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Erlosung

Erlosung

Titel: Erlosung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fischer Claus Cornelius
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Schickes von Vivian Westwood in Rot oder Schwarz«, erklärte Annika, umarmte Ella und drückte den Knopf. »Viel Glück. Pass auf dich auf.«
    Â»Du auch auf dich. Und vergiss nicht: Alles, was du kannst – «
    Â» – das kann ich viel besser.«
    Â»Falls Dany sich noch meldet, ruf mich sofort an.«
    Â»Du hörst von mir, keine Sorge!«
    Bevor sich die Fahrstuhltür schloss, schoben sich noch ein paar Leute in die Kabine. Zwischen ihnen eingezwängt warf Annika Ella nur ein etwas verlorenes Abschiedslächeln zu. Dann war Ella allein. Plötzlich hatte sie Angst.
    Sie entdeckte mehrere orange lackierte Eisentüren, über denen Notausgangsschilder leuchteten. Sie probierte die Tür gleich neben dem Fahrstuhlschacht. Sie war unverschlossen, ließ sich aber schwer öffnen. Dahinter führten Betontreppen nach oben und nach unten. Über den Türen zu den Stockwerken sorgten gelbliche Lampen in weißen Drahtkörben für Helligkeit. Ella war allein im Treppenschacht, und wieder gab es einen Ruck, und sie flitzte die Stufen zur nächsten Etage hoch, raste um den Treppenabsatz und hielt jäh vor einer weiteren Tür, auf der Level 0 stand. Sie öffnete die Tür und trat auf den dahinterliegenden Gang.
    Gleich neben der Tür stand ein breitschultriger Security-Mann im obligaten dunklen Anzug, mit raspelkurz geschnittenem Haar und Knopf im Ohr. Er drehte sich um, musterte Ella
und streckte einen Arm aus, halb Schranke, halb Wegweiser: links den Gang hinunter, wo sich die Aktionäre an einer Röntgenschleuse stauten. Ella deutete auf das blaue Kreuz unter dem Namensschild an ihrem Overall und sagte: »Médecin de service. «
    Der Mann zeigte auf ihren Notfallkoffer. »Avec ça il faut passer le scanner!«
    Eine Sekunde lang war ihr Verstand wie blind, und sie stand nur da und sah den Mann an, der ihren Blick ausdruckslos erwiderte. Was hatte er gesagt? Passeeleskannär, was bedeutete das? Am Ende des breiten, mit dunkelblauem Teppichboden ausgelegten Gangs bemerkte sie Frauen und Männer, die ihre Rucksäcke, Hand- und Aktentaschen zum Durchleuchten auf mehrere Transportbänder legten. Sie stemmte sich gegen die Angst. Endlich identifizierte etwas in ihrem Gehirn das Wort Scanner , isolierte es und verwandelte das französische skannär ins englische Original. Er will, dass du deinen Notfallkoffer durchleuchten lässt.
    Sie nickte dem Mann zu und ging zu der Röntgenkontrolle im hinteren Teil des Foyers, von der aus die Aktionäre in Gruppen mit ihren Stimmblocks zum Versammlungssaal marschierten. Sie hatte nicht gedacht, dass es so viele sein würden. Zu Hunderten bewegten sie sich durch die Gänge, junge, ältere, ganz alte, manche elegant gekleidet, die meisten aber wie ganz normale Werktätige. Ein paar hatten dunklere Haut, vielleicht Italiener oder Spanier. Einige Afrikaner in schwarzen Anzügen waren darunter, zwei mit Sonnenbrillen; mehrere Japaner und ein Trupp Chinesen. Die Chinesen trugen ebenfalls schwarze Anzüge, alle offenbar vom selben Schneider und Brillen mit dicken schwarzen Gestellen, die aussahen, als wären sie nur Requisiten, genau wie ihre. Die Chinesen blieben dicht zusammen und schienen ihre eigenen Bodyguards mitgebracht zu haben.

    Ella blieb stehen und beobachtete die Männer an den Scannerschleusen. Du hast Angst. Was ist aus deiner Wut geworden?
    Du hast Angst, weil es zu einfach ist. Du hast Angst, weil etwas nicht stimmt. Weil du das Kaninchen bist, und überall in der Luft sind Habichte.

50
    Die Männer an der Schleuse: Es gab welche, die nur die Aufgabe zu haben schienen, den Besuchern ins Gesicht zu schauen, kurz und nicht ohne Wohlwollen. Andere standen fast versonnen nebeneinander an der Wand, die Hände vor dem Schritt gekreuzt, reglos. Gelegentlich bewegten sie lautlos die Lippen oder nickten, als hörten sie Stimmen, die außer ihnen niemand hörte. Es gab drei weitere, die mit leise pfeifenden Handscannern den männlichen Besuchern zu Leibe rückten, einen zarten Röntgenhauch über Brust, Rücken, Arme und Beine streifen ließen, ohne sie zu berühren. Die Männer und Frauen, die den Inhalt der Taschen auf ihren Monitoren kontrollierten, taten das in der starren Haltung eines Jagdhundes, der darauf wartet, endlich den vom Himmel geschossenen Fasan apportieren zu dürfen.
    Keinen der Männer hatte Ella je gesehen. Auch die Frauen

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