Erlösung
gewöhnen muss.“
„Bereust du es schon, dich für mich und unsereins entschieden zu haben?“
Sie schüttelte energisch den Kopf. „Natürlich nicht. Das werde ich auch nicht. Du hast gesagt, ich bin ein Naturtalent, also lerne ich schnell.“ Ihre Arme legten sich um meinen Hals. „Damit komme ich sicherlich klar. Und wenn wir bis zu unserer Abreise noch ein paar Stunden totschlagen müssen, fällt uns doch bestimmt etwas ein. Was meinst du?“ Der aufreizende Augenaufschlag, den sie mir nun schenkte, sprach eindeutige Bände. „Dann solltest du mir auch die wirklich positiven Dinge unserer Art beibringen…“ Ich wusste nicht, welches Wort mich am meisten anmachte, aber dass sie von unserer Art sprach, ließ mich schon mal alles andere in den Hintergrund drängen. Ihre vorherigen Worte tanzten in meinem Gedächtnis umher.
„Keine Hindernisse, keine Kontrolle mehr“, hauchte ich, bevor ich sie küsste. Ich drängte ihren schlanken Körper an die Wand der Fabrikhalle. Lesley erwiderte mein aufloderndes Verlangen, ihre Hände gruben sich in mein Haar, ihre Hüften pressten sich gegen meine und die pure Begierde kroch aus den Tiefen meines Herzens hervor. Zu lang hatten wir nicht zusammen sein können, so wie es zwei Menschen taten, die sich liebten. Der Krebs war immer da gewesen, egal wie gut oder schlecht es ihr ergangen war. Aber es gab von nun an keinen Widerstand mehr zwischen uns und mir wurde plötzlich klar, dass es auch für mich ein neuer Anfang war. Ich hatte bisher noch keinen Vampir geliebt und als sich diese Erkenntnis in mein Bewusstsein bohrte, fühlte ich mich zum ersten Mal wirklich befreit. Und ich spürte, dass Lesley ebenso begierig darauf war, herauszufinden, ob es tatsächlich keine Grenzen mehr für uns gab. Ihr Kuss wurde wilder und kitzelte damit jegliche menschliche Regung aus mir heraus, zu der mein Körper anscheinend noch imstande war. Es war ungewohnt, mich vollkommen der Lust hinzugeben, doch ich wollte diesen Augenblick unbedingt festhalten. Außerdem machte es Liz mir nicht schwer. Ihre Finger schoben sich unter meinen Pullover, strichen fordernd über meine Brust. Dann stieß sie mich urplötzlich von sich.
Ich war so überrascht, dass ich einen Schritt nach hinten taumelte. Ihr Lachen hätte mir einen wohligen Schauer über den Rücken gejagt, wäre mein Körper noch zu solchen Empfindungen imstande.
„Nicht so schnell, mein Lieber. Und nicht hier, wo man uns sehen kann.“
„Niemand ist hier, Engel und falls doch, dann würden wir ihn oder sie sehr schnell spüren“, versuchte ich einzulenken. Meine innere Stimme verhöhnte meine Menschlichkeit; in dieser Sekunde war ich bloß ein zurückgewiesener Mann. Ich hätte beinahe gelacht, aber es war wirklich so. Ich wollte sie endlich lieben, so wie es zwei Unsterbliche konnten, ohne zaghaft zu sein, aber ohne einander weh zu tun.
„Dann komm, Nicholas, komm und hol´ mich…“ Lesley drehte sich blitzschnell zur Wand und in Windeseile krabbelte sie an der Fassade hoch. Da ich schneller war als sie, gab ich ihr einen kleinen Vorsprung. Nach drei Sekunden sprang ich ihr hinterher. Ich erwischte ihr Bein, ehe sie das Dach ganz erreichte. Wir rollten beide über den Rand und ich erstickte ihr vergnügtes Lachen mit einem langen Kuss. Jetzt drosselte ich wieder alles in mir. Vielleicht war es ihr zu schnell, zu forsch gegangen und sie hatte mich deswegen gerade etwas ausgebremst. Meine Hände legten sich zärtlich um ihr Kinn, während ich sie sanft an mich zog. Ihre Lippen befreiten sich erneut von meinen und ich spürte einen kühlen Hauch an meinem Ohr.
„Du musst dich nicht zurückhalten. Mir gefällt deine fordernde, zügellose Seite…“Ihre Worte klangen schon nach purer Verführung, aber als sie sich dabei auch noch ihr Oberteil auszog, gab es für mich kein Halten mehr. Unsere Kleidung landete in unmenschlicher Geschwindigkeit neben unseren beiden Körpern, die in heftiger Leidenschaft miteinander verschmolzen.
Der Sturm hatte uns gepackt und für Stunden in seinem Bann gefangen gehalten, ehe die Erschöpfung schließlich die Oberhand gewann. Mein Engel kuschelte sich an meine Brust und ich hielt sie so eng umschlungen, wie ich nur konnte.
„So ist also der Sex, wenn man unsterblich geworden ist? Verdammt gut.“
Ich küsste ihr weiches Haar. „Das hätte ich zugegebenermaßen auch nicht erwartet. Unbeschreiblich, ich war irgendwie im Rausch.“
Sie lachte. „Mir ging es auch so.“
„Du warst
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