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Erloschen

Erloschen

Titel: Erloschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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herausfinden, und dann brach die Hölle los.
    »Mr. Murphy ist nicht autorisiert, mit Ihnen zu sprechen.«
    Sam betete stumm: »Bitte sag ihm nicht, dass er dein Bruder ist. Bitte nicht, bitte.«
    »Ich wollte gerade gehen«, sagte Patrick. Er sah sie noch einmal an, bevor er sich wegdrehte, und Sam sah, dass Jeffery es mitbekommen hatte. Sein Lächeln ließ keinen Zweifel daran, dass er sofort begriff, was los war.
    »Nun, Agent O’Dell, vielleicht können Sie uns die Lage schildern. Gibt es Opfer? Unsere Zuschauer warten gespannt auf die Nachricht, dass es den Leuten im Untergeschoss der Kirche gut geht.«
    »Ich habe keine Ahnung.« Mit diesen Worten wandte sie sich ab, um Patrick zu folgen.
    »Oder möchten Sie vielleicht etwas zu Ihrem Porträt sagen, das wir gestern Abend gesendet haben?«
    Maggie straffte merklich die Schultern, blieb aber nicht stehen. Sam hoffte, dass O’Dell ihre Wut bändigte, denn sollte sie jetzt explodieren und Sam es nicht filmen, würde Jeffery sie garantiert feuern.
    Nun brachte sich Jeffery, der Selbstdarsteller par excellence, in Pose, indem er sich im günstigsten Winkel zur Kamera stellte, und landete seinen Super-Coup: »Viel leicht möchten Sie sich Ihren Kommentar aufsparen, bis Sie heute Abend das Interview mit Ihrer Mutter gesehen haben.«
    O’Dell erstarrte. »Wie bitte?«

47
    Beim letzten Mal, das Maggie in Dr. James Kernans Praxis gesessen hatte, war sie noch geladener gewesen als heute. Ein Serienmörder namens Albert Stucky hatte ihre Welt auf den Kopf gestellt. Jahre zuvor war er davongekommen, hatte Maggie aus mehreren Schnittwunden blutend in einem Lagerhaus in Miami liegen gelassen, nachdem er sie gezwungen hatte, mit anzusehen, wie er zwei Frauen aufschlitzte.
    Albert Stucky war ins Gefängnis gekommen, konnte aber bei einer Überführung zwei Sicherheitsleute töten und fliehen. Danach brachte er mehrere Frauen um, die das Pech gehabt hatten, mit Maggie in Berührung zu kom men, und sei es noch so oberflächlich: die Pizzabotin, Maggies Nachbarin, eine Kellnerin.
    Er trieb ein krankes Katz-und-Maus-Spiel mit ihr, sorgte dafür, dass sie Teile von den Toten zugeschickt bekam oder fand, zum Beispiel eine Milz in einem Pizzakarton oder eine Niere auf einem Hoteltablett. Wer wollte ihr da verdenken, dass sie aufgebracht war? Konnte man ihr allen Ernstes übel nehmen, dass sie rund um die Uhr in Habachtstellung war, überall Gefahr witterte?
    Ihr alter Boss und Mentor Kyle Cunningham hatte sie in den Innendienst versetzt, was keineswegs eine Strafe sein sollte. Er tat es vielmehr, weil er sie beschützen wollte. Trotzdem empfand Maggie es als Bestrafung, dass sie wieder unterrichten musste, über Mörder dozieren, statt sie aufzuspüren und vor allem Albert Stucky dingfest zu machen.
    Jeffery Coles Porträt hatte manches wieder zutage ge fördert, das sie so mühsam verdrängt hatte. Und das Porträt war nicht das Einzige, was alte Erinnerungen und Ängste in ihr weckte. Wer war der Mann, den Ramirez gestern hinter ihrem Haus gesehen hatte? Und was hatte er mitten in der Nacht und inmitten eines Graupelschauers dort zu suchen gehabt? War es derselbe Mann wie im Tunnel? Sie hatte nichts, keinerlei Beweis, der ihren Verdacht bestätigte, bloß ihr Gefühl.
    Es würde lächerlich klingen, wäre nicht früher schon einmal so etwas passiert. Die Erinnerungen an die Stucky-Morde holten Maggie wieder ein, als sie im Zimmer ihres alten Professors saß und auf ihn wartete. Einerseits kam es ihr wie eine Ewigkeit vor, seit sie zuletzt hier gesessen hatte; andererseits fühlte es sich wie gestern an, als sie auf das Geräusch von Schritten horchte, während sie den Duft von Zigarrenrauch, Rheumasalbe und altem Leder einatmete.
    Beim letzten Mal hatte sie an einem weit kritische ren Punkt in ihrem Leben gestanden. Damals hatte sie sich gerade von Greg getrennt und war in das Haus in Newburgh Heights gezogen. Nicht einmal eine Woche war vergangen, da tötete Stucky ihre neue Nachbarin. Wenige Tage später holte er sich die Maklerin, die ihr das Haus verkauft hatte. Das einzig Gute, was die furchtbare Geschichte mit sich gebracht hatte, war Harvey. Zwar konnte Maggie seine Halterin, ihre Nachbarin, nicht retten, Harvey aber schon.
    Ja, ihre Situation war eine gänzlich andere gewesen und sie selbst damals um so viel angreifbarer. In Kernans Zimmer zu sitzen rief das alles wieder wach. Dass ihr permanent schmerzender Kopf ihr das Gefühl gab, sie sei heute körperlich so

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