Ermittler in Weiß - Tote sagen aus
unterschiedlich. Es gibt aber immer wieder einige, die sind in ihrer Gesamtheit so dramatisch, dass sie einen noch lange Zeit beschäftigen und bedrücken. Mich berührte ein Fall besonders stark, in dem ein Kind ums Leben kam.
Ein Doppelmord
Es waren die ersten warmen Tage im Jahr nach einem langen und strengen Winter. Die Sonne hatte bereits an Kraft gewonnen und wärmte zeitweilig bereits ganz schön. Man konnte vorübergehend auf einen Mantel verzichten und auch schon kurzzeitig im Freien in der Sonne sitzen. Mehrere Gastwirte in der südthüringischen Kreisstadt hatten deshalb Stühle und Tische herausgestellt. Einige Gäste wagten es, ein Kännchen Kaffee und ein Stück Torte im Freien zu sich zu nehmen. Frau W. bedauerte es, an diesem schönen Tag im Haus sitzen zu müssen. Sie war dazu gezwungen, weil ihre vierjährige Tochter mit einem fieberhaften Infekt das Bett hüten musste. Deshalb konnte sie die Kleine nicht in den Kindergarten bringen. Der herbeigerufene Arzt hatte zunächst Bettruhe verordnet. Es blieb abzuwarten, was das Kind ausbrütete. Während morgens die Temperatur bei der Kleinen noch recht hoch war, ließ sie am Nachmittag etwas nach. Das kleine Mädchen schlief ein, die Atmung war ruhig, und Frau W. beschloss, diese Zeit zu nutzen, um einige dringend benötigte Kleinigkeiten in der nahe gelegenen Kaufhalle einzukaufen. Leider hatte sie niemanden, den sie bitten konnte, auf das Kind aufzupassen, aber diese kurze Zeit würde es wohl mal gehen. das Mädchen schlief ja ganz ruhig und fest, und weit war es nicht bis zur Kaufhalle, die in diesen frühen Nachmittagsstunden sicherlich auch leer sein würde, sodass sie schnell wieder zurück sein könnte. Frau W. zog sich einen Mantel an, nahm die Einkaufstasche und ging los. Es war so, wie sie vermutet hatte. Die Kaufhalle war leer, es waren kaum Kunden da und sie hatte schnell alles zusammen, was sie brauchte. Dann eilte sie sofort wieder nach Hause und hoffte, dass die Kleine nicht aufgewacht sei und sich allein in der Wohnung nicht geängstigt habe. Frau W. lief schnell die Treppen zum ersten Stockwerk hoch und bekam, als sie die letzten Stufen erreicht hatte, einen mächtigen Schreck: Die Korridortür stand offen, obwohl sie diese, als sie ging, zugeschlagen hatte. Das wusste sie genau. Sollte ihr Mann aus Sorge um die Kleine vorzeitig nach Hause gekommen sein? Frau W. rannte in die Wohnung und ging sofort ins Kinderzimmer. Das Bett war leer. Wo war das Kind? Frau W. rief ihren Namen, lief durch alle Räume. Nichts, das Mädchen blieb verschwunden. Da fiel ihr auf, dass der Teppich im Flur fehlte. Und als sie genauer hinsah, entdeckte sie auf dem Fußboden eine Blutlache und Bluttropfen, die ins Treppenhaus führten, hinab bis in den Keller. Beim Hinaufgehen waren sie ihr gar nicht aufgefallen. Voller Angst ging sie dieser Tropfspur nach und fand im Kellergang, nur oberflächlich hinter einem Holzstoß versteckt, den zusammengerollten Teppich, aus dem Blut herauslief. Und sie sah die Haare ihres Kindes aus dem einen Ende der Teppichrolle heraushängen. Mit zitternden Händen und unvorstellbarer Angst rollte sie den Teppich auseinander und fand darin den kleinen Körper ihrer Tochter, voller Blut, ohne jede Bewegung. Vor Entsetzen schrie Frau W. auf und bekam einen Weinkrampf. Nachbarn in der Parterrewohnung hörten das, kamen in den Keller gestürzt und entdeckten die Mutter mit ihrem leblosen Kind. Ein Hausbewohner eilte zum Telefon und verständigte einen Arzt und die Polizei. Der Arzt war bereits nach wenigen Minuten da, konnte aber nur den Tod des kleinen Mädchens feststellen. Er bemerkte Schnittverletzungen am Hals und an den Unterarmen. Kurze Zeit später erschien auch die Polizei am Ereignisort. Sie sicherte alle Spuren, ohne einen Hinweis auf den Täter zu finden. Was nur war das Motiv für diesen grauenhaften Mord? Ein Raubmord schied aus, da in der Wohnung nichts fehlte. Hinweise für ein Sittlichkeitsverbrechen ergaben sich ebenfalls nicht. Unklar blieb auch, wie der Täter in die Wohnung gekommen war. Für ein gewaltsames Eindringen sprach nichts. Der Täter musste entweder einen Schlüssel gehabt haben oder vom Kind in die Wohnung hineingelassen worden sein. Fragen über Fragen, auf die es zunächst keine Antwort gab. Während die Ermittlungsarbeiten noch liefen, kam eine Bewohnerin aus dem gegenüberliegenden Haus ganz aufgeregt angelaufen und berichtete, dass die Wohnung der im oberen Stock wohnenden älteren
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