Ermittler in Weiß - Tote sagen aus
klären. Je mehr Veränderungen am Körper und der Kleidung der Beteiligten aufgeklärt und bestimmten Vorgängen bzw. Stellen oder Gegenständen zugeordnet werden können, umso sicherer ist die Bildung einer Unfallversion möglich, die dann durch weitere Beweismittel erhärtet werden muss. Dies zeigt auch folgender Fall.
Folgen einer leichtfertigen Information
Es war schon weit nach Mitternacht, die meisten Gaststätten hatten bereits geschlossen. Nur in einigen Bars florierte noch das Nachtleben, aber auch hier neigte es sich dem Ende zu. Die meisten Gäste dachten an den Heimweg und zahlten. So auch Paul M. und sein Freund Walter G. Im Betrieb hatten beide eine Prämie erhalten und viel Lob für ihre gute Arbeit eingeheimst. Wenn das kein Grund war, ein wenig zu feiern und ein Bier zu trinken. Bei dem einen Bier war es natürlich nicht geblieben. Jeder wollte ja etwas ausgeben und so kam schon bald eine gute und fröhliche Stimmung auf. Als ihre Stammkneipe schloss, wollten beide keineswegs bereits nach Hause gehen. Sie suchten noch eine Bar auf. Ihr Motorrad mit Seitenwagen, mit dem sie trotz mehrerer Bierchen und einiger Klarer den Weg ins neue Vergnügungsdomizil zurückgelegt hatten, stellten sie in einer Seitenstraße in der Nähe der Bar ab. Nun schloss auch diese Bar und die beiden Freunde entschieden sich, nach Hause zu gehen. So wörtlich war das Gehen natürlich nicht gemeint, denn sie hatten ja die schöne Seitenwagenmaschine zur Verfügung. Schließlich stand ihnen ein langer Weg nach Hause bevor und beide verspürten nach dem langen Arbeitstag und der durchzechten Nacht große Müdigkeit. »Es ist doch kaum Verkehr auf der Straße«, meinte Paul, der Besitzer der Maschine. »Ein Taxi kriegen wir um diese Zeit sicher nicht. Wenn wir schön vorsichtig und langsam fahren, kann ja nichts passieren. Und ich brauche meine Maschine morgen früh unbedingt, um in den Betrieb zu fahren.« So ging die Fahrt ab. Paul saß hinter dem Lenker, Walter war auf den Soziussitz geklettert. Da es eine etwas ältere Maschine war, hatte sie noch keine Sitzbank, sondern getrennte Sitze mit einem eigenen Soziussitz. Der Seitenwagen befand sich auf der rechten Seite. Die Straße war tatsächlich relativ leer und je weiter sie sich auf der Ausfallstraße dem Stadtrand näherten, umso weniger Fahrzeuge kamen ihnen entgegen. Sie waren fast allein auf der Straße. Nur selten begegnete ihnen ein einsamer Fußgänger, der wahrscheinlich zur Frühschicht musste. Da konnte Paul schon mal etwas aufdrehen, um schneller ins Bett zu kommen. Offenbar hatte Paul unter dem Einfluss des Alkohols das Gefühl für das Tempo verloren, denn in einer leichten Linkskurve hob sich der Seitenwagen, die Maschine wurde aus der Kurve getragen, streifte einen Baum und prallte vor eine Hauswand. Durch den Anprall und 'den damit verbundenen lauten Knall wurden mehrere Bewohner wach und sahen aus dem Fenster. Da lag eine umgekippte Seitenwagenmaschine auf dem Bürgersteig, daneben zwei offenbar schwer verletzte junge Männer. Einige Bewohner eilten sofort hinaus, um erste Hilfe zu leisten. Ein anderer verständigte den Notarzt und die Verkehrspolizei. Als der Arzt am Unfallort eintraf, stellte er bei beiden Verletzten eine schwere Gehirnerschütterung mit tiefer Bewusstlosigkeit fest und ließ sie mit dem Krankenwagen in das nicht weit entfernte Krankenhaus fahren. Trotz sofortiger ärztlicher Maßnahmen verstarb der eine Verunglückte kurze Zeit nach der Aufnahme, während der andere sich relativ schnell erholte und auf eine normale Station gebracht werden konnte. Am nächsten Morgen fand die Visite des Stationsarztes statt. Als er zu dem Verunglückten kam und ihn noch mal untersuchte, ließ er die Bemerkung fallen: »Na, da haben Sie aber Glück gehabt, dass Sie den Unfall so gut überstanden haben. Ihr Mitfahrer hat es nicht geschafft. Er ist heute Nacht verstorben.« Kurze Zeit später erschienen zwei Angehörige der Verkehrspolizei, um eine erste Befragung über den Unfallablauf vorzunehmen. Auf die Frage, wer denn das Motorrad gefahren habe, antwortete der Befragte: »Das war mein Freund.« »Aber Sie sind doch Besitzer der Maschine. Sie ist doch auf Ihren Namen zugelassen. Wie kommt es dann, dass Ihr Freund gefahren ist?« wandte einer der Polizisten ein. »Ja,« entgegnete der Verletzte, »Walter bat mich darum, einmal fahren zu dürfen. Die Straßen waren doch völlig leer, und er hatte auch weniger getrunken als ich. Er besitzt ja selbst
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