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Erlosung

Erlosung

Titel: Erlosung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fischer Claus Cornelius
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sagte: »Anruf Nummer zwei, erhalten am 14. August, 18 Uhr 9«, gefolgt von einem männlichen Anrufer. »Frau Doktor Bach, hier spricht Hauptkommissar Aziz. Es haben sich noch einige Fragen ergeben, die wir gern mit Ihnen klären würden. Ihr Handy scheint gestört zu sein. Bitte, setzen Sie sich umgehend mit uns in Verbindung, hier im LKA. Die Nummer ist – «
    Ella drückte die Fast Forward -Taste. »Frau Doktor Bach, mein Name ist Schäfer, von der Personalabteilung der Charité, Humboldt-Universität. Ich bitte um Ihren Rückruf, es geht um Ihre Beschäftigung als Internistin auf Honorarbasis – «
    Fast Forward : »Ella, noch mal Silvan hier! Jetzt reißt mir langsam der Geduldsfaden. Was tust du mir an?! Wenn du schon nicht an dich denkst, denk wenigstens an mich – «
    Während Ella den Anrufbeantworter abhörte, stellte sie den Fernseher an. Auf dem Bildschirm wurde gerade eine Sitcom durch Kurznachrichten abgelöst. Eine Kolonne schwarzer Limousinen rollte in den Innenhof eines historischen Palastes, dazu sagte ein unsichtbarer Sprecher: »Auf Malta trafen sich die Regierungsspitzen von Deutschland, Großbritannien und Frankreich, um über Wege aus der europäischen Schuldenkrise zu diskutieren. Gleichzeitig fand in Toronto, Kanada, eine Konferenz der größten europäischen, amerikanischen und asiatischen Banken unter Federführung der – «

    Der nächste Anruf: »Sie verhalten sich sehr dumm, Doktor Bach, sehr dumm. Sie laufen vor uns weg, statt zu uns zu kommen. Sie reden mit den falschen Leuten, nicht mit uns. Sie werden das, was sie suchen, nicht finden. Wir finden Sie – «
    Ein Klingeln an der Tür ließ sie zusammenzucken. Es klingelte mehrmals hintereinander, aber Ella rührte sich nicht. Sie hörte nicht mehr, was der Mann weiter sagte, und als das Klingeln aufhörte, war Dany auf dem Band.
    Â»Ella! Bist du da?! Wenn du da bist, geh bitte dran. Ich bin’s – Dany!« Pause. »Hör mal, ich weiß nicht, wo du steckst oder warum du vor mir weggelaufen bist. Ich bin im Hotel. Vielleicht kommst du ja noch … Falls du das hier hören solltest, melde dich sofort bei mir. Ich rufe auf alle Fälle auch noch mal an.«
    Die Verbindung wurde unterbrochen. Die mechanische Frauenstimme sagte: »Sie haben keine weiteren Anrufe.« Fast im selben Moment klingelte das Telefon, und erst dachte Ella, es wäre wieder an der Tür, aber nach dem fünften Klingeln sprang der Anrufbeantworter an, und sie hörte sich selbst, »Ella Bach. Ich bin nicht zu Hause, rufe Sie aber gern zurück. Also los!« Danach herrschte einige Sekunden Stille, bevor Danys Stimme erklang.
    Â»Ella, ich bin’s noch mal – Dany.«
    Wer bist du, Dany?
    Mit atemloser Stimme sagte Dany: »Ich habe gerade bei dir geklingelt. Wenn du da bist, mach bitte auf. Ich warte ein paar Minuten, bevor ich zum Hotel zurückfahre. Dass der Anwalt erschossen wurde, war ein Unfall. Sie wollten dich umbringen, das muss dir doch klar sein. Es war richtig, dass du das Durcheinander genutzt hast, um dich aus der Schusslinie zu bringen, aber ich verstehe nicht, warum du vor mir weggerannt bist! Du kannst das nicht allein durchziehen. Weißt du nicht, was das bedeutet?! Du hast keinen Moment Ruhe mehr. Du musst pausenlos
über die Schulter gucken, und du bist allein, isoliert, kannst niemandem vertrauen – «
    Ellas Blick fiel auf den Fernseher. Das Bild zeigte einen dicken Mann, der an einem Seil reglos von einem Balkon baumelte. Sein Kopf hing herab, der Hals steckte in einer Schlinge, die Arme waren merkwürdig verkrümmt, als wären sie gebrochen worden. Rußspuren umgaben die Tür und das Fenster zum Balkon, von den Glasscheiben waren nur noch schwarze Scherben übrig.
    Voyeur legt Feuer in Berlin Kreuzberg stand unten am Bildschirmrand, und Ella wusste, dass es Michalewski war, noch ehe eine gesichtslose Frauenstimme sagte: »Bei dem Mann, der gestern Mittag in seiner Wohnung in Berlin Kreuzberg Feuer gelegt hat, bevor er sich an seinem Hinterhofbalkon erhängte, handelt es sich offenbar um einen Voyeur, der über einen längeren Zeitraum seine Nachbarn – «
    Ella hob ab und sagte: »Michalewski ist tot. Sie zeigen es gerade in den Nachrichten – «
    Â»Bist du verrückt geworden?«, rief Dany in den Hörer. »Verlass sofort deine Wohnung! Verschwinde von

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