Ermittler in Weiß - Tote sagen aus
beispielsweise beim Verschütten der Fall sein oder auch im Gedränge, wenn in einer Menschenmenge eine Panik ausbricht. Mangelnder Sauerstoff in der Atemluft kann vorliegen, wenn der Betreffende in engen Behältnissen eingesperrt ist, etwa in einem Schrank, einer Kiste oder einem Koffer. Strangulationen kommen am häufigsten vor, wobei das Erhängen zu den verbreitetsten Selbstmordarten zählt. Unfälle durch Erhängen ereignen sich gleichfalls, sind aber sehr selten. Das gleiche gilt auch für den Mord durch Erhängen, der nur dann möglich ist, wenn entweder ein erhebliches Missverhältnis in der Körperkraft zwischen Opfer und Täter besteht oder das Opfer bewusstlos ist. Beim Erdrosseln handelt es sich zumeist um Tötungen durch fremde Hand, aber vereinzelt kommen auch Unfälle und noch seltener Selbstmorde vor, die nur unter bestimmten Bedingungen zum Erfolg führen. Erwürgen ist immer eine Tötung durch eine andere Person, kann sich nicht selbst erwürgen, weil in dem Augenblick, wo durch das Zusammenpressen des Halses Bewusstlosigkeit eintritt, sich der Würgegriff zwangsläufig lockert und wieder sauerstoffreiches Blut zum Gehirn fließen kann. In der Weltliteratur ist meines Wissens nur ein einziger Fall von Selbsterwürgen beschrieben worden, wobei es sich um den Fall eines Mannes handelte, der eine verkrüppelte Hand hatte. Daumen und Zeigefinger waren so versteift, dass sie eine feste Gabel bildeten, die sich der Selbstmörder mit großer Wucht auf den Hals gepresst hatte. Durch die Versteifung wurden die Finger auf die Halsvorderseite geklemmt und blieben auch bei Eintritt der Bewusstlosigkeit in dieser Stellung, sodass nach einiger Zeit der Tod eintrat. Ich schildere im Folgenden einen Fall, der uns zunächst einige Probleme bereitete und der in die Zeit fiel, als ich kommissarischer Direktor des Jenaer Gerichtsmedizinischen Instituts war.
Nur eine Magd
Es war ein schöner, sonniger Tag im Mai. Ich war gerade ins Institut gekommen, als das Telefon klingelte. Eine Sektion in einem kleinen Ort in der Nähe von Gera wurde angeordnet und sollte möglichst noch am gleichen Tag durchgeführt werden. Eine Frau war tot in ihrer Wohnung aufgefunden worden, wobei der Verdacht bestand, dass sie Selbstmord begangen hat, möglicherweise mit Schlafmitteln. Wir packten unsere Instrumente zusammen und machten uns mit dem Wagen auf den Weg. Die Obduktion bereitete keine Probleme, es fanden sich tatsächlich Hinweiszeichen auf eine Vergiftung, wobei die genaue Art und Menge des Giftes im Institut durch eine chemisch-toxikologische Analyse geklärt werden musste. Das notwendige Organmaterial dafür wurde gesichert. Während wir noch unsere Sachen zusammenpackten, kam ein Polizist vom örtlichen Revier und teilte uns mit, dass gerade angerufen und ein weiterer Sektionsauftrag erteilt worden sei. In der Nähe einer südthüringischen Kreisstadt war ein 17jähri-ges Mädchen erhängt im Wald gefunden worden, wahrscheinlich Selbstmord. Nach einer kurzen Mittagspause fuhren wir los. Als wir in dem Ort ankamen, erfuhren wir zusätzlich, dass die Identität der Toten bereits bekannt war. Die bisherigen Ermittlungen ergaben jedoch kein Motiv für einen Selbstmord. Es handelte sich um eine Magd, die durch den Bauern, bei dem sie beschäftigt war, als sehr gewissenhaft und zuverlässig beurteilt wurde. Am Tag ihres Verschwindens hatte sie dem Bauern gesagt, dass sie noch etwas spazieren gehen wolle, gegen Abend aber wieder zurück sei und die Tiere rechtzeitig versorgen werde. Derartige Spaziergänge hatte sie in letzter Zeit schon öfter unternommen, war aber immer pünktlich zur vorbildlichen Versorgung der Tiere zurückgekehrt. Das elternlose Mädchen arbeitete bereits einige Zeit auf dem Hof und hatte hier nicht nur eine Beschäftigung, sondern auch ein neues Zuhause gefunden. Sie war sehr beliebt in der Familie und wurde fast wie eine Tochter behandelt. Am Tag ihres Verschwindens rückte die Uhr auf acht Uhr abends, ohne dass sie wie üblich zum Füttern erschienen wäre. Der Bauer kümmerte sich deshalb selbst um die Tiere. Er vermutete, dass sie wohl doch zum Tanzen ins Nachbardorf gegangen sei und dabei die Zeit vergessen habe. Als aber die Magd nach Mitternacht immer noch nicht heimgekommen war, machte er sich ernsthaft Sorgen. So etwas war bei ihr noch nie passiert. Als sie auch gegen drei Uhr noch nicht erschienen war, bekam es der Bauer mit der Angst zu tun und verständigte die Polizei. Eine noch in der
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