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Ermittlerpaar Moretti und Roland 02 - Suendenspiel

Ermittlerpaar Moretti und Roland 02 - Suendenspiel

Titel: Ermittlerpaar Moretti und Roland 02 - Suendenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Therese Philipsen
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wussten und er sich folglich noch auf ein gründlicheres Verhör einstellen musste.
    Die Informationen von Sara Trangbjerg im Hinterkopf hatten Miroslav und Liv sich erneut hingesetzt und waren den USB-Stick durchgegangen, den sie von Snake bekommen hatten. Zuvor hatten sie nur Dokumente gefunden, die sie mit Esad Nuhanovics Arbeit als Arzt in Verbindung gebracht hatten, doch jetzt, wo sie wussten, wonach sie suchen mussten, konnten sie zwischen den gewöhnlichen Arztjournalen und denen, die zu den ungesetzlichen Aktivitäten des Arztes gehörten, unterscheiden. So hatten sie Listen mit Namen, Angehörigen, Pflegepersonal und Krankenakten gefunden, aus denen Gewicht und Größe der jeweiligen Person, die anzuwendende Menge Morphin in Milligramm sowie die speziellen Wünsche für den entsprechenden Anlass hervorgingen. Und es gab eine ausführliche Mailkorrespondenz zwischen Doktor Esad Nuhanovic und Doktor Mogens Boe Andersen, die Details zum Letzten Ausweg enthielt. Mit all dem hatten sie Doktor Andersen im Krankenbett konfrontiert und ihm mitgeteilt, er könne sich als verhaftet betrachten. Dann hatten sie Carsten bei ihm gelassen, um ihn in den Arrest zu begleiten, wenn seine Behandlung im Krankenhaus abgeschlossen war.
    Bei dem ersten kurzen Verhör im Krankenhaus hatte Doktor Andersen gestanden, dafür gesorgt zu haben, dass die empfindlichen Informationen über ihr Unternehmen von Esad Nuhanovics Computer verschwanden. Außerdem hatte er ausgesagt, dass der Letzte Ausweg eine Idee von Esad gewesen sei, der von dem Gedanken besessen war, anderen aus einem Leben in der Schmerzhölle herauszuhelfen. Er hatte das als sein Lebenswerk betrachtet.
    Liv und Miroslav hatten Doktor Andersen auch nach seinen eigenen Motiven gefragt, bei dieser gesetzeswidrigen Zusammenarbeit mit Doktor Nuhanovic mitgemacht zu haben.
    »Ich lebe jeden Tag damit«, hatte er gesagt. Er hatte eine todkranke Frau und musste sich ständig fragen, ob ihr Leben noch lebenswert war. Er stand zu seinen Taten und hielt daran fest, alles im Namen der Barmherzigkeit getan zu haben.
    Für sie war das irrelevant. Laut Gesetz war es Mord, und der Arzt riskierte eine lange Gefängnisstrafe. In Dänemark war jede konkrete, aktive Handlung, die direkt den Tod eines Patienten zur Folge hatte, verboten. Dagegen war es erlaubt, passive Sterbehilfe zu leisten und auf lebensverlängernde Maßnahmen zu verzichten. Man durfte ein Beatmungsgerät abstellen, nicht aber eine Spritze mit Morphin verabreichen. Roland verglich das mit dem Unterschied zwischen Lügen und die Wahrheit verschweigen.
    Jetzt galt es, Vibeke Lytzen zu finden.
    Per Roland ergriff das Wort.
    »Fassen wir das mal kurz zusammen. Wir wissen, dass Vibeke Lytzen vier Rocker angeheuert hat, um Esad Nuhanovic und Mogens Boe Andersen als Rache für ihre aktive Sterbehilfe an ihrem Sohn zu verprügeln.«
    Er schaute zu Liv.
    »Und wir wissen, wo sie sich aufhält.«
    Liv nickte.
    »Vibeke Lytzen versteckt sich im Pfarrhaus ihrer Mutter in Hørup. Sie ist der Mitwirkung und der Planung an dem Mord an Esad Nuhanovic sowie an dem Überfall auf Mogens Boe Andersen verdächtig.« Bis dahin waren sie sich einig. Differenzen gab es aber darüber, wie Vibeke Lytzen verhaftet werden sollte. Roland wollte mit der gesamten Mannschaft ausrücken. Liv meinte, es gäbe keinen Grund, die ganze Truppe anrücken zu lassen, um eine kleine Frau zu verhaften. Sie hatten keinen Anhaltspunkt, dass sie bewaffnet war, und aller Wahrscheinlichkeit nach würde sie freiwillig mitkommen. Da hatte die Diskussion geendet, und jetzt standen sie im Kommandoraum. Alle spekulierten sie darüber, wie alles zusammenhing. Sie hatten so viele Teilchen, aber keines konnte bisher das Puzzle ganz vervollständigen.
    »Ich fahre alleine da raus«, sagte Liv. Sie griff nach der Lederjacke über ihrer Stuhllehne und ging Richtung Ausgang.
    Roland schüttelte den Kopf und hielt sie am Arm fest. Sie drehte ihm ihr Gesicht zu und sah ihn mit einem Blick an, der ihn prompt dazu brachte, sie loszulassen.
    »Nimm wenigstens Anette mit«, brummte er, bevor er sie gehen ließ.
    Liv erkannte Vibeke Lytzen von dem Überwachungsfoto, als sie die Tür des gelben, mit Reet gedeckten Fachwerkhauses öffnete. Die Frau erstarrte mitten in der Bewegung, und Liv vermutete, dass sie sie bereits erwartet hatte. Tiefe Ränder unter den Augen zeugten von einem enormen Schlafmangel.
    Eine schlanke, ältere Dame, die Vibeke Lytzen zur Verwechslung ähnlich sah, stand

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