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Ermittler in Weiß - Tote sagen aus

Ermittler in Weiß - Tote sagen aus

Titel: Ermittler in Weiß - Tote sagen aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgan Dürwald
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beruhigte sich etwas, ohne ihre Angst ganz ablegen zu können. Der Arzt begann mit der fachgerechten Ausschabung, zumal die Schwangerschaft schon etwas fortgeschritten war. Er hatte eine kleine Evipan-Narkose gemacht, Strich für Strich schabte er aus. Plötzlich stutzte er: Was war das? Sollte das die Nabelschnur sein? Er hatte ein rundliches schlauchähnliches Gebilde an der Kürette. Als er daran zog, erwies sich das Gebilde als unerwartet lang. Der junge Arzt wunderte sich zwar, dass in diesem Stadium der Schwangerschaft schon eine so ausgebildete Nabelschnur vorhanden sein sollte, nahm es aber a1s gegeben hin. Er entschied sich, die vermeintliche Nabelschnur abzuschneiden. Da es stark blutete, stopfte er einfach die Scheide mit Verbandsstoff aus. Die Ausschabung war beendet, und die Frau wachte langsam auf. Er ließ sie noch etwas auf der Liege ausruhen und schickte sie dann nach Hause. Die junge Frau verließ noch etwas benommen die Praxis und machte sich auf den Weg. Ihr war schwindelig, und sie musste sich an der Hauswand festhalten. Vermutlich interpretierte sie ihre Schwierigkeiten als Nachwirkungen der Narkose. Doch nach wenigen Minuten brach sie zusammen. Passanten, die sie kurz darauf bewusstlos auf dem Bürgersteig liegend vorgefunden hatten, bemühten sich erfolglos um sie. Der herbeigeholte Arzt bemerkte das Blut an den Beinen der Ohnmächtigen und ließ sie sofort in ein Krankenhaus bringen. Im Krankenhaus stellten die Ärzte zwar augenblicklich fest, dass das Blut aus der austamponierten Scheide kam. Bevor sie aber etwas unternehmen konnten, kam es zu einem nicht behebbaren Herzstillstand. Die am nächsten Tag durchgeführte gerichtliche Sektion ergab, dass eine Schwangerschaft etwa im fünften Monat vorgelegen hatte, bei der eine Ausschabung vorgenommen worden war. Bei der Ausschabung war die Gebärmutter offenbar mit der Kürette durchstoßen worden. Diese Öffnung führte in die freie Bauchhöhle. Von dort ragte ein Stück Dünndarm, dessen Ende abgeschnitten war, in die Gebärmutter hinein. Der Tod war durch Verbluten aus dieser Verletzung eingetreten. Bevor die junge Frau starb, konnte sie noch von der Abtreibung berichten und den Namen des Arztes nennen. Er wurde festgenommen und strafrechtlich zur Verantwortung gezogen. Er hatte aus Geldgier eine ärztliche Tätigkeit ausgeübt, für die er nicht ausreichend qualifiziert war, und so den Tod eines Menschen verursacht.

Kapitel 9
    Falsche Ärzte Hochstapler, die sich mit mehr oder weniger großem Geschick als Ärzte ausgaben, traten zu allen Zeiten in Erscheinung. In Sachsen machte vor nicht allzu langer Zeit ein gelernter Postbote von sich reden, der über einen längeren Zeitraum als Oberarzt in einer psychiatrischen Einrichtung tätig war. Weder seinem Chef noch den Beamten im Gesundheitsministerium war der geringste Verdacht gekommen, dass es sich hier nicht um einen approbierten Arzt handeln könnte. Im Gegenteil, man war von seinen Fähigkeiten so überzeugt, dass man ihm eine Stelle als Chefarzt in einer anderen Einrichtung anbot. Es war nicht das Verdienst des Gesundheitsministeriums, dass dieses Angebot nicht realisiert wurde. Der ganze Schwindel flog nur deshalb auf, weil eine Mitarbeiterin in die Klinik kam, die sich an diesen Dr. Postel erinnerte und enthüllte, dass er schon vor etlichen Jahren in einem anderen Bundesland als falscher Arzt entlarvt wurde. Besonders in den ersten Nachkriegsjahren und dem organisatorischen Durcheinander, das damals in Deutschland herrschte, kam es immer wieder vor, dass sich Laien zum Teil mit beachtlichem Erfolg als Ärzte ausgaben. Mir sind mehrere solcher Fälle in meiner beruflichen Tätigkeit begegnet. In einem Fall hatte es der Betreffende bis zum ärztlichen Direktor einer großen Gesundheitseinrichtung gebracht, mit der ich gemeinsam ein Forschungsvorhaben initiieren wollte. In einem anderen Fall handelte es sich um einen Kreisarzt. Ein Schwindler flog auf, als dieser seine Habilitationsschrift einreichen wollte. Der Mitarbeiter der zuständigen Universität gab sich jedoch nicht ohne weiteres mit eidesstattlichen Erklärungen über Approbation, Promotion usw. zufrieden, sondern richtete eine Anfrage an die in den ehemaligen Ostgebieten liegende Alma mater. Obwohl er nicht angenommen hatte, von dort eine Antwort zu bekommen, teilte ihm diese zu seiner Überraschung mit, dass die Unterlagen aus deutscher Zeit noch vollständig vorhanden waren. Aus ihnen ging hervor, dass ein Arzt mit dem

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