Ermittlerpaar Moretti und Roland 02 - Suendenspiel
dem Besuch in der Diskothek Ihre Rockerfreunde angerufen und Esad Nuhanovic auf den Hals gehetzt?«
Vibeke Lytzen schüttelte nervös den Kopf.
»Was auch immer Sie sagen, das war Mithilfe bei einem Mordversuch. Außerdem haben Sie ein richtig gutes Motiv. Warum sollen wir glauben, dass Sie es nicht gewesen sind?«, fragte Liv und war immer überzeugter, dass dem nicht so war, dass sie es nicht gewesen war.
»Weil ich es nicht getan habe.« Vibeke Lytzen schaute von der einen zur anderen. »Ich habe die Rocker nicht aufgefordert, jemanden zu töten. Wenn sie das getan haben, dann nicht auf meine Aufforderung hin.«
Liv war immer auf der Hut, wenn jemand etwas kategorisch abstritt.
»Ich habe das nicht getan«, sagte Vibeke Lytzen und wiederholte, dass sie die Rocker nur angeheuert hatte, um die Ärzte zu überfallen, aber nie die Absicht gehabt hatte, jemanden umzubringen.
»Niemals«, wiederholte sie und sah erneut von der einen zur anderen.
»Dann wäre ich doch keinen Deut besser als diese Ärzte. Sie sind die Mörder in diesem Spiel, nicht ich. Ich wollte ihnen bloß eine Lehre erteilen.«
»Also haben Sie nicht die Rocker angerufen, als Sie Esad Nuhanovic von der Diskothek aus gefolgt sind?«
»Nein.«
»Was haben Sie stattdessen getan?«
»Nichts. Er ist verschwunden. Ich bin ihm bis zum Parkplatz des Supermarkts Kvickly gefolgt, aber bevor ich ihn richtig eingeholt hatte, hat er sich in sein Auto gesetzt und ist losgefahren. Ich habe ihn erst wiedergesehen, als sein bleiches Gesicht auf der ersten Seite der Morgenavis prangte. Am Sonnabend, dem Tag nach dem Besuch in der Diskothek, war ich bei den Rockern und habe eine Abmachung mit einem gewissen Sune getroffen. Ich habe ihm gesagt, dass der ursprüngliche Plan ins Wasser gefallen ist. Dass wir die beiden Ärzte nicht dazu bringen konnten, an einem bestimmten Ort zu erscheinen, um dort einen vermeintlich todkranken Patienten zu treffen, sondern dass sie sie selbst aufsuchen müssten. Ich habe sie beauftragt, ihm und dem anderen Arzt eine Lehre zu erteilen, und habe sie dafür bezahlt. Ich habe keine Ahnung, was sie mit ihnen gemacht haben. Wenn sie denn wirklich Schuld daran sind, dass … dass er so geendet ist.«
Jetzt weinte Vibeke Lytzen.
»Was, wenn sie ausgerastet sind?«
Die Frau hielt sich eine Hand vor den Mund.
»Dann ist das Ganze doch meine Schuld.«
»Sie hatten aber trotzdem nicht vor, mit Ihren Informationen zur Polizei zu gehen, nachdem Sie den Artikel gelesen haben?«
»Nach dem, was ich getan habe? Was glauben Sie denn?«
Liv musste einsehen, dass sich das plausibel anhörte. Sie fragte, ob sich Vibeke Lytzen an Details von Nuhanovics Auto erinnern könne.
»Was war das für ein Auto? Saß jemand darin?«
Vibeke Lytzen dachte nicht einmal nach, bevor sie bestimmt sagte, dass das Auto ganz sicher dunkel gewesen sei, blau oder schwarz. An sehr viel mehr erinnerte sie sich aber nicht.
Liv fragte nach der Automarke, aber auch die wusste Vibeke Lytzen nicht.
»War es ein großes oder ein kleines Auto? Hatte es zwei oder vier Türen?«
»Vier.«
»Wie viele Personen saßen darin?«
»Es war richtig dunkel, aber ich glaube nicht, dass noch andere in dem Auto waren.«
Liv seufzte und lehnte sich mit hinter dem Nacken verschränkten Armen zurück. Vermutlich war es wirklich Esad Nuhanovics eigenes Auto. Sie hatten nach dem Besuch bei Safet eine Fahndung danach ausgeschrieben, aber es war noch nicht wieder aufgetaucht. Wenn das, was Vibeke Lytzen erzählt hatte, der Wahrheit entsprach, standen sie wieder mit leeren Händen da.
Liv schaute zu Anette und wieder zurück zu Vibeke Lytzen, die klein und zusammengesunken auf ihrem Stuhl saß. Sollten sie alles, was sie sagte, für bare Münze nehmen? Livs Instinkt sagte ja. Außerdem würde eine Anklage gegen sie vor Gericht nicht standhalten, wenn sie nicht mehr Beweise hatten. Herrgott, sie hatten noch nicht einmal eine Mordwaffe. Und sie konnten keine Verbindung zwischen Vibeke Lytzen und dem Morphin herstellen. Sie hatte eigentlich keine Chance, an den Stoff oder an Kanülen zu kommen. Zudem hatte sie keine Genehmigung für den Besitz einer Machete. Sie hatten die Wohngemeinschaft, in der sie wohnte, zwar noch nicht durchsucht, aber Roland hatte den Durchsuchungsbeschluss bereits beantragt. Als Nächstes galt es, die vier Rocker zu finden, die sie angeheuert hatte. Keine leichte Aufgabe, und selbst wenn ihnen das gelingen sollte, gingen diese Typen vermutlich lieber in den
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