Ermittlerpaar Moretti und Roland 02 - Suendenspiel
an.«
Safet presste die Lippen aufeinander, während sein Blick flackerte.
Liv hatte keinen Zweifel, in Safets Augen für eine Sekunde sowohl Trauer als auch Liebe gesehen zu haben, als sie seinen Vater erwähnt hatte. Verwunderlich, dachte sie, die Haushaltshilfe und Doktor Andersen hatten doch beide ein vollkommen anderes Bild von ihrem Verhältnis gezeichnet.
Liv räusperte sich.
»Wir haben die Waffe gefunden, mit der er …«
Sie unterbrach sich selbst.
»Wir haben die Machete, das Messer, gefunden, das vermutlich benutzt wurde, als Ihr Vater …«
Liv seufzte und schaute zu Safet. Seine Augen gaben ihr zu verstehen, dass er das alles nicht hören wollte. Sie entschied sich, es dabei zu belassen.
»Sie wissen schon, was ich meine«, sagte sie dann.
Safet nickte wieder.
Selbstverständlich tat er das. Schließlich hatten die Zeitungen ganz Dänemark mehr als reichlich mit Details versorgt. Allein die Titelseiten an den Kiosken mussten unerträglich für ihn gewesen sein. Verdammt, dachte Liv. Safet konnte dem nicht entfliehen, egal wie sehr er es versuchte. Die Politiker nutzten den Fall, um einen neuen Vorschlag zur Verschärfung des Waffengesetzes durchzukriegen, andere wollten der Öffentlichkeit den Zugang zu Militärgebieten verbieten, während die Medien darüber debattierten, ob das Verschreiben rezeptpflichtiger Medikamente strenger kontrolliert werden müsse.
»Es tut mir leid, dass wir Ihnen nicht gleich alles gesagt haben. Wir wollten Sie schonen, hätten aber vorhersehen müssen, dass es herauskommt, wenn die Medien erst informiert sind.«
Safet schüttelte den Kopf.
»Das ist mir verdammt noch mal egal«, murmelte er, ohne überzeugend zu klingen. »Esad ist tot. Daran können Sie nichts ändern.«
»Das ist wahr. Das kann ich nicht. Aber ich kann Ihnen vielleicht dabei helfen, die Wahrheit herauszufinden, was mit ihm passiert ist.
Safet sagte nichts.
»Eins wissen wir jetzt jedoch mit Sicherheit, was wir damals noch nicht wussten und was den Medien auch noch nicht bekannt ist.«
Safet sah sie interessiert an.
»Was?«
»Ihr Vater ist an einer Überdosis Morphin gestorben.«
Safet schüttelte den Kopf.
»Esad war kein Junkie«, sagte er verbittert.
Liv seufzte.
»Das weiß ich.«
Safet starrte sie an.
»Das wissen Sie?«
»Ja. Wir haben herausgefunden, wofür er das Morphin verwendet hat.«
Safet sagte nichts.
»Es kann gut sein, dass das für Sie ein Schock ist, aber Ihr Vater und Doktor Andersen haben es dazu verwendet, in mehreren Fällen aktive Sterbehilfe zu leisten.«
Safet zog einen Barhocker vor und ließ sich schwer darauf fallen. Sein Blick wich Livs aus. Sie schaute ihn überrascht an. Die Härte in seinem Gesicht war verschwunden.
»Sie haben es gewusst?«
Er schüttelte den Kopf.
»Er war doch mein Vater. Er hatte seine Praxis in unserem Haus. Da lässt es sich nicht vermeiden, dass man gewisse Dinge mitbekommt.«
Liv nickte. Safets Haltung war jetzt entgegenkommender, aber immer noch reserviert.
»Bedeutet das, dass Mogens ins Gefängnis muss?«, fragte er.
»Ja, darauf wird es wohl hinauslaufen. Aber erst nach einem längeren Prozess, bei dem Sie darauf vorbereitet sein sollten, dass das Leben Ihres Vaters erneut auf die Titelseiten der Zeitungen kommt.«
Safet seufzte tief, er schien wirklich nur noch seine Ruhe haben zu wollen.
»Welches Verhältnis hatte Ihr Vater zur Bibel?«
Safet zog gleichzeitig beide Augenbrauen nach oben.
»Der Bibel? Darüber weiß ich wirklich nichts. Warum?«
Liv schüttelte den Kopf.
»Haben Sie gewusst, dass er kürzlich eine Niere gespendet hat?«
»Nein. Wir haben in letzter Zeit nicht so viel miteinander gesprochen.«
In Safets Augen war so etwas wie Verdruss zu erkennen.
»Wie war Ihr Verhältnis zu Ihrem Vater?«
»Wohl wie das Verhältnis der meisten anderen Jungs zu ihren Vätern auch.«
»Sie haben in letzter Zeit nicht so viel miteinander gesprochen. Wieso?«
Safet stand auf und drehte ihr den Rücken zu. Er rührte wieder in dem Topf. Liv fragte ein zweites Mal, und dieses Mal bekam sie eine Antwort.
»Jeder von uns war mit seinen Sachen beschäftigt. Das habe ich doch schon gesagt.«
Mit anderen Worten, er wollte Liv nichts darüber erzählen. Okay, vielleicht ging sie das wirklich nichts an.
»Wie wir herausgefunden haben, hat er seine letzten Stunden in Åbenrå verbracht. Er hat im Royal zu Abend gegessen und sich in der Diskothek La Boîte mit zwei Frauen getroffen. Kennen Sie diese
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