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Ernest Hemingway

Ernest Hemingway

Titel: Ernest Hemingway Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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Die Straße stieg von neuem in Windungen an, und vor uns waren ein paar Birkhühner, die sich auf der Straße im Staub tummelten. Sie flogen mit schnellem Flügelschlag auf, als wir uns ihnen näherten, dann segelten sie in langen Schrägen davon und ließen sich auf dem Abhang unter uns nieder.
    «Wie groß und schön sie sind! Sie sind größer als europäische Rebhühner.»
    «Es ist ein großartiges Land für la chasse, wie Fontan sagt.»
    «Und wenn es keine chasse gibt?»
    «Bis dahin sind wir tot.»
    «Der Junge aber nicht.»
    «Es gibt keinen Beweis dafür, daß er dann nicht tot sein wird.»
    «Wir hätten gestern abend hingehen sollen.»
    «O ja», sagte ich. «Wir hätten hingehen sollen.»

Der Spieler, die Nonne und das Radio
    Man lieferte sie so um Mitternacht ein, und dann hörte jedermann längs des Korridors die ganze Nacht hindurch den Russen.
    «Wo ist er verwundet?» fragte Mr. Frazer die Nachtschwester.
    «Ich glaube, im Oberschenkel.»
    «Und was ist mit dem andern los?»
    «Ach, ich fürchte, der wird sterben.»
    «Wo ist er verwundet?»
    «Zweimal im Unterleib. Man hat nur eine von den Kugeln gefunden.»
    Beide waren Rübenhacker, ein Mexikaner und ein Russe, und sie saßen in einem Lokal, das die ganze Nacht offen war, und tranken Kaffee, als jemand in die Tür trat und auf den Mexikaner zu feuern begann. Der Russe kroch unter einen Tisch und wurde zum Schluß von einer verirrten, für den Mexikaner bestimmten Kugel getroffen, als der mit zwei Kugeln im Unterleib am Boden lag. So stand es in der Zeitung.
    Der Mexikaner erzählte der Polizei, er habe keine Ahnung, wer auf ihn geschossen hätte. Er hielte es für einen Zufall.
    «Einen Zufall, daß er acht Schüsse auf dich abgab und dich zweimal getroffen hat?»
    «Si, Senor», sagte der Mexikaner, der Cayetano Ruiz hieß. «Ein Zufall, daß er mich überhaupt getroffen hat, der cabron», sagte er zu dem Dolmetscher.
    «Was sagt er?» fragte der Polizeidetektiv und blickte über das Bett hinweg den Dolmetscher an.
    «Er sagt, es sei ein Zufall gewesen.»
    «Sag ihm, daß er sterben wird, daß er die Wahrheit sagen soll», sagte der Detektiv.
    «Na», sagte Cayetano, «aber sagen Sie ihm, daß ich mich sehr krank fühle und vorziehen würde, nicht soviel zu reden.»
    «Er sagt, daß er die Wahrheit spricht», sagte der Dolmetscher. Dann sagte er dreist zu dem Detektiv: «Er weiß nicht, wer auf ihn geschossen hat. Man hat ihn in den Rücken geschossen.»
    «Ja», sagte der Detektiv, «ich verstehe schon, aber warum sind die Kugeln alle vorn reingegangen?»
    «Vielleicht spinnt er», sagte der Dolmetscher.
    «Hör mal», sagte der Detektiv und fuchtelte mit dem Finger direkt vor Cayetanos Nase, die wachsgelb aus seinem Totengesicht herausragte, in dem die Augen so lebendig waren wie die eines Habichts. «Es ist mir ganz schnuppe, wer auf dich geschossen hat, aber ich muß die Sache hier aufklären. Willst du denn nicht, daß der Mann, der auf dich geschossen hat, bestraft wird? Sagen Sie ihm das», wandte er sich an den Dolmetscher.
    «Er will, du sollst sagen, wer auf dich geschossen hat.»
    «Mandarlo al carajo», sagte Cayetano, der sehr müde war.
    «Er sagt, er hat den Kerl überhaupt nicht gesehen», sagte der Dolmetscher. «Wahrhaftig, ich sage Ihnen, man hat ihn in den Rücken geschossen.»
    «Fragen Sie ihn, wer den Russen verwundet hat!»
    «Armer Russe», sagte Cayetano. «Er lag am Boden und hatte den Kopf zwischen die Arme gesteckt. Er begann zu schreien, als sie ihn treffen, und er schreit und schreit, immerzu. Armer Russe.»
    «Er sagt, irgendein Kerl, den er nicht kennt. Möglicherweise derselbe Kerl, der auf ihn geschossen hat.»
    «Hör mal», sagte der Detektiv, «wir sind hier nicht in Chicago. Du bist kein Gangster. Du brauchst dich nicht wie in einem Film zu benehmen. Es ist völlig in Ordnung, wenn du erzählst, wer auf dich geschossen hat. Jeder würde erzählen, wer auf ihn geschossen hat. Es ist völlig in Ordnung, das zu tun. Nimm mal an, du sagst nicht, wer es ist, und er erschießt jemand anderes. Nimm mal an, er erschießt eine Frau oder ein Kind. Du kannst ihn doch nicht einfach so laufenlassen. Sagen Sie ihm das», wandte er sich an Mr. Frazer. «Ich trau dem verfluchten Dolmetscher nicht.»
    «Ich bin absolut zuverlässig», sagte der Dolmetscher.
    Cayetano blickte Mr. Frazer an.
    «Hören Sie mal, amigo», sagte Frazer, «der Polizist sagt, daß wir nicht in Chicago, sondern in Hailey, Montana sind. Sie sind

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