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Ermittlerpaar Moretti und Roland 02 - Suendenspiel

Ermittlerpaar Moretti und Roland 02 - Suendenspiel

Titel: Ermittlerpaar Moretti und Roland 02 - Suendenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Therese Philipsen
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Lokalitäten?«
    Safet drehte sich nicht um.
    »Nein.«
    »In Åbenrå hat er sich mit den Angehörigen getroffen und die aktive Sterbehilfe geplant. Wir gehen davon aus, dass er die Stadt und die Diskothek gewählt hat, um so anonym wie möglich zu bleiben, ein Ort, an dem ihn niemand wiedererkannte und an dem niemand zufällig die Gespräche mitbekam und erraten konnte, was vor sich ging. Ein Ort, an dem es den anderen egal war, was er vorhatte. Gleichzeitig verwendete er einen falschen Namen, so dass nicht herauskam, wer wirklich hinter dem Ganzen steckte. Er wurde zuletzt gesehen, als er sich kurz nach Mitternacht in sein Auto gesetzt hat. Haben Sie irgendeine Idee, wo er danach hingefahren sein kann? Wo er geplant hatte, die Nacht zu verbringen?«
    Safet drehte sich noch immer nicht um, sondern schüttelte stumm den Kopf.
    »Sein Auto ist noch nicht gefunden worden. Und Sie sind sich sicher, dass er damit weggefahren ist, oder?«
    »Ja. Esad ist immer mit dem Auto gefahren.«
    »Er hat nicht den Zug genommen oder so?«
    Safet drehte sich um und sah sie an.
    »Ich glaube nicht, dass ihm das jemals eingefallen wäre.«
    Er lachte ein kurzes, künstliches Lachen.
    »Esad in einem Zug mit anderen Menschen. Das ist wirklich undenkbar und ganz und gar nicht sein Stil.«
    »Warum nicht?«
    »Er genierte sich sehr wegen seines Aussehens und fühlte sich an Orten mit vielen Menschen nicht wohl.«
    Liv notierte das auf ihrem Block.
    Safet seufzte tief und konzentrierte sich aufs Kochen. Sie ließ ihn tun, was getan werden musste, und schaute unterdessen in ihre Aufzeichnungen. Aber die Neugierde hatte Besitz von ihr ergriffen, und sie ertappte sich dabei, wie sie Safet anstarrte, als er einen Klumpen Teig nahm und ihn mit einem Nudelholz ausrollte. Mit einem Löffel verteilte er Öl darauf, so dass er glänzte. Dann strich er ihn mit den Handflächen glatt, bevor er an allen Ecken zog. Wieder und wieder. Bis er so dünn wie ein Blatt Papier war. Liv schaute ihm fasziniert zu. Der Teig wurde bis weit über die Tischkante hinaus gezogen. Dann verteilte er entlang der äußeren Kante einen Streifen Fleischfüllung in der Länge des Tisches, klappte den äußersten Teil des Teiges über die Füllung und rollte ihn über den Tisch. Am Ende hatte er eine lange, dünne Wurst, die er in mehrere kleine Stücke schnitt und in den Ofen schob. Dann stellte er die Uhr.
    »Kuchen mit Fleischfüllung?«, fragte Liv.
    »Möchten Sie vielleicht probieren?«, fragte er völlig unerwartet.
    Überrascht über sein Entgegenkommen schaute sie ihn an, und da schien er es auch schon zu bereuen.
    »Sie müssen nicht. Ich dachte nur, dass es schon spät ist und so. Vielleicht haben Sie Hunger?«
    Er senkte den Blick.
    »Camilla isst momentan doch nichts, und ich koche immer zu viel.«
    Liv lächelte. Er brauchte Gesellschaft.
    »Das möchte ich sehr gern. Ich habe nicht viel Zeit, aber einen kleinen Happen kann ich gut vertragen.«
    Safet schenkte ihr eines seiner seltenen Lächeln.
    »Wer weiß, vielleicht schmeckt es Ihnen ja?«
    Sie war sich sicher, dass es das tun würde.
    Liv nahm ein paar Teller und deckte den Tisch. Kurz danach landete das dampfende Blech auf dem Tisch, und sie aßen. Es schmeckte tatsächlich gut. Ein wenig wie Pita-Brot mit Rindfleisch. Nur besser. Sie tauchten das Essen in eine Sauce, die er Ajvar nannte. Es war eine Art Gemüsemischung mit Paprika, Auberginen, Chili und Knoblauch. Ihr Lob prallte an ihm ab, wenn er ihr denn überhaupt zuhörte.
    »Wenn Sie jetzt selbst kochen, können Sie sich ja immer Ihr Lieblingsessen machen?«
    Safet lachte mit vollem Mund und nickte. Liv aß weiter und trank von dem Sodawasser, das ihr Safet eingeschenkt hatte.
    »Sie haben letztens gesagt, Ihr Vater hat das für Sie an dem Tag gekocht, an dem er Ihnen von Ihrer Mutter erzählt hat. Was ist mit ihr passiert? Wurde sie von den Serben ermordet?«
    Safet hörte auf zu kauen. Er senkte den Blick für ein paar Sekunden, bevor er wieder zu ihr hoch sah. Eigentlich hatte sie keine Antwort erwartet, aber wenn man nicht fragte, bekam man ganz sicher keine.
    »Ich weiß nur, was mir Esad erzählt hat. Eine Gruppe serbischer Milizen ist in unser Haus ein Stück vor Srebrenica eingedrungen. Esad … oder mein Vater«, berichtigte er sich selbst, »hat sie gefunden. Sie lag in der Mitte des Wohnzimmers auf dem Boden. Ich lag auf ihr und habe geschrien. Dann hat er mich auf den Arm genommen und ist mit mir durch die Wälder geflüchtet. Wäre er

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