Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ermittler in Weiß - Tote sagen aus

Ermittler in Weiß - Tote sagen aus

Titel: Ermittler in Weiß - Tote sagen aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgan Dürwald
Vom Netzwerk:
Beachtenswertes gefunden. Alles war in Ordnung, der Tag verlief wie immer. Er hing seinen Gedanken nach. Noch vier Wochen, dann ist Urlaub, ging ihm durch den Kopf, wobei ein erfreutes Lächeln seinen Mund umspielte. Vor ein paar Tagen hatte er nämlich endlich einmal wieder einen Seeplatz in einem bahneigenen Ferienheim zugewiesen bekommen. Diese Plätze waren damals in der DDR sehr begehrt und nur schwer zu bekommen. Deshalb war die Freude groß gewesen, als er seiner Familie am Abend die Entscheidung der Gewerkschaft mitgeteilt hatte. Sofort hatten sie gemeinsam überlegt, was noch besorgt werden musste, bevor die Reise losgehen konnte. Seine Frau hatte bereits eine Liste der dringendsten Dinge aufgestellt. »Sie ist sicherlich die nächsten Tage mit den Besorgungen voll ausge-lastet«, sinnierte W. Plötzlich erblickte er etwa 20 Meter weiter vorn etwas neben den Gleisen. Es sah von weitem wie ein Sack aus. Hatte da jemand etwas aus dem Zug geworfen oder war etwas aus einem Gepäckwagen gefallen? Er ging auf den Gegenstand zu. Doch als er näherkam, erkannte er, dass es sich offenbar um einen menschlichen Körper, den Körper eines Kindes, handelte. Als er herangekommen war, bestätigt sich diese Annahme. Es handelte sich um den Körper eines etwa sechsjährigen Knaben. Er bewegte sich nicht und war offenbar tot. Der Kopf, die Hände und insbesondere das Gesicht waren blutverschmiert. W. entdeckte am Hinterkopf eine große Platzwunde. War der Junge etwa aus dem Zug gefallen? Es sah so aus. Da W. allein hier nichts machen konnte, eilte er zum nächsten Streckentelefon und meldete seinen schrecklichen Fund. Sofort wurde die Transportpolizei verständigt, die auch nach kurzer Zeit am Fundort der Leiche eintraf. Nach der ersten Inaugenscheinnahme des Fundortes und der Leiche wurde ich im Institut angerufen und gebeten, an den Fundort der Leiche zu kommen, der nicht allzu weit vom Institut entfernt war. Ich setzte mich sofort in den Wagen und fuhr los. Die Besichtigung der Leiche zeigte die schon erwähnte große Platzwunde am Kopf. Es fanden sich aber auch flächenhafte Hautabschürfungen an der gesamten linken Körperseite. Am linken Oberschenkel waren die Abschürfungen besonders intensiv, da der Junge kurze Hosen trug und hier die Haut frei lag. Als ich die Arme der Leiche entblößte und mir die Oberarme ansah, bemerkte ich an beiden Armen runde etwa pfenniggroße Unterblutungen in einer Anordnung, die sofort den Schluss zuließ, dass es sich hier um Fingerabdrücke durch heftigen Druck auf die Arme handelte. Beide Hände wiesen zudem Kratzverletzungen auf. Das Gesamtbild legte nahe, dass das Kind gewaltsam aus dem Zug gestoßen worden war, wobei es sich offensichtlich heftig gewehrt hatte. Kurz danach ging die Meldung eines Bahnangestellten ein, der von einem Stellwerk aus beim Vorbeifahren des D-Zuges einen Mann und ein Kind an der offenen Tür eines Wagens bemerkt hatte. Das Kind habe sich krampfhaft an der Griffstange festgehalten. Er habe zwar den Eindruck gehabt, dass der Mann das Kind aus dem Zug werfen wollte. Da ihm so etwas aber absurd schien, glaubte er, sich geirrt zu haben. Erst die Nachricht über den Leichenfund veranlasste ihn, seine Beobachtung zu melden. Ein Bahnangestellter des Bahnhofs, an dem der Zug nach dem Unfallort als Erstes gehalten hatte, meldete auf Anfrage, dass die Tür eines Wagens bei Einfahrt des Zuges offen gestanden habe. Damit stand nun einigermaßen fest, dass der Junge aus dem Zug gefallen oder herausgestoßen worden war. Noch während am Fundort der Leiche die Untersuchungen liefen, wurde von einem größeren Bahnhof an der Strecke nach Berlin, die der D-Zug befuhr, mitgeteilt, dass ein aufgeregtes Elternpaar den Verlust ihres sechsjährigen Sohnes gemeldet hatte. Der Junge habe das Abteil verlassen und sei nicht zurückgekehrt. Nach einiger Zeit habe der Vater den Zug durchsucht, das Kind aber nicht gefunden. Er habe befürchtet, dass der Junge möglicherweise aus dem Zug gefallen sei. Obwohl die Eltern umgehend von dem Leichenfund informiert wurden, wollten sie ihre Reise nach Berlin fortsetzen. Die dortige Transportpolizei hatte jedoch die gesamte Familie - Eltern und zwei weitere Kinder - aus dem Zug geholt und zunächst festgehalten. Aufgrund des unklaren Sachverhaltes wurde von der Staatsanwaltschaft angeordnet, die Familie sofort zum Fundort der Leiche zu bringen. Als dies geschehen war, wurden die Eltern gebeten, die Leiche des Kindes zu identifizieren. Sie

Weitere Kostenlose Bücher