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Ermittler in Weiß - Tote sagen aus

Ermittler in Weiß - Tote sagen aus

Titel: Ermittler in Weiß - Tote sagen aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgan Dürwald
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ging etwas unsicher und schaute sich offenbar nach einem Gegenstand um, an dem sie sich festhalten konnte. Dann schwankte sie leicht. Bevor ihr jemand zur Hilfe eilen konnte, fiel sie plötzlich um und landete in einem Schneewall. Sofort sprangen zwei junge Männer hinzu und wollten ihr wieder auf die Beine helfen. »Haben Sie sich verletzt?« fragte der eine. Sie versuchten, der Frau unter die Achsel zu fassen und ihr beim Aufstehen zu helfen. Aber die Gestürzte half nicht mit und antwortete auch nicht auf die Frage. Daraufhin legten die jungen Männer sie wieder nieder und stellten fest, dass sie nicht atmete. Auch den Puls konnten sie nicht erfühlen. Inzwischen hatte sich eine Traube von Menschen um die Gruppe gesammelt und schaute interessiert zu, wie sich die beiden Männer vergeblich um die Frau bemühten. Da richtete sich der eine Helfer auf und rief in die Menge: »Schnell, es muss einer zum Telefon laufen und einen Notarzt rufen, der Frau ist etwas passiert.« Ein älterer Mann löste sich aus der Zuschauermenge und lief in den nächsten Laden auf der anderen Straßenseite, um einen Arzt zu rufen. Die dringliche medizinische Hilfe meldet sich und versprach, sofort zu kommen. In der Zwischenzeit hatte jemand aus dem Haus gegenüber zwei Decken gebracht, um die Frau daraufzulegen und um sich zuzudecken. Die Gestürzte gab immer noch kein Lebenszeichen von sich und lag völlig regungslos auf dem Boden. Auch Wiederbelebungsversuche, die ein früherer Sanitäter unternahm, blieben erfolglos. Nach wenigen Minuten kam der Krankenwagen mit dem Notarzt, der ebenfalls keine Lebenszeichen feststellen konnte und die sofortige Überführung der Frau in eine nahe gelegene Klinik anordnete. Dort bemühte man sich zwar gleich um sie, aber ebenfalls ohne Erfolg. Die Frau war tot. Zur Todesursache konnte keiner etwas sagen. Auch äußere Verletzungen fanden sich nicht. Die Personalien der Frau waren bekannt, da sie ihren Personalausweis in ihrer Handtasche bei sich getragen hatte. Es handelte sich um eine allein lebende Lehrerin, die - nach Aussage der im Nachhinein befragten Nachbarn - immer gesund gewesen war. Da es sich um eine unklare Todesart handelte, wurde eine Sektion angeordnet und die Leiche ins gerichtsmedizinische Institut gebracht. Bei der äußeren Besichtigung waren keine auffälligen Veränderungen zu erkennen. Die Totenflecke hatten eine normale Farbe. Verletzungen oder Hauteintrocknungen waren nicht vorhanden. Selbst der Sturz in den Schnee hatte keine Spuren hinterlassen. Nach Eröffnung der Körperhöhlen war zunächst nichts Auffälliges festzustellen. Als wir dann aber auch in diesem Fall routinemäßig das Herz unter Wasser eröffneten, perlte eine große Menge Luftblasen an die Oberfläche, was untrüglich auf eine Luftembolie hinwies. Die Untersuchung der Gebärmutter zeigte eine geringfügige Unterblutung am äußeren Muttermund. Offensichtlich war an dieser Stelle manipuliert worden, mit größter Wahrscheinlichkeit eine Abtreibung. Das Problem bestand in diesem Fall darin, dass die junge Frau selbständig in die Straßenbahn ein- und ausgestiegen und erst später zusammengebrochen und verstorben war. Dennoch stand der Sektionsbefund außer Frage. Es handelte sich offenbar um eine verzögerte Luftembolie, die relativ selten auftritt. Bei derartigen Fällen kommt die in die Gebärmutterhöhle eingespritzte Luft über die bei der Abtreibung eröffneten Gefäße in die Blutbahn, verbleibt aber zunächst in dem Venengeflecht des kleinen Beckens und gelangt erst später, meist nach mehr oder weniger heftigen Bewegungen, in die Lungengefäße und führt dann zum Tode. Ein solcher Fall lag bei der jungen Frau vor. Erst beim Aussteigen aus der Straßenbahn war die im Gefäßgeflecht befindliche Luft mobilisiert und in die Lungen transportiert worden, wo sie dann zum Tode führte. Die späteren Ermittlungen bestätigten, dass die Frau bei einer gewerbsmäßigen Abtreiberin gewesen war, die auch ermittelt werden konnte. Ihr war eine Seifenlösung in die Gebärmutter gespritzt worden. Nach einer kurzen Ruhepause war sie mit dem Auftrag nach Hause geschickt worden, bei eventuellen Blutungen einen Arzt aufzusuchen. Bei der verzögerten Luftembolie ist der unmittelbare Zusammenhang mit dem ursächlichen Ereignis zunächst nicht ohne weiteres erkennbar, sodass sie leicht übersehen werden kann. 
    Die Frage der Abtreibung beschäftigt die Gesellschaft schon seit jeher. Während sie im klassischen Altertum

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