Ermittlerpaar Moretti und Roland 02 - Suendenspiel
mit frischem Kaffee und einem Korb mit irgendwelchen undefinierbaren kleinen, gelben, in Plastikfolie verpackten Kuchen wieder zurück. Sie goss Kaffee in die Plastikbecher, während der Kuchen herumgereicht wurde. Roland gönnte sich eine Pause von seinem Gesundheitstrip und einen der gelben Kuchen, bevor er sich wieder an die Tafel stellte.
»Fassen wir die Fakten zusammen«, sagte er und starrte auf Esad Nuhanovic, der vom obersten Bild auf sie herablächelte. Direkt darunter hing das Überwachungsfoto von Vibeke Lytzen mit ihren roten Locken.
»Vibeke Lytzens Alibi«, sagte er. »Haben wir das überprüft?«
Liv schüttelte den Kopf.
»Ihr Loverboy hat sich noch immer nicht gemeldet.«
»Vielleicht sollten wir ihm selbst einen Besuch abstatten?«
»Wir geben ihm bis morgen«, sagte Liv. »Sie läuft uns nicht weg. Sie hat nichts mehr zu verbergen.«
Roland stand auf und trat dicht vor ihr Foto. Er starrte es mit einem Auge an, als erwartete er, etwas zu finden.
»Ich gebe Liv Recht. Auch ich nehme ihr ihre Geschichte ab. Außerdem ist das wirklich kein Rockerstil«, sagte er in einem Versuch, diesen Einfallswinkel abzuschließen.
Miroslav argumentierte erneut, zumindest zu versuchen, die vier Rocker zu finden und sie zu verhören.
Roland schüttelte den Kopf.
»Darum soll sich die lokale Polizei kümmern«, sagte er. »Die untersuchen den Überfall auf Doktor Andersen.«
Roland dachte eine Sekunde lang an den Arzt, der gegen Kaution freigelassen worden war, bis sein Fall vor Gericht kam. Roland hatte ihn im Laufe des Tages angerufen, um ein wenig mehr über Frederik Willumsen zu erfahren, aber zu Rolands großem Ärgernis hatte er sich auf seine Schweigepflicht berufen. Solange Roland keinen Gerichtsbeschluss habe, könne er Fragen zu Patienten nicht beantworten.
Liv trat nach vorn an die Tafel und zeigte auf einen Kreis, in dem so etwas stand wie »verlässt den Ort in dunklem Auto«. Roland war sich selbst nicht einmal sicher, was er da geschrieben hatte.
»Wo wollte er hin?«, fragte sie und nahm einen Marker.
Sie zeichnete einen Strich von dem Kreis zu dem Namen Jacob Adamsen.
»Was meinst du?«
»Wenn Jacob Adamsens Machete für die Zerstückelung verwendet wurde, müssen sich die beiden irgendwann auf die eine oder andere Weise getroffen haben? Meinst du das?«, fragte Lind.
Liv nickte.
»Genau. Wenn Jacob Adamsen der Mörder ist, muss er Esad Nuhanovic getroffen haben, nachdem dieser sich gegen Mitternacht in sein Auto gesetzt hat. Aber wo?«
Auch Miroslav trat jetzt an die Tafel, dachte ein paar Sekunden nach und räusperte sich kurz.
»Er liest ihn auf. Vielleicht nimmt er ihn als Anhalter mit. Jacob Adamsen bedroht ihn, und es endet damit, dass er ihm eine Spritze mit Morphin in den Oberschenkel haut. Anschließend fährt er ihn zum Übungsgelände raus, wo er ihn in das Haus schleppt und sich die Nacht damit um die Ohren schlägt, ihm die Körperteile abzutrennen und die Haut abzuziehen.«
Liv übernahm.
»Aber warum zerteilt er die Leiche und zieht ihr die Haut ab? Warum überhaupt die Leiche zerteilen, wenn er sie einfach nur hätte vergraben können?«
»Vielleicht macht er aus der Haut eine Lampe?«, sagte Carsten.
»Sehr lustig«, sagte Roland und erhob sich vom Tisch.
»Nette kleine Theorie, Miroslav, aber es gibt da ein paar Probleme. Wir sind uns ganz sicher, dass der Tote nicht in das Haus geschleift wurde. Er wurde getragen. Also müssen es mehrere Personen gewesen sein. Das passt auch zu dem, was Kim Hjort im Obduktionsbericht geschlussfolgert hat. Auch er geht davon aus, dass mehr als eine Person während der Zerteilung das Messer geführt hat.«
Miroslav sah ihn an. Seine Augen flackerten, aber er gab Roland Recht.
»Vielleicht waren es zwei. Vielleicht Jacob Adamsen und sein Freund, der Selbstmord begangen hat.«
Das war keine dumme Theorie. Rolands Gedanken überschlugen sich.
»Woher hatten sie das Morphin?«
Miroslav hob seine Arme in einer ungeduldigen Geste.
»Vielleicht haben sie ihn gezwungen, zu sich nach Hause zu fahren und es zu holen?«
Roland schüttelte den Kopf. Dann hätte der Sohn sie gehört.
»Und woher sollten sie wissen, dass Esad Nuhanovic Morphin zu Hause hatte?«, fragte Liv, während Rolands Gedanken um Doktor Andersen kreisten, der auch Morphin bei sich gelagert hatte. Schließlich hatte er nur ein Alibi für den Abend, nicht aber für die Nacht. Er war am Abend von mindestens 26 Salsa tanzenden Frauen gesehen worden, was sie
Weitere Kostenlose Bücher