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Ermittler in Weiß - Tote sagen aus

Ermittler in Weiß - Tote sagen aus

Titel: Ermittler in Weiß - Tote sagen aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgan Dürwald
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waren zu zweit und verstanden sich gut. Beide freuten sich darüber, dass sich im Gebäude des Postens auch gleich ihre Wohnungen befanden. Das Haus war nicht sehr groß, ein Zweifamilienhaus, das nach dem Krieg als Polizeiposten eingerichtet wurde. Im Parterre befanden sich die Diensträume, im Obergeschoss zwei kleine Wohnungen. Sie bestanden jeweils aus zwei Zimmern und Küche. Solange keine Kinder da waren, reichten die Räume aus, und sollte sich Nachwuchs einstellen, wie es bei der einen Familie bald der Fall sein würde, musste man sich nach einer anderen Lösung umsehen. Karl W. saß unten im Dienstzimmer und war damit beschäftigt, seine Dienstwaffe zu reinigen. Ansonsten war im Moment auch rein gar nichts los. Bereits mehr als eine Stunde schob er Dienst, und noch nicht einer hatte sich sehen lassen. Da nutzte er die Gelegenheit, seine Pistole zu reinigen. Es handelte sich um eine Pistole 08, die noch aus Wehrmachtsbeständen stammte und mit der er - außer auf dem Schießstand - noch nicht geschossen hatte. Karl nahm die Waffe auseinander, trennte gerade den Lauf vom Griffstück, als er durch das Fenster seinen Kollegen Eduard W. aus dem Hause kommen und durch den Vorgarten zur Straße gehen sah. Dieser hatte heute frei und wollte wahrscheinlich mit dem Bus in die nahe gelegene Stadt fahren. Da Karl gerade den Lauf der Pistole in der Hand hielt, zielte er damit aus Spaß auf Eduards Hinterkopf. Die 08 verfügte über einen relativ langen Lauf, sodass man mit ihm gut über Kimme und Korn zielen konnte, auch wenn das Griffstück mit dem Abzug abgetrennt war. Plötzlich brach ein Schuss los; Fensterglas klirrte, und Eduard brach wie vom Blitz getroffen zusammen. Karl erschrak gewaltig: Was war denn nur passiert? Er hatte doch gar nicht abgedrückt. Konnte er auch gar nicht, denn das Griffstück lag mit dem Abzugsbügel auf einem Lappen auf dem Tisch. Aber wer hatte dann geschossen? Außer den beiden Ehefrauen, die keinen Zugang zu Waffen hatten, hielt sich niemand im Haus auf. Er konnte sich das Geschehene nicht erklären. Karl eilte hinaus in den Vorgarten, um nachzuschauen, was mit seinem Kollegen passiert war. Dieser lag auf dem Boden, wobei sich unter Kopf und Hals eine große Blutlache gebildet hatte, die noch weiter zunahm. Eduard war nicht ansprechbar. Karl bemerkte, dass auch aus dem Mund Blut herausfloss. Er versuchte, ihn in eine stabile Seitenlage zu bringen, wie er das im Erste-Hilfe-Kurs gelernt hatte. Dann eilte er ins Haus und rief den Arzt an. Inzwischen waren auch die beiden Frauen, die den Schuss gehört hatten, aus dem Haus gekommen und wollten wissen, was passiert sei. Aber Karl zeigte sich ratlos. Er schilderte ihnen den Vorgang und wiederholte immer wieder, dass man mit einer auseinander genommenen Waffe doch nicht schießen könne. Wo der Schuss hergekommen sei, wisse er auch nicht. Womöglich habe jemand aus dem Garten geschossen? Vielleicht Leute, die von ihnen beim Hamstern oder beim Schwarzhandel erwischt worden waren und sich nun rächen wollten? Die Frauen hatten dem Verletzten noch eine Decke unter den Kopf gelegt und ihn mit einer weiteren Decke zugedeckt. Inzwischen war der Arzt eingetroffen und untersuchte den bewusstlosen Verletzten, um dessen Kreislauf es schlecht bestellt war. Offenbar hatte er sehr viel Blut verloren. Der Arzt, der nur ein Infusionsbesteck bei sich hatte, legte eine Infusion an und veranlasste danach den sofortigen Transport in das nächste Krankenhaus. Aber alle Mühen waren vergeblich: Eduard W. verstarb kurz nach seiner Einlieferung. Bei der Sektion am nächsten Tag stellten wir einen eindeutigen Einschuss im Bereich des Nackens fest. Die Größe entsprach etwa dem Kaliber neun Millimeter, das die Pistole 08 aufweist. Der zweite Halswirbel war durchschossen und weitgehend zertrümmert. Dann hatte das Geschoss die hintere Rachenwand durchschlagen, war in die Schädelbasis eingedrungen und als Steckschuss im Bereich der Stirnhöhle verblieben. Ich sicherte das Geschoss, um später anhand von Vergleichsschüssen die Waffe exakt bestimmen zu können, aus der es verfeuert worden war. Für uns war bereits ziemlich klar, dass es aus der Pistole 08 bzw. deren Lauf kam. Denn diese Waffe hatte eine Eigentümlichkeit. Man konnte auch mit dem Lauf allein schießen, wenn die Waffe auseinander genommen war. Das hatte der Polizist allerdings nicht gewusst und beim leichtsinnigen Herumspielen und Zielen mit dem Lauf, in dem sich offensichtlich noch ein Geschoss

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