Ermittlerpaar Moretti und Roland 02 - Suendenspiel
Feindschaften entwickelten.
»Das ist mir nicht bekannt. Ich werde es Ihnen aber sagen, wenn ich etwas höre.«
»Tun Sie das«, sagte Liv, erhob sich, nahm ihr Tuch und schlang es um ihren Hals.
»Übrigens, warum haben Sie nicht erzählt, dass Sie den verstorbenen Esad Nuhanovic kannten?«, fragte sie unerwartet.
Merete Bechmann wollte auch aufstehen, setzte sich jetzt aber wieder und schüttelte den Kopf.
»Dass … ich … er war mein Hausarzt. Ich dachte nicht, dass das von Bedeutung ist.«
»Dann bestand doch auch kein Grund, das zu verbergen«, sagte Liv und machte bewusst eine Kunstpause. »Wenn Sie dann jemanden bitten könnten, uns den Schlafplatz von Jacob Adamsen zu zeigen?«
»Natürlich«, sagte Oberst Bechmann und griff zum Telefon.
Liv schaute zu Anette, während die Frau Oberst einen Soldaten in ihr Büro beorderte.
Anette zeigte auf die Hände und Liv nickte. Alle haben etwas, dachte sie.
Als sie das Büro verlassen hatte, nahm sie ihr Handy und rief Max an.
»Wir brauchen dich unten im Präsidium.«
27
E twas zu wagen bedeutet kurzfristig den Halt zu verlieren. Nichts zu wagen bedeutet sich selbst zu verlieren. Kierkegaard«, stand auf der Stickerei an der Wand über Anettes Kopf. Liv zog sich einen Stuhl zu ihrem Schreibtisch und setzte sich. Anette hatte immer diese kleine Stickerei bei sich und hängte sie über ihrem Platz auf. Das Gleiche galt für den schwarzen Bilderrahmen auf ihrem Schreibtisch mit einem Foto von ihrer Tochter und ihrem Enkelkind.
Anette hatte über das Institut für Militärpsychologie in der Svanemølle Kaserne die Psychologin ausfindig gemacht, die mit Jacob Adamsen gesprochen hatte, und der Zufall wollte es, dass sie wegen eines akuten Falls ausnahmsweise an einem Samstag im Institut war.
Anette stellte das Telefon auf laut und Liv rückte mit ihrem Block im Schoß näher, als eine Frau, die sich als Inge Jensen präsentierte, am anderen Ende zu hören war. Anette erklärte ihr, wer sie waren.
»Wir rufen an, weil wir erfahren haben, dass Sie mit dem Zeitsoldaten Jacob Adamsen gesprochen haben, nachdem er von seinem Auslandseinsatz in Helmand zurückgekommen ist«, sagte sie.
Inge Jensen sagte, sie habe die Mappe zu dem Fall bereits herausgesucht. Liv und Anette hörten sie blättern.
»Er ist sechs Monate in Helmand gewesen«, sagte Inge Jensen.
»Ich habe eine Woche lang jeden Tag mit ihm gesprochen, nachdem er nach Hause gekommen war.«
Sie erklärte, sie habe mit der ganzen Truppe gesprochen, als diese wieder zu Hause war.
»Die Gruppe fünf der Odin-Kompanie war ab Februar vergangenen Jahres in Afghanistan stationiert. Sie haben insgesamt sechs Kameraden verloren.«
Liv lehnte sich vor und sagte, dass sie etwas mehr über Jacob Adamsen erfahren mussten. Natürlich seien sie sich darüber im Klaren, dass sie keine Befugnis hatten, das Journal ausgehändigt zu bekommen. Adamsen läge aber nach einem Verkehrsunfall im Krankenhaus in Sønderborg und stünde unter Verdacht, in einen Mord in der Gegend verwickelt zu sein.
»Ihre Hilfe ist daher von großer Bedeutung für die Ermittlungen«, sagte Liv.
»Natürlich«, lautete die Antwort am Telefon.
Anette nickte.
Wie sie hörten, blätterte die Frau wieder in ihren Unterlagen.
»De facto hat gerade diese Kompanie an einem Versuchsprojekt teilgenommen. Eine Art Ausschleusungsprogramm, das drei Monate lief. Drei Monate Reha, in der die Teilnehmer Bewerbungen schrieben, mit Psychologen sprachen und Zeit miteinander verbrachten, um die Erlebnisse des Krieges zu verarbeiten. Nach dem Projekt hatten 97 Prozent einen neuen Job gefunden oder eine Ausbildung begonnen.«
Sie machte eine Pause.
»94 von 110 Soldaten haben das Angebot angenommen, an dem Versuchsprojekt teilzunehmen. Leider gehörte Jacob Adamsen nicht zu ihnen. Er war der Ansicht, keinen Bedarf zu haben, weil er sich bereits entschieden hatte, in der Armee weiterzumachen und nicht raus ins zivile Leben zu gehen. Ich habe sein Journal hier«, sagte sie, und sie hörten, wie sie ein Stück Papier hervorzog. Sie schwieg eine Minute, während sie das Schreiben überflog.
»Ja«, sagte sie dann und fasste zusammen: »Jacob Adamsen, 24 Jahre alt, aus Odense, leistete vier Monate Wehrpflicht ab, unterzeichnete anschließend einen Vertrag mit der Armee. Verbrachte acht Monate als Zeitsoldat-Schüler und trainierte für seinen Auslandseinsatz. Wurde mit der Odin-Kompanie entsandt. Kehrte ein halbes Jahr später nach Hause zurück und besuchte
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