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Ermittler in Weiß - Tote sagen aus

Ermittler in Weiß - Tote sagen aus

Titel: Ermittler in Weiß - Tote sagen aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgan Dürwald
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verfügt, hätte er nun sofort auf den Traktor springen und ihn anhalten müssen. Das aber konnte er offensichtlich deshalb nicht, weil sein Bein in der Gabel eingeklemmt war, in der er beim Einkuppeln wahrscheinlich mit dem einen Bein gestanden hatte. Er wurde zu Boden geworfen und durch die auf ihm liegende Gabel festgehalten. Beim Traktor verdrehten sich offenbar beim Überfahren der Gabel die Vorderräder, sodass er jetzt im Kreise fuhr und langsam, aber sicher wieder auf den am Boden liegenden Traktoristen Hans B. zukam. Der aber konnte sich nicht von der Stelle bewegen und wurde überfahren. Wie sich später bei der Sektion zeigte, war das Bein im Bereich des Oberschenkels unmittelbar über dem Kniegelenk gebrochen. Der Traktorist Hans B. bezahlte das Nichtbeachten der Arbeitsschutzvorschriften mit dem Leben.

Kapitel 7
Schussdelikte
    Wie bereits erwähnt, waren Tötungsdelikte durch Schusswaffen in der DDR verhältnismäßig selten, da der Besitz von Schusswaffen bis auf wenige Ausnahmen einem strengen Verbot unterlag. Hin und wieder kamen sie dennoch vor. Einmal handelte es sich um Taten von berechtigten Waffenträgem wie Polizisten oder Armeeangehörigen. Zum anderen benutzten Täter Waffen, die noch aus dem Zweiten Weltkrieg stammten und nicht abgegeben worden waren. Vereinzelt tauchten auch selbst gebastelte Waffen auf. Immer aber wurden derartige Delikte mit besonderer Sorgfalt untersucht und der Besitzer und die Herkunft der Waffe genauestens festgestellt. Die gerichtliche Sektion spielt bei der Feststellung einer Schussverletzung eine wichtige Rolle. Gilt es doch zunächst mit Sicherheit zu sagen, ob tatsächlich eine Schussverletzung vorliegt. Außerdem ist die Untersuchung des Schusskanals und die Feststellung der Schussentfernung von großer Bedeutung. Sek-tionsergebnisse können zudem wichtige Hinweise für die Bestimmung der Waffenart und der Munition geben. Schließlich muss der Gerichtsmediziner auch bei den Schussdelikten die Frage klären helfen, ob es sich um Unfall, Mord oder Selbstmord handelt.  
    Mord oder Selbstmord?
     Das Jahr 1956 ging zu Ende. Der letzte Tag des Jahres war angebrochen. Das Wetter entsprach der Jahreszeit. Im kleinen thüringischen Städtchen am Rennsteig lag der Schnee schon über 30 Zentimeter hoch, und es schneite immer weiter. Der Winterdienst hatte Mühe, mit den Schneemassen fertig zu werden, schaffte es aber aufgrund langjähriger Erfahrungen. Es begann früh zu dämmern, nachdem es bereits den ganzen Tag nicht richtig hell geworden war. In einigen Häusern brannte schon das Licht, und überall bereitete man sich auf die abendliche Silvesterfeier vor. Durch die Fenster konnte man von der Straße aus sehen, dass in vielen Häusern die Kerzen der Weihnachtsbäume angezündet waren. Auf dem Marktplatz vor dem Rathaus bewirkte eine prachtvolle Tanne mit elektrischen Kerzen ein vielfältiges Flimmern im Schnee. Die Stimmung der Menschen und die Gegebenheiten der Natur ließen zünftige Silvesterfeiern erwarten. Auch Klaus M. bereitete sich auf den Silvesterabend vor, der für ihn diesmal eine ganz besondere Bedeutung hatte, denn er war mit Luise F., seiner großen Liebe, im Kulturhaus verabredet. Darauf freute er sich schon seit Tagen, weil er lange Zeit vergeblich um Luise geworben hatte. Sie war bis vor kurzem mit Alfred R. liiert, hatte das Verhältnis aber gelöst, weil sie den Freund mit einer anderen Frau überrascht hatte. Als Klaus sie daraufhin fragte, ob sie ihn zur Silvesterfeier begleiten würde hatte sie sofort eingewilligt. Klaus konnte den Abend kaum erwarten. Er hatte sich mehrfach sorgfältig rasiert und extra ein neues Rasierwasser benutzt. Als es endlich so weit war, dass er sie abholen konnte, prüfte er nochmals vor dem Spiegel sein Aussehen, zog die Krawatte zurecht und begab sich innerlich erregt zu ihrer Wohnung und von dort - nun zu zweit - ins Kulturhaus, wo er einen Tisch bestellt hatte. Beim Betreten des Saales erwartete das Paar bereits ein reges Treiben, obwohl die Kapelle noch nicht da war. Man begrüßte sich, tauschte Neuigkeiten aus, sprach über die Nachwirkungen des fetten Weihnachtsbratens und bestellte schon die ersten Getränke. Auch Klaus und Luise nahmen ihre Plätze ein, plauderten mit bereits anwesenden Freunden und bestellten eine Flasche Wein. Dann erschien unter freudigem Applaus die Kapelle und eröffnete mit stimmungsvoller Musik den Tanz. Auch Klaus forderte seine Begleiterin auf und schwebte mit ihr überaus

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