meinst. Warst du nicht so aufmerksam? Ich meine, damals, als es noch so etwas in deinem Leben gab.“
    Ein Grinsen zuckte automatisch in meinen Mundwinkeln. „Ich war ein arroganter Arsch, das hat mich alles in keiner Weise interessiert. Du bist in jeder Hinsicht besser als ich es jemals sein könnte.“
    Sie beugte sich zu mir und ihre Lippen streiften zärtlich meine Wange. „Vielleicht war es einmal so, aber du bist der tugendhafteste und zuverlässigste Mann, dem ich jemals begegnet bin, also stell´ dein Licht nicht so unter den Scheffel.“ Darauf konnte ich nichts anderes erwidern, als sie zu küssen. Und normalerweise hätte ich erwartet, dass sie sich mir hingibt und den Kuss erwidert, stattdessen schupste sie mich abrupt von sich.
    „Nicht, du fährst!“ Mehr als ein prustendes Lachen bekam ich nicht zustande. Ihr Blick spiegelte bloßes Unverständnis wider, deswegen fing ich mich sofort.
    „Es tut mir leid, Engel, aber du vergisst wohl immer noch, dass du kein Mensch mehr…“
    Sie drehte ihren Kopf blitzartig nach vorn. „Pass auf!“, schrie sie erschrocken. Ich stoppte den BMW noch ehe ihr letztes Wort verklungen war.
    „Siehst du?“ Vor uns stand eine riesige Eiche. „Verzeih mir. Das diente lediglich zur Demonstration, aber dir muss klar sein, dass so etwas keine Gefahr mehr darstellt. Die Verkehrsunfallrate bei Vampiren spricht für sich… nun, falls es eine offizielle Statistik dazu geben würde.“
    „Okay, ich hab´s kapiert.“ Sie rutschte auf dem Sitz wieder zurück. „Fahr weiter.“ Ein schwer auszumachendes Grinsen in ihren Mundwinkeln verriet mir, dass sie mir diese Aktion wohl nicht sehr lange Übel nehmen würde.
    Ich lenkte den Wagen zurück, und als wir nach kurzer Zeit den schmalen Kiesweg passierten, überkam mich ein altbekanntes Gefühl. Die Erinnerungen an meine verbotenen Besuche bei einer Sterblichen schlichen sich unwillkürlich in mein Gedächtnis. Dass alles so glücklich enden würde, hatte ich damals bestimmt nicht erwartet. Wir parkten direkt vor dem Herrenhaus. Und als Liz und ich die Stufen betraten, griff sie nach meiner Hand.
    „Warum tue ich das noch mal?“, flüsterte sie wohl mehr zu sich selbst.
    „Um einen Schlussstrich ziehen zu können“, erwiderte ich und hoffte, dass es nicht nach einer Frage klang. Ich klopfte sachte gegen die schwere Haustür. Newton öffnete uns kurz darauf die Tür und sein sonst so ernstes Gesicht hellte sich augenblicklich auf.
    „Miss Ashton, Mr. De Winter, wie schön sie beide zu sehen!“
    „Hallo, Newton.“ Einzig seine ausgezeichneten Manieren verhinderten wohl in jenem Moment, dass er uns nicht umarmte. Die Haltung seines Körpers verriet mir aber, dass es ihm tatsächlich schwer fiel. „Wir haben uns Sorgen gemacht, Miss Ashton.“
    „Ich habe Ihnen doch eine Nachricht hinterlassen“, es klang ein wenig schuldbewusst.
    Er nickte hastig, während wir über die Schwelle traten und er die Tür hinter uns schloss. „Ja, doch es sah Ihnen nicht ähnlich, so übereilt zu… verschwinden.“
    „Ich fürchte dafür müssen Sie mich schelten, Newton. Lesley ist nur wegen mir so abrupt abgereist.“
    „Verstehe.“ Sein Blick wirkte nun mitfühlend. „Wir konnten Sie auf Ihrem Handy nicht erreichen, das mit Ihrem Vater haben Sie trotzdem bereits gehört, nehme ich an.“ Liz nickte ihm stumm zu. „Machen Sie sich keine Vorwürfe, Miss Ashton, es ist nicht Ihre Schuld.“ Dachte man etwa, Richard Ashton hätte sich etwas angetan, weil seine Tochter fort gegangen war? Mein Engel hatte wohl denselben Gedanken wie ich.
    „Das tue ich nicht, Newton, mein Vater und ich haben uns schon vor langer Zeit entfremdet, er selbst ist für sein Handeln verantwortlich“, entgegnete sie mit fester Stimme. „Es ist schrecklich, dass er aufgegeben hat, aber ich glaube, er hat das mit meiner Mutter nie wirklich überwunden.“ Sie hielt noch immer meine Hand und meine Finger strichen jetzt zärtlich über ihre. Es war eine stille Zustimmung meinerseits, denn ich war froh, dass sie so dachte. Vielmehr hoffte ich es, weil es so einfacher war, um mit der Sache fertig zu werden.
    Sache , krakeelte meine innere Stimme. Gut, möglicherweise tat ich es auch viel zu trivial ab, doch ich hatte mit so etwas keine Erfahrung und wollte es auch am liebsten dabei belassen.
    „Kann ich zu ihm?“
    Newton lächelte herzlich.

Weitere Kostenlose Bücher