Ermittler in Weiß - Tote sagen aus
straflos war, wurde sie später im römischen Recht als Ausdruck einer vaterrecht liehen Gesellschaftsstruktur mit der Begründung mit Strafe bedroht, dass die Frau den Mann um die Kinder betrüge. Auch in den germanischen Gesetzen war dieser Tatbestand enthalten sah aber zumeist nur eine Geldbuße in bestimmten Fällen vor. Erst in der Carolina, dem ersten allgemeinen deutschen Strafgesetzbuch von 1532, wurde die Abtreibung zum Verbrechen erklärt und mit dem Tode bestraft. Im deutschen Strafrecht von 1871 drohte man schwere Zuchthausstrafen sowohl für die Selbst- als auch die Fremdabtreibung an. Erst in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg entstand unter dem Einfluss der allgemeinen Notlage und des verbreiteten Elends eine erhebliche Front gegen den § 218, den Abtreibungsparagraphen des Strafgesetzbuches, der sich auch viele Ärzte anschlössen. Gewerbliche Abtreibungen wurden in der damaligen Zeit auch von Ärzten begangen. Sicherlich befanden sich manche darunter, die es allein aus dem Bedürfnis heraus taten, der Frau zu helfen. Aber es gab andererseits immer wieder Ärzte, die allein wegen des Geldes Abbruche vornahmen. Und nicht immer bot die Tatsache, dass ein Arzt am Werke war, die Gewähr dafür, dass die Unterbrechung richtig, medizinisch einwandfrei und mit dem geringsten Risiko für die Frau durchgeführt wurde. Da das Ganze selbst in der Arztpraxis heimlich geschehen musste, wurde auch von Ärzten dabei gelegentlich gepfuscht. Davon soll im folgenden Fall berichtet werden.
Etwas ängstlich klingelte die junge Frau an der Praxistür von Dr. P.; sie hatte einen Termin bei einem sehr jungen Arzt, der Urlaubsvertretung des Praxisinhabers, vereinbart. Von dem Termin durfte sonst niemand etwas wissen. Eine Freundin hatte ihr diesen Arzt empfohlen und ihr versichert, dass er ihr helfen würde. Sie kenne ihn schon aus seiner Studienzeit und wisse, dass er sich stets in Geldverlegenheit befinde und deshalb Sonderwünschen zugänglich sei. Die junge Frau, Anna T, gerade 20 Jahre alt, war schwanger. Sie studierte noch und ging davon aus, dass sich Studium und Kind nicht vereinbaren ließen. Noch mehr ängstigte sie, dass ihre streng gläubigen Eltern erfahren könnten, dass sie schon vor der Ehe ein Kind bekomme. Alles hatte so harmlos angefangen. Beim Semesterabschlussball lernte Anna einen netten jungen Mann, der zu einer anderen Fakultät gehörte, kennen. Sie tanzten den ganzen Abend zusammen und verstanden sich sofort sehr gut. Folgerichtig brachte er sie am Ende des Balles nach Hause. Sie hatten beide etwas getrunken und befanden sich in ausgelassener Stimmung. Sie wusste nicht mehr, wer auf die Idee gekommen war: Jedenfalls wählten sie den Weg durch den Park. Und da war es dann passiert. Die Pause auf der Parkbank war schuld. Die ausgelassene Stimmung, der Mondschein, der Alkohol - alles kam zusammen und führte dazu, dass sie schwach wurde. Zudem hätte sie nie geglaubt, wegen des einmaligen Verkehrs schwanger zu werden, zumal der Zeitpunkt im Hinblick auf die Regel eigentlich für eine Befruchtung ungünstig war. Und doch war das nicht Erwartete eingetreten. Ihre Lage erschien Anna auch deshalb besonders ausweglos, weil es ihr nicht gelungen war, ihren Tanzpartner wiederzusehen. Die Adresse, die er ihr genannt hatte, stimmte nicht. Auch in der von ihm genannten Fakultät kannte man ihn nicht. Als Anna ihrer besten Freundin ihre Sorgen anvertraute, wusste diese sofort Rat. Sie empfahl ihr eine Abtreibung und hatte auch gleich eine Adresse parat. »Das ist ein Arzt. Der ist zwar etwas teurer«, argumentierte sie, »aber dafür ist er vorn Fach und du bist in guten Händen. Außerdem brauchst du auch nicht weit zu reisen, weil er gerade in unserer Stadt eine Praxisvertretung bei Dr. P. übernimmt. Wenn du willst, kann ich dich ja schon mal anmelden.« Anna war über diese Hilfe sehr erfreut und ging sofort auf den Vorschlag ein. Sie vereinbarte einen Untersuchungs- und bei dieser Gelegenheit auch den Abtreibungstermin. Sie sollte abends, nachdem die Praxis geschlossen war und die Mitarbeiter das Haus verlassen hatten, möglichst ohne gesehen zu werden, in die Praxis kommen. Er würde dann schon alles vorbereitet haben. Sie klingelte also. Der Arzt machte ihr selbst auf und führte sie unverzüglich in das Untersuchungszimmer. Hier stand der Untersuchungsstuhl bereit, die Instrumente lagen daneben auf einem Tisch. Alles erschien sehr sauber und steril und machte einen professionellen Eindruck. Anna
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