Ermittler in Weiß - Tote sagen aus
Kauf des Diaprojektors ausreichte, begnügte er sich damit und verließ die Wohnung wiederum über den Balkon. Wegen der lächerlich geringen Summe von 40 Mark musste ein Mensch sterben. Alfred M. wurde wegen Mordes angeklagt und zu einer mehrjährigen Jugendstrafe verurteilt. Ein selbstverschuldeter Unfall? Es war die Zeit der Maisernte. Auf dem Feld herrschte Hochbetrieb: Ununterbrochen fuhren Traktoren aufs Feld und brachten leere Anhänger, die mit dem geschnittenen Mais beladen werden sollten, und nahmen die inzwischen beladenen Hänger wieder mit zurück. Dieses Vorgehen hatte sich bestens bewährt und gewährleistete den optimalen Einsatz der Traktoren. Am Nachmittag war der größte Teil des Getreides eingefahren, nur noch wenige Fuhren standen aus. Die meisten Feldarbeiter hatten sich bereits auf ein anderes Feld begeben, das als Nächstes abgeerntet werden sollte. Zum selben Zeitpunkt lieferte der Traktorist Hans B. wiederum einen vollen Hänger auf dem Hof ab und gönnte sich danach eine kleine Pause, weil er seit den frühen Morgenstunden ununterbrochen im Einsatz war und bis dahin noch nichts gegessen hatte. Aber er beeilte sich, weil die Arbeit drängte und das schöne Wetter ausgenutzt werden musste. Ihm standen noch zwei Fuhren bevor, dann hätte er Feierabend und würde abgelöst. Er setzte sich wieder auf seinen Traktor und fuhr aufs Feld hinaus, um einen weiteren beladenen Hänger zu holen. Der Brigadier winkte ihm noch zu und wünschte gute Fahrt. Doch diesmal verging mehr als eine Stunde, ohne dass Hans B. zurückgekehrt wäre. Der Brigadier wurde bereits unruhig und fragte nach ihm, bekam aber keine befriedigende Antwort. »Der Hänger wird noch nicht ganz beladen gewesen sein, da muss er halt warten«, meinte einer der Hofarbeiter. »Reg dich nicht auf, der Hans wird schon noch kommen«, fügte ein anderer hinzu. Als aber nach einer weiteren Stunde immer noch nichts von Hans und seiner Fuhre zu sehen war, schickte der Brigadier einen Arbeiter mit dem Fahrrad aufs Feld: »Vielleicht ist was mit dem Traktor und er braucht Hilfe.« Als der Mann nach kurzer Zeit an Ort und Stelle ankam, herrschte völlige Ruhe auf dem Feld. Er sah zwar hinter dem noch nicht geernteten und auf dem Halm stehenden Mais den Traktor und - nicht weit davon entfernt - den noch nicht angekoppelten, aber voll beladenen Hänger, doch sonst keinen Menschen weit und breit. Verblüfft fragte er sich, wo Hans B. und die anderen geblieben seien. Er rief nach ihnen, aber keiner meldete sich. Da ging er auf den Traktor zu, um vielleicht dort den Grund für die unverständliche Stille zu finden. Er kam am Hänger vorbei, von dem er bisher nur die Rückseite gesehen hatte. Als er jetzt in den Bereich der Vorderseite mit der Anhängergabel kam, erblickte er etwas Fürchterliches: Da lag Hans B. mit völlig zertrümmertem Kopf, im Bereich des Schädeldaches eine große Platzwunde, die Haut aufgerissen. Der Kopf sah wie skalpiert aus. Darunter lag das ebenfalls völlig zertrümmerte Schädeldach frei. Gehirn war ausgetreten. Der Körper selbst befand sich in einer eigenartig verdrehten Stellung teils auf und teils unter der Gabel. Der eine Fuß schien in der Gabel verklemmt zu sein. Bei einer derartig massiven Schädelverletzung musste Hans tot sein. Sicherheitshalber prüfte der Arbeiter jedoch seinen Puls: nichts. Allein konnte er hier nichts mehr machen. Deshalb rief er erneut mehrfach nach den Feldarbeitern, deren Abwesenheit er sich nicht erklären konnte. Als keine Reaktion erfolgte, fuhr er so schnell es ging auf den Hof zurück, um Hilfe zu holen. Dort unterrichtete er den Brigadier von der Situation, der sich sofort mit einem Pkw aufs Feld begab, um sich selbst ein Bild zu machen. Aber auch er konnte nur feststellen, dass keinerlei Hilfe mehr möglich war, und informierte umgehend die Polizei. Für die Kriminalisten und die Gerichtsmediziner ging es zu Beginn der Untersuchungen erst einmal darum herauszufinden, was überhaupt geschehen war. Dass es sich um einen Unfall handelte, schien einigermaßen klar zu sein. Aber wer hatte ihn verschuldet? Und wer war noch dabei gewesen? Wir machten uns unverzüglich an die Arbeit, um unseren Beitrag zu den Antworten leisten zu können. Der Tote lag auf dem Rücken unter der Anhängergabel, der linke Fuß war in der Gabel eingeklemmt, der Kopf zertrümmert, offenbar zusammengedrückt. Der Hänger stand am Rande des noch nicht abgeernteten Maisfeldes. In diesem Feld war eine kreisförmige
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