Ermittlerpaar Moretti und Roland 02 - Suendenspiel
Knast, als dass sie den Mund aufmachten.
»Hören Sie«, sagte Vibeke Lytzen und richtete sich auf. »Ich weiß, dass ich mit dem Anheuern der Rocker etwas Strafbares getan habe. Verurteilen Sie mich dafür, aber den Arzt habe ich nicht umgebracht. Und in Auftrag gegeben habe ich den Mord auch nicht. Ich wollte nur meinem Zorn Luft machen und das Wirken der beiden stoppen, das ist alles. Ich bin keine Mörderin. Das müssen Sie mir glauben.«
»Das Problem ist nur, dass wir keine Beweise für all das haben, was Sie uns hier erzählen«, sagte Liv. »Können Sie uns sagen, wo Sie in der Nacht zum Sonnabend, den 7. Februar, waren? Waren Sie mit jemandem zusammen?«
Die rothaarige Frau dachte lange nach, während sie Liv anstarrte. Dann stand sie auf und schloss die Tür zur Küche, in der ihre Mutter war.
»Ich habe einen Freund«, sagte sie dann und erklärte, dass das aber nicht offiziell war. Niemand wusste davon, und das sollte auch so bleiben.
»Sind Sie die ganze Nacht bei ihm gewesen?«, fragte Liv.
Vibeke Lytzen seufzte.
»Ja.«
»Und das kann er bestätigen?«
»Ja, aber ist es wirklich notwendig, ihn zu fragen?«
Ihre Augen schauten Liv bittend an.
»Das ist es, wenn Sie nicht ins Gefängnis wollen«, antwortete Liv, während sie darüber nachgrübelte, warum ihnen Vibeke Lytzen das nicht gleich erzählt hatte.
»Die Sache ist die … er ist verheiratet, verstehen Sie.«
»Das soll ja vorkommen«, antwortete Liv.
»Und ich … ich auch.«
»Auch das hat es schon gegeben.«
»Ich möchte keine Schande über meine Mutter bringen. In einer kleinen Gemeinde wie dieser wäre es ein Skandal, wenn sich herausstellt, dass die Tochter der Pfarrerin fremdgeht. Ich weiß nicht, ob Sie das verstehen können.«
»Da mischen wir uns nicht ein«, sagte Liv, während sie dachte, dass sie das eigentlich nicht verstand. Manchmal war die Rücksicht der Kinder auf ihre Eltern vollkommen verkehrt. Die Mutter würde ihr Kind sicher mit allen Mitteln vor dem Gefängnis bewahren und dabei keinen Gedanken an ihren Ruf verschwenden. Reichte es nicht, dass sie ihr Enkelkind verloren hatte?
»Wir sind gezwungen, mit ihm zu sprechen. Den Rest müssen Sie selbst klären. In welchem Zeitraum waren Sie mit ihm zusammen?«
Vibeke Lytzen trank zum ersten Mal einen Schluck von ihrem Kaffee und benetzte anschließend mit der Zunge ihre Lippen. Dann erklärte sie, dass sie sich kurz nach Mitternacht in der kleinen Wohnung, die er in der Stadt hatte und von der seine Frau nichts wusste, getroffen hatten. Sie schaute in Richtung Küchentür, die immer noch geschlossen war.
Liv nahm ihren Notizblock und stand auf. Dann sah sie die Frau an und sagte: »Ich würde vorschlagen, dass Sie ihn jetzt gleich anrufen und ihn bitten, aufs Präsidium zu kommen, um dort Ihr Alibi zu bestätigen. Ansonsten sind wir gezwungen, Sie zu verhaften. Auf jeden Fall müssen Sie damit rechnen, für die Beihilfe am Überfall auf Mogens Boe Andersen angeklagt zu werden.«
Die Wolken hielten den Schnee noch fest, aber es konnte nicht mehr lange dauern, bis es zu schneien anfing, dachte Liv, als sie und Anette auf den Hof vor dem Pfarrhaus traten. Der Wind war beißend kalt geworden, die Wolken hingen grau und schwer über ihnen, und im Autoradio warnten sie vor den Niederschlägen der kommenden Nacht, die am nächsten Morgen vermutlich für ein Verkehrschaos sorgen würden. Im Auto rief sie Roland an und berichtete ihm von dem Besuch und Vibekes Alibi. Ein Alibi entkräftete nicht total den Verdacht, dass sie an dem Mord beteiligt gewesen war, den die Rocker in ihrem Auftrag ausgeführt haben könnten, argumentierte sie, aber sie sagte auch, dass sie immer weniger daran glaube.
Anette schrieb eine SMS, und Liv hätte Roland gerne gefragt, ob es Neues von Max aus der Kaserne gab, ließ es aber, als er mit neuen Informationen kam.
»Das Krankenhaus hat angerufen. Der junge Soldat, der ins Wasser gesprungen ist, ist leider tot. Seine inneren Organe waren von den Tabletten so in Mitleidenschaft gezogen, dass sie ihn nicht mehr retten konnten.«
Liv dachte, dass das näher untersucht werden musste. Zwei Todesfälle mit Bezug zum Militär. Sie glaubte nicht an Zufälle – erst recht nicht bei Mordfällen.
»Und dann hat es gestern Abend auf dem Åbenråvej einen Unfall gegeben.«
Liv hörte seiner Stimme an, dass diese Information wichtig war.
»Ein junger Kerl ist mit 210 Stundenkilometern auf der entgegengesetzten Fahrbahn mit einem LKW
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