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Ermittler in Weiß - Tote sagen aus

Ermittler in Weiß - Tote sagen aus

Titel: Ermittler in Weiß - Tote sagen aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgan Dürwald
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Der Anhalter wollte sich natürlich dankbar erweisen und kroch unter den Wagen. Als er wieder hervorkam, stand sein bisheriger Wohltäter neben ihm und schlug ihn mit einem Wagenheber auf Kopf und Schulter. Obwohl vom Schlag benommen, wehrte sich der Angegriffene und kämpfte stumm und verbissen mit seinem Gegner. Dieser versuchte ihm mit den Händen den Hals zuzudrücken. Da das nicht gelang, drückte er ihm einen mit Äther getränkten Lappen auf Mund und Nase. In seiner Angst kam der Autoschlosser auf die Idee, sich bewusstlos zu stellen, wodurch Tetzner tatsächlich einen Moment von ihm abließ. Dies nutzte der Verletzte zur Flucht. Er hörte den korpulenten Tetzner noch einige Zeit hinter sich keuchen, aber dann konnte er ihn abhängen. Im nächsten Ort bat er in einer Gastwirtschaft um Hilfe. Aber keiner glaubte dem blutüberströmten Mann. Man hielt ihn eher für einen Räuber, und als er die Polizei verständigte, glaubte die ihm ebenfalls nicht und verwies ihn an die Kriminalpolizei. Da er dringend ärztliche Hilfe brauchte, suchte er in Ingolstadt ein Krankenhaus auf. Hier stellte man einen Schädelbruch und eine Gehirnerschütterung fest. Trotz seiner Anzeige kam erst nach drei Tagen ein Polizist ans Krankenbett zur Befragung des Verletzten. Als dieser seine Geschichte erzählte, machte der Polizist ein ungläubiges Gesicht. »Die Geschichte haben Sie sich wohl ausgedacht?« lautete seine Reaktion. »Es wird wohl umgekehrt gewesen sein. Sie haben den Fahrer überfallen und der hat sich gewehrt und deshalb zugeschlagen. Warum sollte ein Autobesitzer wohl einen Penner überfallen?« Aber auch die aus der Luft gegriffene Behauptung des Polizisten, der Fahrer des Opels habe bereits Anzeige erstattet, konnte den Autoschlosser zu keiner anderen Darstellung bewegen. Erst als der zweite Überfall des Tetzner bekannt wurde, bekam dieser Fall eine andere Bedeutung und man teilte ihn der Leipziger Kriminalpolizei mit. Tetzner war nach dem missglückten Überfall nach Hause zurückgefahren und befand sich in großer Sorge, dass man ihn nun suchen würde. Er hielt sich einige Tage versteckt. Da aber nichts geschah, entschloss er sich, einen weiteren Überfall zu verüben. Mit seiner Frau vereinbarte er, ein verschlüsseltes Telegramm zu schicken, wenn sein Plan gelungen sei. Außerdem wollte er ihr die Bekleidung seines Opfers mitteilen, damit sie die Leiche als die ihres Ehemanns identifizieren könnte. Am 29. November 1929 machte er sich erneut auf den Weg nach Süddeutschland. Er war sich darüber im Klaren, dass er sein Opfer verbrennen musste, um es weitgehend unkenntlich zu machen. Es musste also ein Unfall sein, bei dem das Auto in Flammen aufging. Auf dem Weg nach Regensburg traf er auf einen Wanderburschen. Dieser entsprach zwar nicht der Idealvorstellung von einem Doppelgänger, da er klein und schmächtig und auch augenscheinlich jünger als Tetzner war. Das schien ihm immerhin den Vorteil zu haben, sich nicht noch einmal mit einem gleich starken Mann anlegen zu müssen. Außerdem vertraute er darauf, dass das Feuer alle Identifizierungsmerkmale vernichten würde. Tetzner hielt also an und forderte den Wanderburschen zum Einsteigen auf, worüber dieser höchst erfreut war. Nach einigen belanglosen Gesprächen schlief sein neuer Mitfahrer ein. Tetzner gab in seiner weiteren Vernehmung nun an, mit dem Wagen relativ sanft gegen einen Kilometerstein gefahren zu sein. Als hierdurch sein Mitfahrer aufwacht sei, habe er ihn beruhigt und gesagt: »Nur eine kleine Panne, wir können gleich weiterfahren. Ich will nur mal sehen, ob nichts kaputt ist.« Er sei ausgestiegen, habe den Tankverschluss geöffnet und den Wagen mit dem Benzin aus einem Kanister übergössen. Dann habe er ein Streichholz hineingeworfen. Als das Fahrzeug in Flammen stand, sei er schnell weggelaufen. Nach dieser Darstellung wäre Tetzners neues Opfer bei lebendigem Leib verbrannt, was Prof. Kockel, als er davon erfuhr, bezweifelte. Es blieb nämlich offen, wie der Wanderbursche auf den Fahrersitz gelangt und wodurch die massive Fettembolie zustande gekommen war. Tetzner wurde unter Vorhaltung dieser Widersprüche erneut vernommen. Er änderte daraufhin seine Darstellung und behauptete nun, in der Nähe von Bayreuth in der Dunkelheit einen Handwerksburschen überfahren zu haben. Erst als er dessen Tod festgestellt hatte, sei er auf die Idee gekommen, das Unfallopfer auf den Fahrersitz zu setzen und es für sich selbst auszugeben, um so den

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