Ermittlerpaar Moretti und Roland 02 - Suendenspiel
seinem tiefsten Inneren, dass Doktor Andersen sich nur darin schuldig gemacht hatte, den Inhalt von Esads Computer löschen zu lassen. Er war der Einzige, den Safet jetzt hatte.
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F älle mit zerstückelten Leichen waren eine Seltenheit in Dänemark. Roland erinnerte sich vor allem an den Fund eines zerstückelten Taxifahrers im Jahr 2005 im Zentrum von Kopenhagen. Er hatte sich die Akten kommen lassen und las sich das gesamte Material durch.
Es war in einer Parterrewohnung in der Adelgade 63 am Karfreitag passiert. Hier wurde der 41-jährige Taxifahrer Torben Vagn Knudsen ermordet und zerstückelt. Später wurden die einzelnen Leichenteile an zwei verschiedenen Stellen auf die offene Straße geworfen.
Das ging aus der Erklärung hervor, die einer der beiden angeklagten Täter, ein 35-jähriger Amerikaner, vor dem Kopenhagener Amtsgericht abgegeben hatte. Der Amerikaner stand nur wegen Leichenschändung unter Anklage, weil der Kopenhagener Oberstaatsanwalt es aufgrund der dünnen Beweislage nicht gewagt hatte, ihn direkt des Mordes anzuklagen. Zu einem früheren Zeitpunkt hatte er gegenüber der Polizei zugegeben, bei der Zerstückelung der Leiche sowie dem späteren Wegschaffen der Leichenteile aus der Wohnung in der Adelgade beteiligt gewesen zu sein.
Aus seiner Erklärung ging des Weiteren hervor, dass er zusammen mit dem mitangeklagten Sudanesen namens Jaguar zu einer schweren Sauftour unterwegs gewesen war, die in Andys Bar in Kopenhagen ihren Abschluss gefunden hatte, bevor die beiden zusammen mit dem ermordeten Taxifahrer zu Jaguar nach Hause gegangen waren. Hier war das Saufgelage mit lauter Musik und Hasch weitergegangen und hatte schließlich damit geendet, dass der Taxifahrer zu Tode geprügelt und anschließend von Jaguar im Badezimmer zerstückelt worden war.
Vor Gericht hatte der Amerikaner ausgesagt, er habe die Polizei anrufen wollen, sei aber von Jaguar bedroht worden und habe sich nur noch getraut, dessen Befehlen zu gehorchen und ihm bei der Zerstückelung zu helfen. Das alles sei so widerlich gewesen, dass er sich mehrmals habe erbrechen müssen, so dass Jaguar die Arbeit schließlich allein beendet und die sechs Leichenteils in Säcke gepackt habe. Zwei Müllsäcke mit Beinen und Armen seien anschließend von ihnen beiden in einen Baucontainer auf offener Straße vor einem Haus in der Klerkegade geworfen worden, während sie den Kopf und den Rest des Körpers in einem Koffer und einem Wäschekorb in einer Seitengasse unterhalb der Adelgade entsorgt hätten.
Roland lehnte sich zurück und schaute aus dem Fenster. Der Fall aus Kopenhagen war aufgeklärt. Und auch wenn Jaguar niemals gefunden worden war und sich aller Wahrscheinlichkeit nach im Sudan versteckt hielt, konnte er doch etwas Wichtiges daraus lernen. Der Täter musste eine ungewöhnlich grausame Person sein, um zu einer solchen Handlung fähig zu sein, ohne dabei, wie der Amerikaner, zusammenzubrechen.
Erneut kreisten seine Gedanken um das Motiv für die Zerstückelung. In dem Kopenhagener Fall waren die Teile an verschiedenen Orten entsorgt worden in der Hoffnung, niemand würde sie finden und zusammensetzen. Im Fall von Esad Nuhanovic war nicht versucht worden, die Teile beiseitezuschaffen, sie waren lediglich verscharrt und mit Kalk bedeckt worden. Warum hatte der Betreffende nicht einfach die komplette Leiche vergraben? Das wäre doch leichter gewesen? Es wirkte wie eine rituelle Handlung oder wie etwas, wozu der Täter gezwungen gewesen war. Vielleicht hatte er es richtiggehend genossen?
Dann war da noch Peter Lundin, dem es gelungen war, die Leichen seiner Freundin Marianne Pedersen und ihrer beiden Söhne beiseitezuschaffen, vermutlich weil er sie mit einem Winkelschleifer zerstückelt hatte. So lautete zumindest seine eigene Aussage. Roland sah jedoch keinen Grund, diesen Fall weiterzuverfolgen.
Außerdem hatte Per Roland noch einen Fall aus Esbjerg aus dem Jahr 1993. Im Juni des Jahres war einem Kajakfahrer im Hafen von Esbjerg ein schwarzer Plastiksack aufgefallen, der einen Fuß und einen Kopf enthielt. In einem zweiten ganz in der Nähe gefundenen Sack waren Unterarme, Hände und das linke Bein. Der Torso war später von ein paar spielenden Kindern in einem Gebüsch im Strandskoven gefunden worden. Wie die Ermittlungen ergeben hatten, handelte es sich bei dem Opfer um eine 29-jährige, in Thailand geborene Frau. Die Polizei war daraufhin ausgerückt, um mit ihrem Mann zu sprechen, der jedoch nie gefunden wurde. Im
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