Ermittlerpaar Moretti und Roland 02 - Suendenspiel
den zweiten Teil der Hundemarke?«
Selbstmord war das letzte Wort, das Roland an die Tafel schrieb, gefolgt von einem Fragezeichen, bevor sie den Kommandoraum verließen. Auf dem Weg zum Auto nahm er sein Telefon, rief die Kriminaltechnik an und schickte sie für den nächsten Tag zusammen mit Lind zu der Adresse mit den Blutspuren.
Bevor er das Auto startete, las er Miroslavs Bericht, den er ihm auf dem Weg nach draußen in die Hand gedrückt hatte. Die Antwort vom Labor zeigte, dass die DNA von dem Kautabak mit der DNA von Frederik Willumsen mit einer Sicherheit von 68 Prozent übereinstimmte. Er war also wahrscheinlich von ihm, aber nicht sicher. »Verdammte Unsicherheitsmarge«, fluchte Roland und blätterte zur nächsten Seite, die ihn etwas mehr aufmunterte.
Es war Miroslav wirklich gelungen, Frederik Willumsens Kontobewegungen bis zum Beginn der 90er Jahre zurückzuverfolgen, und tatsächlich hatte Miroslav dabei auch eine Überweisung in Höhe von 150.000 Kronen auf ein anderes Konto in Esbjerg aufgespürt. Es gehörte, wie erwartet, dem Mann der thailändischen Frau, Jesper Olsen. Einem Mitarbeiter der Schlachterei Danish Crown, der hohe Spielschulden hatte und seit 1993 verschwunden war. Außerdem hatte Miroslav herausgefunden – und jetzt spitzte Roland ernsthaft die Ohren –, dass Frederik Willumsen nach einem seiner Aufenthalte in der psychiatrischen Abteilung über längere Zeit in die Sprechstunde eines privat praktizierenden Psychiaters gegangen war, der damals gerade erst das Studium beendet hatte und in Esbjerg wohnte. Heute wohnte er in Sønderborg. Sein Name war Mogens Boe Andersen.
23
E s war Doktor Andersens krebskranke Frau, die ihr die Tür zu dem mondänen Penthouse am Hafen von Sønderborg öffnete. Um den Kopf trug sie ein buntes Tuch. Sie hatte versucht, die Augenbrauen nachzuzeichnen, was jedoch nicht darüber hinwegtäuschte, dass sowohl diese als auch die Wimpern nach unzähligen Chemotherapien ausgefallen waren. Liv zeigte ihren Ausweis.
»Entschuldigen Sie die Störung. Ich möchte gern mit Safet Nuhanovic sprechen.«
»Er ist in der Küche«, sagte die Frau.
Liv folgte ihr durch das helle Wohnzimmer in eine nagelneue, offene Küche, in der Safet über einen Kochtopf gebeugt vor dem Herd stand. Dann ging er zu dem in Kopfhöhe eingebauten Ofen und schaltete ihn an. Er trug eine enge, schwarze Jeans, grüne Segelschuhe und ein dunkelblaues T-Shirt, das sich stramm an den jungen, durchtrainierten Körper schmiegte.
»Du hast Besuch, Safet«, sagte die Frau. »Von der Polizei.«
Sie warf Liv einen Blick zu, der sagte, sie solle den Jungen bloß ordentlich behandeln.
Liv zauberte ein beruhigendes Lächeln hervor, das die Frau anscheinend zufriedenstellte. Bevor sie die Küche verließ, sagte sie zu Safet, sie sei im Schlafzimmer, wenn er sie brauchen sollte.
Der Junge drehte sich um und sah Liv an. Der Ernst hatte sich in sein Gesicht eingebrannt, und seinen schönen, blauen Augen fehlte die Lebensfreude und die Neugier auf die Zukunft eines 17-Jährigen. Er sagte nichts, strich sich aber mit einer Hand durch die lockigen Haare und schaute sie abwartend an. Trotz der Härte in seinen Augen war dahinter etwas Weiches auszumachen. Dorthin musste sie vordringen.
Liv zeigte auf einen Barhocker neben einem hohen Esstisch.
»Darf ich …?«
»Ja, ich komme wohl nicht drumherum?«
Liv setzte sich.
»Sie kochen?«
Safet nickte.
»Camilla war heute bei der Chemo, da geht es ihr nicht gut. Und Mogens liegt ja im Krankenhaus …«
Safet sah, dass der Inhalt des Topfes kochte, ging schnell hin und rührte um.
»Lassen Sie sich von mir nicht stören«, sagte Liv.
Safet drehte sich um. Er schaute ihr direkt in die Augen, und sie spürte, dass er etwas Neues zu hören hoffte.
»Wir haben leider noch immer keinen Verdächtigen«, begann sie.
Die Enttäuschung in seinen Augen war deutlich zu erkennen, aber er rührte nur weiter in dem Topf herum und legte den Deckel darauf, ohne etwas zu sagen. Er setzte sich nicht hin, sondern starrte sie bloß an, so dass ihr etwas mulmig wurde. War sie zu früh gekommen? Würde sie ihn enttäuschen, weil sie zu wenig Neues zu berichten hatte? Sie wies mit einem Nicken in Richtung des Essens, das auf dem Herd köchelte.
»Riecht gut. Was ist das?«
»Pita Burek mit Ajvar.«
»Wie es Ihr Vater für Sie gekocht hat?«
»Ja.«
»Hat er Ihnen das Kochen beigebracht?«
Safet antwortete nicht.
»Das hört sich nach einem guten Vater
Weitere Kostenlose Bücher