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Ermittler in Weiß - Tote sagen aus

Ermittler in Weiß - Tote sagen aus

Titel: Ermittler in Weiß - Tote sagen aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgan Dürwald
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Nacht eingeleitete Suchaktion blieb jedoch ohne Erfolg. Am nächsten Morgen machte man sich erneut auf die Suche, an der sich ein Großteil der Dorfbewohner beteiligte. Die Umgebung des Dorfes wurde systematisch abgesucht, das Mädchen aber auch jetzt nicht gefunden. Da erinnerten sich einige Jugendliche aus dem Ort, dass die Vermisste seit einiger Zeit wiederholt mit dem Sohn des Nachbarn, eines Großbauern, spazieren gegangen war. Die beiden waren offenbar befreundet. Die Befragung des Nachbarsohnes, der nach eigenen Angaben von dem Verschwinden des Mädchens noch nichts gehört hatte, erbrachte zunächst nichts Neues. Der junge Bauer beteiligte sich auch sofort bereitwillig an der weiteren Suche und führte die Suchmannschaft an all die Orte, die er gemeinsam mit dem Mädchen in der letzten Zeit erwandert hatte. Endlich, es wurde schon Abend, fand man mit seiner Unterstützung das Mädchen inmitten einer sehr dichten und verfilzten Tannenschonung. Es hing an einem kleinen Tannenbaum. Der Nachbarsohn sagte nun aus, dass sie in letzter Zeit manchmal etwas depressiv gewesen sei und Selbstmordgedanken geäußert habe, weil sie glaubte, schwanger zu sein. Bei der Sektion fanden wir eine typische Strangmarke am Hals, die auch in ihrer Ausprägung gut zu dem Strangwerkzeug passte, einem Strick, der im Bauernhof der Magd zum Anbinden von Schafen benutzt wurde. Er war zwar etwas atypisch um den Hals gelegt und an dem kleinen Bäumchen so angebunden, dass die Tote mit dem Gesicht zum Baum hing. Das wurde uns im Einzelnen mitgeteilt und auch durch Fotografien belegt, weil wir bei der Sektion eine oberflächliche Abschürfung und Hauteintrocknung an der Stirn und am Nasenrücken gefunden hatten. Beides war durch diese Art des Erhängens durchaus erklärbar. Auf den Bildern konnte man ferner erkennen, dass das Mädchen nicht frei hing. Sie hatte den Strick offenbar im Stehen am Baum befestigt und war dann in den Knien eingeknickt, wobei sich durch das Körpergewicht die Schlinge zusammenzog. Es sprach somit nichts gegen einen Selbstmord. Allerdings war die von der Toten vermutete Schwangerschaft nicht nachweisbar. Routinemäßig entnahmen wir noch Blut für die Alkoholbestimmung, Organe für die mikroskopische Untersuchung und auch für eventuelle toxikologisch-chemische Untersuchungen und sicherten schließlich auch das Strangwerkzeug für eine mikroskopische Untersuchung. Die Hände der Toten hatten wir bereits vor Beginn der Sektion mit Klebeband abgeklebt, um der Sicherheit halber festzustellen, dass sie das Strangwerkzeug auch mit den Händen berührt hatte, was ja der Fall sein musste, wenn sie es sich selbst um den Hals gelegt und am Baum befestigt hatte. Da der Strick sehr rau war, mussten mit einiger Sicherheit Fasern an den Händen durch das Abkleben am Klebeband nachweisbar sein. Bei all dem handelte es sich aber nur um Routinemaßnahmen, denn Zweifel an einem Selbstmord bestanden zu diesem Zeitpunkt weder bei uns noch bei den Er- mittlungsorganen. Im Institut führten wir in den nächsten Tagen die noch ausstehenden chemischen und mikroskopischen Untersuchungen durch. Ich war sehr erstaunt, als ich den Blutalkoholwert vorgelegt bekam. Er lag bei 2,9 Promille. Das war für ein so junges Mädchen sehr hoch, wenngleich man bei Selbstmördern gelegentlich auch etwas höhere Blutalkoholwerte findet, weil sie sich vor ihrer Tat noch Mut antrinken. Aber in diesem Fall erhob sich die Frage, ob das alkoholungewohnte Mädchen bei dieser Konzentration überhaupt noch in der Lage gewesen war, gezielte Handlungen wie das Aufsuchen der Stelle im dichten Unterholz und das Anbringen des Strangwerkzeuges durchzuführen. Dass sie an der Fundstelle getrunken hatte, war deshalb unwahrscheinlich, weil weit und breit keine Flasche gefunden wurde. Noch ein weiterer Umstand rief Zweifel bei mir hervor. Trotz intensiver Suche konnte ich an den Händen der Toten keinerlei Faserspuren finden. Der Strick selbst, der angeblich ausschließlich zum Anbinden von Schafen benutzt worden war, wies zudem keine Schafhaare auf. Statt dessen fand ich jede Menge von Kälberhaaren. Der letzte Umstand musste noch geklärt werden, denn schließlich konnte dieser Strick auch einmal für andere Zwecke, darunter zum Anbinden von Kälbern, benutzt worden sein. Wir teilten unsere Befunde mit den sich daraus ergebenden Zweifeln den Ermittlungsorganen mit und hörten zunächst nichts weiter davon. Auch ich verlor diesen Fall in den nächsten Wochen und Monaten aus

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